Donnerstag, 28. Juni 2007

Audimax: Ein paar Denkanstöße

100 Millionen Euro. So viel, sagte ein Gerücht, das es unter anderem bis in die taz geschafft hat, solle das Audimax kosten. Das ist eine gigantische Summe für diese kleine Uni. Viele wollte das nicht glauben, allerdings gibt es einen interessanten Anhaltspunkt, dass diese Zahl stimmen könnte: Laut LZ vom 25.06. hat Dr. Spoun freimütig erzählt, schon seit längerem eine Sponsorenzusage über 85% erzahlten zu haben. Das wären 85 Mio €. Über die fehlenden 15 Mio € gibt es in der Rahmenvereinbarung eine Zusage seitens Stadt- und Landkreis Lüneburg. Die Zahl sollte also stimmen.

Derzeit studieren etwa 9200 Menschen an der Uni. Pro Studierendem werden also weit mehr als 10000 € ausgegeben. Blasphemische Frage: Wie würde die Uni dastehen, wenn diese Summe der Forschung und der Lehre zur Verfügung stehen würde? Oder nur ein Zehntel davon? Offenbar ist es Sascha Spoun gelungen, relativ mühelos und in äußerst kurzer Zeit 100 Mio € einzuwerben. Sollte er innerhalb der nächsten 12 Monate nur 10 Mio € zusätzliche Mittel für die Lehre auftreiben, ziehen wir unseren Hut und stellen dieses Blog ein. Verprochen.

Für die Berufung von Daniel Libeskind (die über unsere Köpfe hinweg entschieden wurde) stellt das Land Niedersachsen Sondermittel zur Verfügung. Kann das sein? Wir haben massive Probleme, die Lehre in bestimmten Fächern aufrecht zu erhalten, Dr. Spoun spekuliert schon öffentlich damit, die Zahl der Studierenden zu senken, um diese Problem zu lösen. Das alles, weil nicht genügend Mittel von der Landesregierung nicht bereit gestellt werden? Und solche Mittel gibt es so mir nichts dir nichts für eine Gast-Professur in einem bei uns eher irrelevanten Bereich und wahrscheinlich für eine Professur, die wahrscheinlich nicht für die Lehre eingerichtet wurde, sondern damit das Audimax ohne Ausschreibung gestaltet und gebaut werden kann? Hier drängt sich massiv der Eindruck auf, dass wir mit dem schönen Schein des neuen Audimax erschlagen werden sollen, während man uns an der Nase herumführt.

Noch zur Personalie Libeskind: Im weißen Gold wird behauptet, er sei für die Lehre wenig geeignet. Da müssen wir ihn wohl verteidigen. Laut LZ ist dies die 25. Berufung Libeskinds an eine Universität. Als Referenenz wird u.a. Yale genannt. Einem allgemeinen Libeskind-Bashing wollen wir uns nicht anschließen. Und auch die ästhetische Qualität tut wenig zur Sache.

In den Diskussionsforen ist noch ein interessantes Argument aufgetaucht: Wegen Mittelkürzungen könnten sehr bald Hochschulen in Niedersachsen geschlossen werden. Dass gerade die kleine Universtität Leuphana davon betroffen sein könnte, ist nicht von der Hand zu weisen. Durch den Audimax-Bau und die Libeskind-Berufung könnte man es der Landesregierung tatsächlich schwer machen, gerade uns "abzuwickeln". Aber dass sich die Uni über Audimax und Libeskind statt über Forschung und Lehre profilieren will: Arme Leuphana!

P.S.: Laut Dr. Spoun ist weiterhin völlig offen, ob das Audimax überhaupt gebaut wird. Wer's glaubt...

