Donnerstag, 26. April 2007

Faires Teilzeitstudium ab WS 2008 geplant

Mehr (Akademiker-)Kinder braucht das Land. 7 % aller Lüneburger Studenten erziehen Kinder im Alter unter 14 Jahren. Sie brauchen 4 Semester länger als ihre Kommilitonen. Das schreibt heute die Landeszeitung und wartet mit einem Clou auf: Dr. Spoun kündigt ein faires Teilzeitstudium an. Durch die Wahl von weniger Modulen pro Semester könne man das Bachelor-Studium auf 9 bis 12 Semester verlängern und müsse nur anteilige Studiengebühren bezahlen. Der Wechsel zwischen Teil- und Vollzeit solle von Semester zu Semester flexibel möglich sein.

Und hatte es vor kurzem noch geheißen, Arbeit oder Kindererziehung sei neben einem Vollzeitstudium nicht möglich, so betont Holm Keller nun, dass es neben diesem Studium auch möglich ist, andere Dinge zu machen: arbeiten, Angehörige pflegen, Kinder erziehen.
Die meisten Studierenden müssen oder wollen heutzutage nebenher arbeiten.
Nur wie das ganze Bafög-technisch gestaltet werden könne, ist noch unklar.

Das ist nach den teilweise diskriminierenden Äußerungen der letzten Wochen und der von Dr. Spoun propagierten 67-Stunden-Woche für Studenten eine völlige Kehrtwende, wie sie radikaler nicht sein könnte. Noch vor weniger als zwei Wochen beklagte Dr. Spoun auf dem Wifo-Stammtisch die längeren Studienzeiten und die Untauglichkeit des bisherigen Bachelors. Um kürzer zu studieren, müsse intensiver studiert werden:
Neben dem Studium arbeiten oder Kinder erziehen ist künftig nicht mehr möglich.
Vielleicht haben die beiden nur gemerkt, dass sie mit ihren neoliberalen Ansichten tief ins Klo gegriffen haben und versuchen, sich künftig weniger Feinde zu machen; vielliecht möchten sie den bisherigen Eindruck der "Elite-Leuphana" abschwächen; aber vielleicht sind sie aber auch einfach nur lernfähig. Auf jeden Fall freuen wir uns sehr über das Einlenken des Präsidiums und begrüßen das geplante Teilzeitstudium.

[Update:] Einschränkend muss man dazu sagen, dass so etwas wie ein Teilzeitstudium im BaFöG nicht vorgesehen ist und ein Teilzeitstudent vermutlich kein BaFöG über die gesamte Studiendauer erhalten dürfte. Dafür kann Dr. Spoun allerdings auch nichts und ein Teilzeitstudium, das mit einer ermäßigten Studiengebühr einhergeht, halten wir weiterhin für begrüßenswert.

P.S.: Nur das Wort vom "ehrlichen Teilzeitstudium" verstehen ich immer noch nicht. Was ist denn am Studium all derer, die aus den verschiedensten Gründen länger brauchen und dafür mit Bafög-Verlust und höheren Studiengebühren bestraft werden, die das Studium weiter verlangsamen... was ist an deren Studium eigentlich "unehrlich"?

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Äh, das "ehrliche" Teilzeitstudium wurde doch vor einiger Zeit angekündigt und stand m.E. sogar schon in einem der "67 Stunden-Wochen" Artikel? Gemeint ist - so wie ich das verstanden habe - ein Studium mit Begrenzung wie viele CPs man pro Semester machen darf, dafür mit reduzierten Studiengebühren.
"Ehrlich" wahrscheinlich um anzudeuten, dass man eben nicht nur faktisch Teilzeit(33,5 Stunden ;-) ) studiert (weil man z.B. die halbe Woche arbeitet, Kinder betreut, etc.), sondern dann auch de jure, mit positiven und negativen Konsequenzen (CPs, Studiengebühren).
Ein erster Vorschlag (k.A. ob das der atuelle ist) stand schon am 29.03. auf der Asta-Seite (Link passt nicht, relative weit vorne unter "Archiv")

Anonym hat gesagt…

BAföG

Wer sich nur ein bischen mit dem
Bundesausbildungsförderungsgesetz
beschäftigt, erkennt sofort,
dass Spoun und Keller nicht nachgedacht haben:
Ein längeres Teilzeitstudium ist für BAföG-Empfänger aktuell definitiv n i c h t möglich.
Nicht nachgedacht? Ja, sie haben übersehen, dass das Angebot für BAföG-Empfänger irrelvant ist.
Woran das liegt?
Spoun und Keller gehen davon aus, dass die künftigen Leuphana-Studenten in großer Mehrheit von Stipendien und Stiftungen finanziert werden.
Sie bewegen sich also konsistent in "ihrem" Modell und können daher andere Gegebenheiten nicht erkennen.
Ich bin schon gespannt, wenn Hr Keller von seiner Gesetzesinitiative zur Änderung des BAföG berichtet.