Montag, 30. April 2007

Standortschließungen stehen weiter im Raum

Im heutigen LZ-Interview findet sich folgende Äußerung zu eventuellen Standortschließungen:
LZ: Zurzeit arbeitet die Leuphana Universität Lüneburg an vier Standorten: Scharnhorststraße, Volgershall, Rotes Feld, Suderburg. Hat das Zukunft?

Spoun: Jeder Standort hat seine Geschichte und seine Stärken. Diese werden wir nicht grundlos aufgeben. In diesem Jahrzehnt werden sie bleiben, was im nächsten ist, darüber sprechen wir 2010.
Was das Thema nicht bis gestern ein Gerücht, das jeder Grundlage entbehrt? Es fängt also langsam wieder von vorne an. Man beachte das Adverb "grundlos". Und "in diesem Jahrzehnt" klingt 2007 ein wenig wie der Gruß "bis nächstes Jahr" kurz vor Silvester.

Anderen "Gerüchten" zu folge, hat Holm Keller die Schließung von Suderburg fest im Visir, will damit aber bis nach der Landtagswahl warten. Und wenn man ihn damit zitieren wolle, würde er das halt dementieren. Wie gewohnt...

Samstag, 28. April 2007

Saschas Rundbrief

Zeitgleich zu den ersten Ergebnissen der Klagemauer veröffentlicht Dr. Spoun einen Rundbrief. Ganz offensichtlich merkt auch er, wie schlecht die Stimmung unter den Studierenden ist, aber so richtig befriedigend geht er auf die Fragen nicht ein.

Der erste Teil des Briefes befasst sich mit dem Thema Studiengebühren, deren Verwendung und dem Aufruf, Verbesserungsvorschläge und Ideen an die entsprechenden Mitarbeiter heranzutragen. In diesem Teil prasseln die die Sichworte zum Thema Lehre auf den Leser ein: zusätzliche Lehraufträge, Gastprofessuren, Tutorien, studentische Lehrprojekte, Förderung innovativer Veranstaltungen usw. usf. Klingt alles ganz toll, aber der Leser übersieht schnell, was alles nicht drinsteht: Konkrete Angaben zur Verbesserung der Lehre. Konkrete Angaben zur Neuausrichtung. Darüber hinaus verwischt der Brief die Tatsachen: Die Studiengebühren dürfen nämlich laut NHG nicht für den Kernbereich der Lehre sondern nur für begleitende Maßnahmen eingesetzt werden. Tatsächlich verschlechtert sich die Lehre rapide durch Professorenschwund und Einstellungsstopp.

Im zweiten Teil beruhigt uns Sascha: Wir können alle noch geordnet zu ende studieren. Warum wird eine solche Selbstverständlichkeit überhaupt erwähnt? Immerhin muss sich die Universität Leuphana an geltende Verträge und Lehrverpflichtungen halten. Tatsächlich wird auf die Lehre eingegangen: 4 Juniorprofessuren sind ausgeschrieben, was allerdings seine Zeit brauche. Unterm Strich wird der Zustand der Lehre nach Besetzung dieser Stellen immer noch schlechter sein als vor 1-2 Jahren.

Der letzte Abschnitt handelt von der Neuausrichtung. Einziges erwähntes Faktum ist das geplante Teilzeitstudium. Davon abgesehen gibt Dr. Spoun keinerlei Hinweise dazu, wohin denn die Reise überhaupt gehen soll und geht kaum auf unsere Kritik ein. Stattdessen begibt er sich auf Nebenkriegsschauplätze:
Dass dabei auch mal ein falsches Zitat veröffentlicht wird – so kürzlich in der FAZ, die „eine der am schlechtesten finanzierten Universitäten“ nicht korrekt wiedergegeben hatte – ist ärgerlich. Jedoch beschädigen einzelne Schnitzer eines Journalisten wohl kaum unsere zentrale Botschaft.
Wer die Vorgänge verfolgt hat, weiß wie lächerlich diese Aussage ist. Negatives bleibt immer haften. Wie schlecht finanziert die Universität Leuphana auch immer sei: sie häuft Überschüsse an, die nicht in die Lehre investiert werden, was durch solche Aussagen verschleiert werden soll. Und was ist mit all den anderen Lügen Zitaten, die uns aufregen? Z.B. das "Komplettgerücht" Audimax?