Audimax: Meinungsbild zur Ästhetik

Gestern also hat Daniel Libeskind die Entwürfe für das Audimax vorgestellt. Seine "Show" ist sehr gut aufgenommen worden und er halt viel Applaus erhalten. In den Kommentaren findet sich eine recht fundiert klingende Stellungnahme, warum das Audimax inadäquat ist. Die Kurzumfrage im Bekanntenkreis ergab ein ambivalentes Bild. Einige finden den Bau "cool" oder "toll". Andere finden ihn lächerlich und benutzen Begriffe wie "Ufo" oder "Science Fiction". Einer meinte, das sei nur ein zweites jüdisches Museum, eben in Lüneburg statt in Berlin. Auch wenn der Audimax-Entwurf bei weitem nicht so düster und zerrissen wirke, so verwende er doch die gleiche Formensprache: zerrissene Flächen, erdrückende Fassade, expressionistisch-psychotisch wirkende schiefe Winkel. Das sei im Grunde nicht besonders kreativ oder konzeptionell auf Lüneburg und den Campus abgestimmt. Der Bau könnte einerseits ein gewisses Maß an Aggression aber auch Unkonventionalität, Freiheit (der Lehre?) und Ungebundenheit ausdrücken. Andererseits kann man ihn auch als aggressiv, erdrückend und wenig halt gebend empfinden. Ein Wissenschaftsbau solle die schlichte Klarheit von Wissenschaft und Emperie vermitteln. Dieser Entwurf tue das Gegenteil.

Obige Aussagen sind zusammengefasste Zitate aus Gesprächen und aufgeschnappte Gesprächsfetzen. Das Stimmungbild ist (was für ein Wunder!) stark gespalten. Denkt man an die Veranstaltung im Bibliotheksfoyer, scheint der Entwurf ganz überwiegend sehr positiv aufgenommen worden zu sein. Fragt man im Bekanntenkreis herum, ist das Bild ein völlig anderes und die Skeptiker sind weit in der Mehrheit. Dies ist natürlich überhaupt nicht repräsentativ.

Dienstag, 26. Juni 2007

Daniel Libeskind zum Leuphana-Gastprofessor berufen

Äußerlich betrachtet eine tolle Sache. Der derzeitige Star der Architektur, Daniel Libeskind, unter anderem mit dem Bau des "Freedom Tower" in New York beschäftigt, lehrt an unserer kleinen Uni. Das war heute der LZ eine Schlagzeile wert und darüber dürfen wir uns, Leuphana hin oder her, ruhig freuen.

Schade, dass die Freude ein wenig getrübt ist durch die Art und Weise seiner Berufung. Der normale Weg ist, dass Bedarf für eine Professur festgestellt wird. Dann entscheidet der Senat über eine Ausschreibung, die dann anhand sachlicher Kriterien der beste Bewerber gewinnen würde. Eine solche Ausschreibung würde Daniel Libeskind ziemlich sicher gewinnen. Das ganz kann man hochschulintern als demokratischen Prozess unter Einbeziehung der Statusgruppen begreifen.

So ist es leider nicht gelaufen. Der Senat konnte sich nicht zu einer Berufung durchringen. In Folge dessen haben Stiftungsrat und Landesregierung Grünes Licht von oben gegeben. Die Berufung Libeskinds wurde nicht demokratisch sondern autoritär entschieden.

Unterstrichen wird der Imagegewinn, den Libeskind der Universität Leuphana bringt. Das ist aber nur die eine Seite. Das Audimax müsste als Multimillionen-Projekt öffentlich ausgeschrieben werden. Ausnahme ist eine so genannte "In-House"-Vergabe, bei der Projekte ohne Ausschreibung an die eigenen Beschäftigten gegeben werden können. Und ein solcher ist Daniel Libeskind ja nun. Das Audimax kommt also, und zwar ohne Ausschreibung und so wie Spoun und Keller es sich wünschen, im Zweifel also mit Hotel und Tiefgarage auf Kosten von Biotop und Vamos.

Montag, 25. Juni 2007

Libeskindseminar stellt Ergebnisse vor

Das Präsidium der Leuphana Universität Lüneburg lädt Sie herzlich zur öffentlichen Abschlussvorlesung einer Lehrveranstaltung von Daniel Libeskind ein.

"Die Universität in der Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts - architektonische, künstlerische und feldtheoretische Aspekte."

Die Vorlesung findet am Mittwoch, 27. Juni 2007, um 10 Uhr (s.t.) im Bibliotheksfoyer der Leuphana Universität Lüneburg, Campus Scharnhorststraße, statt.



(Übernommen von der AStA-Seite)

Samstag, 23. Juni 2007

Sascha Spoun steht Rede und Antwort

Wer bisher keine Zeit hatte, zu den Infoveranstaltungen zu kommen, kann das nachholen. Unter dem Titel "Quo vadis Leuphana" halten die Grünen Ratsherren eine öffentliche Fraktionssitzung ab. Sie findet am Montag 25.06. ab 19.30 in der Handwerkskammer Friedrichstraße statt. Dr. Spoun will an diesem Abend die Neuausrichtung erläutern und auf Frage eingehen.

Freitag, 22. Juni 2007

(Noch) Keine Mehrheit für Libeskind

Die Senatssitzung am vergangenen Mittwoch behandelte u.a. den TOP "Berufung einer nebenberuflichen Professur für Architekturentwurf". Im Mai hatte das Präsidium eine externe Berufungskommision nach §26(3) NHG zusammengestellt, in welcher die Statusgruppen der Universtität kein Stimmrecht haben. Die Kommission tagte dann unter größtmöglicher Umgehung der Hochschulöffentlichkeit und fernab der Universtität am 3. Juni im Ritz-Carlton in Wolfsburg. Höchstwahrscheinlich hat sie bereits eine konkrete Personalie, nämlich Daniel Libeskind, vorgeschlagen, worüber der Senat nun unter Ausschluss der Öffentlichkeit abzustimmen hatte. Der ganze Vorgang ist derart merkwürdig, dass sich der AStA und die studentischen Senatoren einer öffentlichen Anfrage veranlasst sah.

Der Berufung Libeskinds steht die Hochschulöffentlichkeit sehr ambivalent gegenüber. Einerseits wäre es ziemlich "sexy", den Architektur-Star an der Universität Leuphana zu wissen, wo er auch gleich das geplante Audimax gestalten könnte. Andererseits ist er ein Spezi unseres Vizepräsidenten Holm Keller, was der ganzen Angelegenheit ein Geschmäckle nach Vetternwirtschaft und Postenschacherei gibt, besonders wenn man betrachtet, unter welchen dubiosen Umständen diese Berufung vorbereitet wird. Erlaubt sein muss auch die Frage nach dem Sinn einer Professur für Architekturentwurf vor dem Hintergrund von Stellenstreichungen in der BWL und den Sozialwissenschaften und den vielen vakanten Professuren, die weiterhin unbesetzt bleiben. Die Schaffung einer solchen Professur ist unserer Meinung nach keine adäquate Antwort auf die Forderungen der Studierenden nach einer besseren Lehre.

Diese Ambivalenz zeigt sich auch im (geheimen aber durchgesickerten) Ergebnis der Senatsabstimmung von 5:5 Stimmen ohne Enthaltung. Dieses Ergebnis kann nur zustande kommen, wenn die Professoren alleine ohne den übrigen Senat abgestimmt haben. Das geschieht üblicherweise, wenn der Senat als ganzer zuvor schon zu keinem klaren Abstimmungsergbnis kam. Libeskind ist also in mehreren Abstimmungen hintereinander durchgefallen. Es heißt, dass vor allem die Vertreter der ehemaligen FH für ihn gestimmt haben.

Daniel Libeskind bleibt also vorerst in New York. Ein letztes Wort war diese Abstimmung allerdings nicht.

Donnerstag, 21. Juni 2007

Was steckt hinter der Holm Keller GmbH?

Holm Keller ist Vizepräsident für Universitäts- und Organisationsentwicklung, Personal, Haushalt und zentrale Verwaltung, also sozusagen so etwas ähnliches wie ein Kanzler und wurde auch als solcher bezeichnet. Frühere Stationen seiner Tätigkeit waren McKinsey und Bertelsmann, seine primäre Aufgaben liefen immer wieder auf Organisation und Networking hinaus. Auch hier arbeitet er so, wie die Fälle "Scholz & Friends" und "Libeskind" zeigen. Das nennt man gelegentlich auch "Vetternwirtschaft". Ob Holm Keller seinen ehemaligen Arbeitgebern und deren neoliberalen asozialen Zielen noch verpflichtet ist, können wir nicht beweisen. Wer McKinsey und die Bertelsmann-Stiftung/CHE kennt, ahnt, dass vieles dafür spricht.