Schließlich geht Dr. Spoun noch auf Logo/Name/Webseite ein und spricht davon, dass diese Äußerlichkeiten durchaus wichtig seien. Das ganze gipfelt in salbungsvolles Blabla:
Erinnern wir einander daran, dass es die Universitätsgemeinschaft ist, die bestimmen kann, wofür der Name steht: was uns verbindet, und wer wir sein wollen. Nur gemeinsam kann der Name der Universität zum Klingen gebracht und mit Leben gefüllt werden – eine spannende Aufgabe.
Im Grunde der Gipfel der Unverfrorenheit: eine äußerst zweifelhafte Neuausrichtung, ein hirnverbrannter Uni-Name und ein unseriös wirkender Außenauftritt werden uns in "Friss-oder-stirb"-Manier vorgesetzt, und nun sollen wir dafür verantwortlich sein, das nie gewollte mit Leben zu füllen?

Jedenfalls lässt dieser Brief mehr Fragen offen, als er beantwortet. Und da wo er auf die Fragen eingeht, bleibt er im ungefähren. Stichpunkte: Audimax, Ziel der Reformen, Kaputtsparen der Lehre. Nicht zu vergessen: Wer einmal lügt...

Donnerstag, 26. April 2007

ASTA entsetzt über Rahmenvereinbarung

Auch der AStA ist ausgesprochen unglücklich mit der Entwicklung des Audimax-Projektes und veröffentlichte gestern eine Stellungnahme:
Der AStA der Universität Lüneburg ist entsetzt, dass nach zweimaliger, nicht öffentlicher Verhandlung im akademischen Senat eine Rahmenvereinbarung zur Zusammenarbeit von Universität, Stadt und Landkreis in Universitätssenat und Stadtrat beschlossen wurde. Die Rahmenvereinbarung bezieht sich u.a. auf den Bau eines Audimax auf dem Campus Scharnhorststrasse. Dieser wurde in der Vergangenheit von Vizepräsident Holm Keller mit den Worten es gäbe „keine faktische Grundlage“ als „Komplettgerücht“ mehrfach öffentlich dementiert.

Der AStA verurteilt diese Abläufe in aller Deutlichkeit, da das Verfahren (...) gegen grundlegende demokratische Prinzipien der Universität verstoßen hat. Die Mitglieder der Stiftung Universität Lüneburg sind vor dem Beschluss des Stadtrats nicht über eine Rahmenvereinbarung bzw. deren Inhalt informiert worden. Dies hat eine hochschulöffentliche Diskussion zur demokratischen Meinungsbildung effektiv verhindert. Das Universitätspräsidium setzt somit seine Strategie der gezielten Informationszurückhaltung trotz mehrfacher Aufrufe durch die Verfasste Studierendenschaft (AStA und StuPa) und anderer Mitglieder der Universität fort.
Was genau in der Rahmenvereinbarung steht, kann nun auch nachgelesen werden. Es zeigt sich, dass sie sich eigentlich nur auf das geplante Audimax bezieht und in anderen Punkten sehr allgemein gehalten ist.

Unsere eigentliche Kritik am Audimax lautet: Einerseits wird es wohl überdimensioniert sein und Folgekosten in unabsehbarer Höhe nach sich ziehen, derzeit kostenlose Parkfläche verwandelt sich wohl in eine kostenpflichtige Tiefgarage und das Biotop (das mehr als nur eine kleine Ökospielerei ist) müsste wohl dran glauben. Andererseits wird es zwischen 60 und 110 Mio € kosten. Egal wo dieses Geld herkommt, es wird bitter in der Lehre fehlen.

Die Art und Weise, wie Spoun/Keller versuchen, es durchzusetzen, zeigt nur, dass die Kritik wohl berechtigt ist.

Faires Teilzeitstudium ab WS 2008 geplant

Mehr (Akademiker-)Kinder braucht das Land. 7 % aller Lüneburger Studenten erziehen Kinder im Alter unter 14 Jahren. Sie brauchen 4 Semester länger als ihre Kommilitonen. Das schreibt heute die Landeszeitung und wartet mit einem Clou auf: Dr. Spoun kündigt ein faires Teilzeitstudium an. Durch die Wahl von weniger Modulen pro Semester könne man das Bachelor-Studium auf 9 bis 12 Semester verlängern und müsse nur anteilige Studiengebühren bezahlen. Der Wechsel zwischen Teil- und Vollzeit solle von Semester zu Semester flexibel möglich sein.