So ein Posten als "Quasi-Kanzler" mit derart vielen Zuständigkeiten sollte eigentlich ein Vollzeit-Job sein, der wenig Raum für anderes lässt, besonders für einen Kulturmanager, der wenig Kompetenzen im Hochschulbereich hat. Trotzdem findet Holm Keller Zeit für allerlei Nebenjobs u.a. als Essayist oder Mitglied verschiedener Vorstände, Stiftungen und Netzwerke oder auch als Dramaturg in Berlin.

Als sei das nicht genug, hat er noch eine GmbH gegründet, die "Holm Keller GmbH", Leinpfad 82, 22299 Hamburg, HR B 99808 Hamburg. Eingetragen ist sie für die Branchen Marketingservice, Veranstaltungsservice, Marketing, Events, Entwicklung, Produktion, Vertrieb. Sie wurde im November 2006 und ist seit dem 18.01.2007 am Amtsgericht Hamburg eingetragen.

Diese Unternehmung sind also keine "alte Verpflichtung" sondern ein neues Projekt, das offenbar viel mit der Leuphana und Kellers Wirken in der Hochschulpolitik zu tun hat. Gerüchten zufolge könnte es sich um die Gestaltung, Produktion und den Vertrieb von Lehrmitteln an Hochschulen handeln.

Wurde hier wieder der Bock zum Gärtner gemacht?

Mittwoch, 20. Juni 2007

Soziale Auslese an der Leuphana

Das Deutsche Studentenwerk hat wieder eine Sozialerhebung durchgeführt mir Fragen wie "Welches ist der höchste berufliche Abschluss Ihres Vaters/Ihrer Mutter?" Das Ergebnis ist wie in den früheren Erhebungen eindeutig. Akademikertum wird vererbt. Von 100 Akademiker-Kindern schaffen 83 den Sprung an die Universitäten, bei Kindern aus Arbeiterhaushalten sind es nur 23.

Das hat kulturelle und finanzielle Ursachen. Die kulturellen: Kinder aus den so genannten bildungsfernen Schichten haben es schlicht und ergreifend schwerer, die gleiche Leistung wie höher gestellte Kinder zu erbringen, wenn ihnen beispielsweise das Lesen und eine Bildungskultur nicht im Elternhaus vermittelt wird. Grundschulkinder aus höher gestellten Haushalten schaffen bei gleicher Intelligenz ihre Gymnasialempfehlung oft spielend, während sozial niedriger gestellte Kinder wesentlich härter für die gleiche Einstufung arbeiten müssen, weil für sie Bildung außerhalb der Schule kaum stattfindet und eingeübt wird.

Genauso stark wirken sich die materiellen Ursachen aus. Das beginnt schon bei Schulbüchern, Klassenfahrten oder schlicht der Wohnsituation; es betrifft längst nicht nur Hartz-IV-Empfänger und endet in der Frage: Wird das Bafög reichen? Können meine Eltern mich unterstützen? Werde ich einen Bildungskredit später zurückzahlen können? Da ist der Weg in eine Ausbildung und das frühe "eigene Geld" wesentlich einfacher, besonders auch, wenn die Eltern nicht den Anspruch vermitteln, ihr Kind solle studieren, sondern ihm vorleben, dass frühes eigenes Geld Sicherheit bedeutet.

Hartz IV, niedrigere Löhne, höhere Unsicherheit, stärke Rationalisierung, höhere Anforderungen bei schlechteren Bedingungen und das Abgleiten der Mittelschicht verstärken dieses Sicherheitsdenken noch. In Deutschland studieren zu wenige. Wir können es uns nicht leisten, Talente einfach verkümmern zu lassen. Und falls wir es uns wirklich "leisten" könnten, ist es menschenverachtend, bestimmte Schichten strukturell von der Bildung auszuschließen. Der Nachwuchs muss gefördert werden. Und zwar nicht nur an den Schulen sondern auch beim Hochschulzugang.

Konkret beobachten wir aber gerade das Gegenteil einer solchen Förderung: BaFöG erhalten weniger als 30% der Studierenden. Studiengebühren/Bildungskredite schrecken Interessenten aus dem "Prekariat" ab. Was tut die Leuphana in dieser Situation? Gibt es ein Konzept, die Studierendenzahl auf das notwendige Niveau anzuheben? Gibt es ein Konzept, soziale Benachteiligung abzufedern? Vielleicht ein didaktisches Modell, verschüttete oder verborgende Talente zu fördern? Das wäre innovativ. Und leider zu schön um wahr zu sein. Das Gegenteil geschieht: Eingeführt wird ein Aufnahmetest, der Bewerber aus sozial schwacher Herkunft noch stärker benachteiligt als ohnehin schon. Und ein Studienmodell, dessen Workload einen Abschluss in der Regelzeit für diejenigen unmöglich macht, die auf einen Nebenjob angewiesen sind und ein so genanntes "faires Teilzeitstudium", das die Studiengebühren auf einen längeren Zeitraum streckt, jedoch beispielsweise für den BaFöG-Bezug völlig irrelevant ist.

Soziale Fragen werden nicht strukturell angegangen, stattdessen schließt sich die Uni der Stiftung der "Jimmy and Rosalynn Carter Partnership Foundation" an und lädt den Ex-US-Präsidenten nach Lüneburg ein, um hier feierlich kleinere Preise an ausgewählte "soziale" Projekte" zu verteilen (siehe LZ 20.04.). Almosen also anstelle struktureller Verbesserung. Wenn im Rahmen der Leuphana-Denkwelt das Wort "sozial" auftaucht, dann ist damit nicht gemeint, die sozialen Standards zu verbessern, sondern die künftige Funktionselite auf den Umgang mit sozial niedriger gestellten Menschen und deren Führung vorzubereiten.

Der Spiegel: "Beschämend für eine Demokratie"
taz: Die Bildungsschicht bleibt unter sich

Dienstag, 19. Juni 2007

Klartext

Zusätzlich zu den Info-Veranstaltungen fand eine Diskussionrunde statt, die vom RCDS organisiert worden war. Hier ging es vor allem um die Verwendung der Studiengebühren. Auch die Neuausrichtung war ein Thema und Dr. Spoun wurde überraschend deutlich.

Ein Gerücht, das immer wieder auftauchte, besagt, dass die Zahl der Studierenden an der Uni sinken wird. Im kommenden Semester soll die Uni ungefähr 1300 Studierende neu aufnehmen. Ungefähr 1000 Studierende haben uns bereits verlassen und es ist sehr wahrscheinlich, dass zum Ende diesen Semesters mehr als 300 gehen, sodass unsere Uni tatsächlich schrumpft. Manche befürchten, dass dies ein dauerhafter Prozess sei.

Dies hatte Dr. Spoun bisher immer dementiert: Eine Absenkung gebe es allenfalls mittelfristig, um die Universität Leuphana zu konsolidieren. Erstaunlich deutlich daher seine Aussage, dass in der Vergangenenheit zu viele Studenten zum Studium zugelassen worden seien, was zu tief greifenden Problemen geführt habe. Und er sagte auch, wo sich Studierenden besonders als Ballast fühlen dürfen: In den Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften.
Ich will den Betreuungsschlüssel verbessern, dafür bin ich viel gescholten worden. Aber wie geht das?
Mehr Dozenten gibt es nicht, im Gegenteil: Lehrstühle sollen abgebaut werden. Bleibt also nur, die Zahl der Studierenden zu senken. Und zwar auf Dauer, wenn das Ziel, den Schlüssel zu verbessern, ernst gemeint ist. Obwohl auch in der BWL Professuren eingespart werden müssen, verschiebt sich der Schwerpunkt damit letztlich in Richtung "wirtschaftsnahe" Fächer. Schrumpfung, elitäre Auswahl, fachlicher Schwerpunkt auf eine "Business School", Neoliberalisierung unserer Uni: Es sieht leider weiterhin danach aus, als ob unsere Befürchtungen sich bewahrheiten. Und die Anti-G8-Demos hätten statt bei Heiligendamm auch gleich in der Scharnhorststraße stattfinden können...