Und hatte es vor kurzem noch geheißen, Arbeit oder Kindererziehung sei neben einem Vollzeitstudium nicht möglich, so betont Holm Keller nun, dass es neben diesem Studium auch möglich ist, andere Dinge zu machen: arbeiten, Angehörige pflegen, Kinder erziehen.
Die meisten Studierenden müssen oder wollen heutzutage nebenher arbeiten.
Nur wie das ganze Bafög-technisch gestaltet werden könne, ist noch unklar.

Das ist nach den teilweise diskriminierenden Äußerungen der letzten Wochen und der von Dr. Spoun propagierten 67-Stunden-Woche für Studenten eine völlige Kehrtwende, wie sie radikaler nicht sein könnte. Noch vor weniger als zwei Wochen beklagte Dr. Spoun auf dem Wifo-Stammtisch die längeren Studienzeiten und die Untauglichkeit des bisherigen Bachelors. Um kürzer zu studieren, müsse intensiver studiert werden:
Neben dem Studium arbeiten oder Kinder erziehen ist künftig nicht mehr möglich.
Vielleicht haben die beiden nur gemerkt, dass sie mit ihren neoliberalen Ansichten tief ins Klo gegriffen haben und versuchen, sich künftig weniger Feinde zu machen; vielliecht möchten sie den bisherigen Eindruck der "Elite-Leuphana" abschwächen; aber vielleicht sind sie aber auch einfach nur lernfähig. Auf jeden Fall freuen wir uns sehr über das Einlenken des Präsidiums und begrüßen das geplante Teilzeitstudium.

[Update:] Einschränkend muss man dazu sagen, dass so etwas wie ein Teilzeitstudium im BaFöG nicht vorgesehen ist und ein Teilzeitstudent vermutlich kein BaFöG über die gesamte Studiendauer erhalten dürfte. Dafür kann Dr. Spoun allerdings auch nichts und ein Teilzeitstudium, das mit einer ermäßigten Studiengebühr einhergeht, halten wir weiterhin für begrüßenswert.

P.S.: Nur das Wort vom "ehrlichen Teilzeitstudium" verstehen ich immer noch nicht. Was ist denn am Studium all derer, die aus den verschiedensten Gründen länger brauchen und dafür mit Bafög-Verlust und höheren Studiengebühren bestraft werden, die das Studium weiter verlangsamen... was ist an deren Studium eigentlich "unehrlich"?

Samstag, 21. April 2007

Mini-Skandal bei Audimax-Abstimmung

In einer heutigen Rundmail hat der studentische Senator Caspar Heybl ein kleines Problem mit einer Diskrepanz zwischen dem, was der Senat zum Audimax beschloss und dem, was der Stadt zur Abstimmung vorgelegt wurde:
Denn nach den Informationen, die mir vorliegen, ist die Beschlußvorlage des Stadtrates in einigen kleinen, aber entscheidenden Punkten unterschiedlich zu der im Uni-Senat besprochenen. Wo in den zwei (nicht hochschulöffentlichen!! ) Sitzungen des akademischen Unisenates noch stand "das Konzept würde" und "Es verbände", hieß es gestern im Stadtrat wohl "das Konzept wird" und "Es verbindet", um zwei kleine aber feine Beispiele zu nennen.
Wieder eine dieser Kleinigkeiten mit Geschmäckle. Neuigkeiten zum Audimax hat er auch: Ansonsten kann er nur die gängigen Gerüchte kommentieren. Interna ausplaudern darf er leider nicht, was in unseren Augen ebenfalls ein kleiner Skandal ist:
Gerüchtehalber irgendwo zwischen/auf/neben/über Gebäude 16 - Gebäude 13 - Vamos!, zwischen 60 und 110 Millionen teuer, Unterhaltskosten trägt die Uni, das ganze inklusive Forschungszentrum, Tiefgarage und Weltkulturerbe, wahlweise mit Hubschrauberlandeplatz auf dem dazugehörigem Hotel, oder so ähnlich.
Da guckt ihr, was?
Da würde dann das Biotop für draufgehen. Was soll auch das Grünzeug mitten auf dem Campus... Und Caspar stört sich an an dem, was wir seit Start dieses Blogs beklagen:
Was bislang nicht offiziell auf dem Campus besprochen wurde, ist nun ein beschlossener Plan.
Also der Übergang von Gerücht zur beschlossenen Sache ohne jeden Zwischenschritt. Durchstechereien und mangelnde Transparenz:
Allerdings gab es nicht allzuviel Möglichkeit für uns studentische SenatorInnen, die Studierendenschaft zu informieren. Die erste Sitzung war ja von Anfang an als nichtöffentlich angelegt, das machte es gwissermaßen "etwas" schwieriger, irgendeine Art von Feedback einzuholen. Auch jetzt weiß ich nicht, ob/was/wann/warum und wo innerhalb der Uni diskutiert wird, bevor die Bagger anrücken. "Es sind ja Optionsräume, keine Baumaßnahme beschlossen worden". Aber die nun entstehende Gerüchteküche ist ja nun auch, so habe ich Spoun verstanden, exemplarisch für das neue Studium, das "den Umgang mit Unsicherheiten" lehren will.
Außerdem gibt es wohl noch mehr Neuigkeiten, was Spoun/Keller alles so planen. Welche das sind:
Das darf ich euch nicht sagen - ist ja alles nichtöffentliche Information...
Soviel noch zur Transparenz...