Mittwoch, 6. Juni 2007

Studiengebühren: Minister Stratmann unfähig?

Ministerium hängt in der Luft und bekommt keine Informationen zur Verwendung der Studiengebühren - jetzt sollen die Studis helfen.

Wissenschaftsminister Lutz Stratmann hat einen Brief an alle niedersächsischen Studierenden verfasst, in dem er um Informationen bezüglich der Verwendung der Studiengebühren bittet.

Scheinbar hängt das Ministerium total in der Luft, die Bitte um Informationen klingt reichlich verzweifelt - zumal der inhaltsleere Brief nicht gerade auf große Detailkenntnis schließen lässt. Es ist schon sehr amüsant, dass der Minister selbst keinen Überblick hat, welche Auswirkungen sein Gesetz hat. Jetzt die Studierenden um Informationen zu bitten, grenzt schon an Ironie, zumal diese die Belastung der Studiengebühren tragen müssen und offiziell zu Kunden erklärt wurden. Jetzt plötzlich sollen sich die Kunden also beteiligen - eine seltsame "Neuausrichtung" der Hochschulpolitik des Landes.

Vielleicht überlegt man sich ja beim nächsten genialen Gesetz vorher, ob es sinnvoll und praktikabel ist - und vor allem, wie man die relevanten Infos erhält
Quelle: AStA

Dienstag, 5. Juni 2007

Neuausrichtung Rechtswidrig?

Überall im Land klagen Studierende gegen Studiengebühren. In Nordrhein-Westfalen hatten sie teilweise Erfolg: Die an der Uni Siegen erhobenen Studiengebühren sind nicht rechtens, weil sie in nicht öffentlicher Sitzung entschieden worden sind.

Niedersachsen ist nicht NRW und über Studiengebühren kann unsere Uni so gar nicht entscheiden, trotzdem fallen hier lauter Beschlüsse: Neuausrichtung, Aufnahmetests, Audimax, Reformen... und all das in nicht öffentlichen Sitzungen und unter Geheimhaltung. Wieviel davon schon deshalb gar nicht rechtens ist...?

Leuphana-Semester als Oberstufen-Ersatz

Die Universtität Leuphana wird von allen Seiten mit Lob überschüttet. Das hat heute die LZ nochmal nett zusammengefasst. Unter anderem hat sich das Leuphana-College beim "Forum Bildung" der SPD zusammen mit zwei anderen Bildungseinrichtungen vorgestellt. Die Abschlussrede hielt SPD-Vorsitzender Kurt Beck. Was er genau dort für eine Rede gehalten hat, steht freilich nicht dabei, Hauptsache Dr. Spoun sonnt sich in Prominenz. Weniger prominente Teilnehmer dieser Veranstaltung äußerten allerdings sehr heftige Kritik (entsprechende Aussagen liegen uns vor).

Ein wichtiges Problem sei, dass das Abitur die Bewerber nicht mehr genügend aufs Studium vorbereite. Dies wird als Grund genannt für das Leuphana-Semester, Komplementärstudium usw. An und für sich ist das ein sehr lobenswerter Gedanke, die Frage ist nur, wie sich das mit der verkürzten Studiendauer des Bachelor vereinbaren lässt. Die Antwort ist wohl: Gar nicht. Großes Vorbild USA: In Stanford würden die ersten 4 Semester aus allgemeinbildenden Studieninhalten bestehen, wobei aber unterschlagen wird, dass es dort ein Abitur wie in Deutschland gar nicht gibt und die Lerninhalte eines College ungefähr mit der hiesigen Oberstufe vergleichbar sind. Vor dem Hintergrund ist auch interessant, dass viele Länder mittlerweile die 13. Klasse zum Abi abgeschafft haben.