Freitag, 20. April 2007

Abbau von Studienplätzen geplant?

LZ vom 20.04.: Im Niedersächsischen Verwaltungsgericht landen die Klagen all derer, die sich in einen Studienplatz einklagen müssen. Solche Fälle werden immer häufiger und Gerichtspräsident Dr. van Nieuwland ist der Auffassung, dass es bei der Vergabe von Studienplätzen nicht mehr gerecht zugeht:
Der Hochschulzugang ist mittlerweile so kompliziert, dass selbst ich es nicht mehr überschaue - ebenso die Bürger auch nicht mehr. Das System ist dermaßen unübersichtlich, weil jede Universität für sich eigene Zugangsvoraussetzungen aufstellt. Es ist nicht mehr zu verstehen.
Genau das aber plant die Landesregierung und genau das setzen Spoun/Keller mit Überzeugung um. Ab dem Wintersemester 2007 müssen sich die Abiturienten an der Universität Leuphana bewerben. Sie müssen Lebensläufe einreichen und bekommen skurrile Bonuspunkte, falls sie beispielsweise schonmal MdL waren. Sie nehmen an einem kleinen Marathon teil, der u.a. ein Auswahlgespräch und einen schriftlichen Test enthalten wird.

Es ist eine Unverschämtheit, ein bestandenes Abitur (auch genannt: allgemeine Hochschulreife) derart herab zu würdigen. Welchen Sinn hat eigentlich die bestandene Abitursprüfung, wenn die Uni vor Ort nochmal nachprüfen möchte? Davon abgesehen bedeuten Aufnahmetests erheblichen Aufwand für die Bewerber. Sie wissen ja nicht ob sie genommen werden und müssen sich gleich an mehreren Hochschulen bewerben und diese dann auch noch reihum bereisen. Die Einführung der Studiengebühren sollte die Studierenden eigentlich zu Kunden und die Uni zum Dienstleister machen: Hier zeigt sich der umgekehrte Geist: Der angehende Student ist Bittsteller, der dann zahlen darf, falls ihm die Gnade der Aufnahme zuteil wird. Bildung für alle sieht anders aus. Apropos Studiengebühren: Auswahlverfahren sind aufwändig und kosten Geld, das in der Lehre fehlen wird.

Aufnahmetests haben eigentlich nur Sinn, wenn die Universität Leuphana plant, nur noch Elitestudenten wohlhabender Eltern anzunehmen, wofür ja Neuausrichtung, Außenauftritt und Dr. Spouns neoliberale Geisteshaltung durchaus sprechen. Das würde aber bedeuten, dass auch die Anzahl der Studierenden sinken wird. Tut sie es? Nochmal Gerichtspräsident Dr. van Nieuwland:
Es ist paradox, dass alle in der Politik von mehr Investitionen in die Bildung reden, aber Studienplätze abgebaut werden.
Genau das planen Spoun/Keller nämlich.
Die Zahl der Studierenden soll, nach einer kurzen Konsolidierungsphase, deutlich wachsen.
sagten sie vor dem Rat der Stadt am 19.04. Ist Geldausgeben für Logos, Webseiten und Audimax zu Lasten der Lehre nicht das Gegenteil von Konsolidieren? Es müssen Zweifel erlaubt sein, was mit einer "kurzen Konsolidierungsphase" eigentlich gemeint ist. Erinnern wir uns: Der Name "Leuphana" war monatelang nur ein "Diskussionbeitrag", obwohl intern längst alles in die Wege geleitet worden war. Das "Audimax" war noch vor einem Monat eine "Überlegung von Gruppierung" ohne Plan und Modell und ist heute schon quasi beschlossene Sache.

Vor diesem Hintergrund fragen wir, wie lange denn eine kurze Konsolidierungsphase so dauert? Und wie stark soll die Zahl der Studierenden sinken? Wir befürchten weiterhin, dass durch die so genannte Konsolidierung einige Studiengänge immer weiter beschnitten werden, bis sie so geschwächt sind, dass es in ein paar Jahren logisch erscheint, sie gänzlich zu streichen. Leuphana auf dem Weg zur Business-School?

Stadt und Universität Leuphana gehen Partnerschaft ein

Strategische Partner, das sind nach der gestrigen Abstimmung im Stadtrat nun Stadt und Uni. Eine Entscheidung im Kreistag steht noch aus. Kern dieser Partnerschaft ist die Errichtung eines Audimax, das gleichzeitig als Stadthalle dienen könnte und auf dem Konzept von Daniel Libeskind basiert. Stadt und Kreis wollen sich an den Kosten finanziell beteiligen. Trotz der großen Mehrheit im Stadtrat gab es durchaus kritische Stimmen (LZ vom 20.04.):
Andreas Meisies (Grüne) standen im Papier zu viele "Selbstverständlichkeiten", zu wenig Inhalte. (...) Birte Schellmann (FDP) zweifelte an der Notwendigkeit, ein Audimax zu bauen. Schon heute stünden die Hörsäle häufig halb leer. Und bereits in der Vergangenheit sei zu oft in Steine und zu selten in Professoren investiert worden. (...) Malte Riechey (Linke) schließlich sagte, auch an der Uni selbst sei angesichts des Tempos Verunsicherung zu spüren, zum Beispiel wenn Studenten vor dem Hintergrund des Professoren-Mangels von einem 80-Millionen-Audimax hören.
Wie gewohnt geht Dr. Spoun mit keiner Silbe auf diese Kritik ein, während OB Mägde schon von Lüneburgs Antwort auf die Elbphilharmonie träumt...

Nur mal kurz gefragt: Ausschreibung

Im Jahresbericht des Landerechnungshofes Niedersachsen heißt es
Die Hochschulen haben auch als Landesbetriebe das Haushaltsrecht und damit die Vergaberegeln in Verbindung mit den Richtlinien der RLBau zu beachten. Insbesondere haben sie den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit gemäß § 7 LHO sowie dem Primat der öffentlichen Vergabe nach § 55 LHO Rechnung zu tragen.
Hierzu fragen wir das Präsidium: Gab es eine öffentliche Ausschreibung des Audimax-Projektes? Gewann Daniel Libeskind eine solche Ausschreibung? Wann fand sie statt?

Was im Baubereich gilt, müsste auch in anderen Bereichen der Auftragvergabe zwingend sein: Wurden die Neugestaltung der Webseite und die Findung eines Logos ausgeschrieben? Hat Scholz & Friends eine solche Ausschreibung gewonnen? Wann?

Wenn es keine Ausschreibungen gab und alle Aufträge über persönliche Beziehungen der Präsidenten gegeben wurden: Bedeutet das nicht, dass unser Präsidium dann korrupt ist?

Donnerstag, 19. April 2007

Jobmotor Mittelstand

Prominent verlinkt und natürlich auch per LZ-Artikel präsentiert uns die Uni Lüneburg Leuphana ein Forschungsergebnis. Prof. Wagner belegt empirisch, dass der Mittelstand genauso viele Arbeitsplätze schafft und abbaut, wie große Konzerne. Das jedoch ist eine Binsenweisheit, weil die Konzerne keine mehr wären, würden sie permanent nur Stellen streichen, also nur schrumpfen. Egal, ein nettes Forschungsergebnis, schnell an die Öffentlichkeit damit: Publish or perish.