Zurück zur Frage: Was wäre der richtige Weg, künftig Abiturienten sicher durchs Studium zu bringen? a) Das Abitur und die Oberstufie reformieren? b) dafür sorgen, dass in den einzelnen Studiengängen anfangs das konkret für diesen Studiengang notwendige Grundlagenwissen vermittelt wird? Oder c) von den ohnehin schon sehr kurzen 6 Semestern noch ein Semester abknapsen und dieses fast so unspezifisch gestalten wie die bisherige Oberstufe?

Das Präsidium hat sich für c) entschieden, nennt das ganze "Leuphana-Semester", verwendet altbekannte Rezepte wie das altbekannte und vormals mehrfach gescheiterte Einführungssemester und verkauft uns das ganze auch noch als "Innovation" (lat. für Neuerung).

Sonntag, 3. Juni 2007

Holm Keller gibt wieder Interviews

Nach vergangenen Entgleisungen gibt Holm Keller mal wieder ein Interview, diesmal dem Unicum. Neues steht da freilich kaum drin. Unicum fragt nach dem Ursprung des Namens "Leuphana" und Holm Keller erhebt ihn zum Symbol der Neuausrichtung ganz so, als habe es die Kritik der letzten Monate überhaupt nicht gegeben. Und im Kasten daneben wird wieder auf Ptolemäus bezug genommen, obwohl längst bekannt ist, dass die Zuordnung Leuphana-Lüneburg einfach nur Unfug ist.

Spannender wird es, wenn Holm Keller (wohl zu recht) den bisherigen Bachelor kritisiert. Der sei keine ausreichende Ausbildung für den Berufseinstieg. Eine Aussage, die unsere Bachelor-Absolventen am besten gleich in ihre Bewerbungsmappen heften. Holm Keller will mit 40 Unternehmen gesprochen haben, was die sich so wünschen. Eine wahrhaft repräsentative Stichprobe.

Logische Konsequenz wäre eigentlich, den Leuphana-Bachelor stark an wirtschaftlichen Interessen auszurichten, was darauf hinausliefe, Fachleute auszubilden. Speziell für die ehemaligen FH-Studiengänge wäre das sehr sinnvoll. Auf der anderen Seite steht aber die Kritik am "Fachidiotentum", das durch ein Schmalspurstudium entsteht. Deshalb gibt es im Leuphana-Bachelor nun Leuphana-Semester, Major, Minor und das Komplementärstudium. All das in nur sechs Semestern natürlich inklusive Praktika.

Wird also die Fachausbildung noch oberflächlicher? Oder wird sie vertieft, wobei vom Studieren "in die Breite" doch nichts übrig bleibt? Welche dieser beiden Fragen man auch bejaht, in der anderen Frage werden wir belogen. Es sei denn, wir lassen eine dritte Frage zu: Oder wird man für ein adäquates Studium doch viel mehr als 6 Semester brauchen, sodass ein solches Studium nur noch für Überflieger und Elitestudenten interessant und relevant sein dürfte? Darauf deutet ja vieles hin...
Unicum: Sie sagten vorhin, dass der Bachelor bei Arbeitgebern nicht besonders viel zählt. Aber wie wollen Sie gewährleisten, dass der Leuphana- Bachelor in dieser Hinsicht eine Ausnahme ist?

Holm Keller: Mit Sicherheit sagen können wir das auch nicht. Wir glauben indes zu verstehen, was Arbeitgeber wollen, und haben unseren Studiengang dementsprechend ausgerichtet. Aber es geht uns ja nicht nur um die Erwartungen möglicher Arbeitgeber. Wir wollen unseren Studierenden interessante Erfahrungen, Verantwortungsbewusstsein und einen gewissen Stolz mitgeben. Und die Resonanz, die der Leuphana-Bachelor bisher von den vielen studentischen Mitarbeitern unseres Teams bekommen hat, ist sehr positiv.
Ignoranter geht es wohl nicht mehr... Das komplette Interview kann hier nachgelesen werden.