Hier wäre nun dieser Artikel wieder zu ende, wenn dem nicht eine politische Dimension hinzugefügt würde:
Wirtschaftspolitische Maßnahmen mit einer spezifischen Ausrichtung auf bestimmte Firmengrößenklassen lassen sich nicht mit einem besonders ausgeprägten Beitrag dieser Firmen zur Beschäftigungsdynamik rechtfertigen (...).
Was will man uns damit sagen, ohne es auszusprechen? Mittelstandsförderung ineffizient, also abzuschaffen? Laut Wikipedia umfasst der Mittelstand 99,7% aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen. Er beschäftigt 76,3% aller Arbeitnehmer und 68,5% aller Azubis. Der Mittelstand bildet also die breite Masse der Unternehmen und ermöglicht den meisten Menschen Lohn, Brötchen und Bildung. Er ist wirtschafts- und sozialpolitisch von höchster Relevanz.

Der Mittelstand erzielt aber nur 41,2% aller Umsätze. Das bedeutet, dass mit relativ vielen Menschen relativ wenig umgesetzt wird, während es in den Konzernen umgekehrt aussieht. Das bedeutet weiterhin, dass mittelständische Unternehmen weniger stark rationalisieren und weniger Arbeitsplätze an billigere Standorte verlagern. Sie fördern das Gemeinwohl durch die höhere Beschäftigungsrate weitaus stärker als Konzerne, die im Vergleich zum Umsatz weniger Lohnkosten haben, also auch weniger Geld an Arbeitnehmer verteilen und weniger in die Sozialkassen einzahlen. So gesehen ist der Mittelstand sehr wohl der Jobmotor der deutschen Wirtschaft.

Prof. Wagner will diese Fakten nur dadurch widerlegen, dass er beweist, dass die kleinen genauso "atmen" wie die großen. Und dieses "Ergebnis" steht dann unhinterfragt so in der Zeitung. McKinsey und Bertelsmann lesen das sicher sehr gerne. Sascha und Holm wird's um so mehr freuen.

Dienstag, 17. April 2007

Die Audimax-Lüge

Es gibt keinen Bauantrag. Es gibt keinen bestellten Architekten. Es gibt kein Modell. (...) Es gibt verschiedene Gruppierungen, die überlegen, was das ist, was wir hier brauchen.
Das war Holm Kellers öffentliches Dementi zur Frage, ob ein Audiomax geplant sei. Heute steht nun in der LZ:
Die Universität errichtet auf dem Campus Scharnhorststraße ein neues Zentrum (...). Das Konzept hierfür wird von Professor Daniel Libeskind (...) mit seinen Lüneburger Studierenden erstellt. Gemeint ist ein Gebäude, das auch ein Auditorium maximum (...) enthalten soll.
Weiterhin steht dort, dass es das größte öffentliche Gebäude Europas werden soll, das mehr Energie erzeugt, als in ihm verbraucht würde. Das klingt zwar ziemlich spannend, allerdings auch ziemlich groß. Zu groß? Die taz sprach von 100 Mio €, was wohl etwas hoch gegriffen ist. Stadt- und Landkreis wollen sich mit 20 Mio € beteiligen. Woher kommt der Rest? Und vor allem: Wann gibt es dann auch mal Geld für neue Professorenstellen und die Lehre an sich?

Das Audimax ist nun so gut wie beschlossen, nachdem es monatelang dementiert wurde. Ebenso stand der Name Leuphana monatelang nur zur Diskussion, obwohl er intern längst beschlossene Sache war. Weitere Dinge, die derzeit nur den Status eines Gerüchtes haben und dementiert werden:
  • der Umbau zur Elite- und Business-School
  • die Abschaffung bestimmter Studiengänge
  • die Schließung des Standortes Suderburg.
Alles nur Gerüchte? Wann werden auch sie plötzlich beschlossene Sache sein?

Montag, 16. April 2007

Die Tretmühle (3)

Heute steht es schwarz auf weiß in der Landeszeitung:
Neben dem Studium arbeiten oder Kinder erziehen sei künftig nicht mehr möglich. (...) Die Hörsäle werden von Montag 8 Uhr bis Freitag 22 Uhr geöffnet sein. (Landeszeitung vom 16. April)

Einmal mehr schimmert Spouns neoliberale Sichtweise durch. Einmal mehr meint der Herr Oberstudienreformer sich ein Urteil über die Lebenswirklichkeit der Studierenden bilden zu können, obwohl er selber kinder- und ehelos als Stipendiat 10 Jahre lang in St. Gallen studiert hat.

"Deutschland auf dem falschen Weg", das mag wahr sein. Bildung ist unsere wichtigste Ressource, aber genau die wird gehemmt statt gefördert. Studiengebühren und Einsparungen sind Hindernisse zu mehr Bildung. Die Studiengänge werden inhaltlich beschnitten, Geld wird kaum in die Lehre investiert, aber für Audimax-Luftschlösser in enormen Größenordnungen verbrannt werden. Deutschland braucht mehr Kinder. Deutschland braucht mehr Akademiker. Also mehr Menschen, die studieren -- d.h. auch mehr Menschen, die studieren, obwohl sie nebenher arbeiten oder Kinder erziehen. Nicht nur weil sie müssen, sondern vielleicht auch weil sie wollen. Gerade das Studium könnte den Freiraum bieten, den junge Eltern später im Beruf nur noch schwer finden. Diesen Fragen wird Spoun in keiner Weise gerecht. Er installiert einen Durchlauferhitzer, in dem sich Studierende schonmal an die 80-Stundenwoche bei McKinsey gewöhnen können. Und den so nicht einmal Dr. Hans Windauer von Werum gut findet: Der Bachelor wird "nicht berufsbefähigend sein, weil der fachliche Teil nochmal beschnitten wird."

Freitag, 13. April 2007

Wer hat die eigentlich gewählt?

Ein Totschlage-Argument bei der überfallartigen Durchsetzung der Reformen ist immer wieder: Sascha Spoun (und damit indirekt auch Holm Keller) sei einstimmig gewählt werden. Das klingt so schön demokratisch, solange man nicht fragt: Von wem eigentlich?

Nicht von Studierenden, nicht von den Gremien oder der Professorenschaft, nicht vom Senat sondern vom Stiftungsrat.

Dem Stiftungsrat der Stiftung Universität Lüneburg gehören 13 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft an.

Der Stiftungsrat berät die Hochschule, beschließt über Angelegenheiten von grundsätzlicher Bedeutung und überwacht die Tätigkeit des Präsidiums der Stiftung. Zu seinen Aufgaben gehört es u.a., die Mitglieder des Präsidiums zu ernennen oder zu entlassen, über den Wirtschaftsplan zu beschließen und die Rechtsaufsicht über die Hochschule wahrzunehmen.

Wer alles dem Stiftungsrat angehört, was die Teilnehmer qualifiziert und nach welchen Kriterien und von wem sie ausgewählt wurden: Dazu schweigt sich die Uni-Webseite aus. Der Stiftungsrat ist das einzige Organ, für das kein Name, keine Adresse und keine Telefonnummer veröffentlicht wird. Zugleich ist es das höchste Gremium der Universtität. Wird sie aus dem Hinterzimmer regiert? Einige Mitglieder sind:

  • Dipl.-Volkswirt Jens Petersen (Vorsitzender): Geschäftsführer der IHK Lüneburg-Wolfsburg
  • Dr. Norbert Bensel (Vorsitzender): Kurator zur Modernisierung der FHTW Berlin, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bahn AG, ehem. Schering, Daimler-Chrysler, ehem. Mitglied der Hartz-Kommission
  • Prof. Dr. Lenelis Kruse stellv. Vorsitzende, Professorin für Psychologie mit Schwerpunkt Ökologie (ökologische Psychologie) an der Fern-Uni Hagen, vorsitzende des UNESCO-Fachausschusses "Wissenschaften", Sachverständige für nachhaltige Waldwirtschaft am Bundesministerium für Bildung und Forschung
  • Prof. Dr. Rietje van Dam-Mieras Professorin für Biochemie und Biotechnologie, Fernuniversität der Niederlande, FH Köln,
  • Prof. Dr. Sigrid Bekmeier-Feuerhahn (Vertreterin des Senats)
  • Ministerialrat Heiko Gevers (Vertreter des Wissenschaftsministeriums), Zitat: "In Lüneburg rechnen wir damit, dauerhaft einen Betrag von etwa 5 Millionen Euro in den Hochschulen einsparen zu können." Etwa 10000 Studenten zahlen jeweils 500 € Studiengebühren. Klingelts?
  • Dr. Volker Böttcher Vorsitzender der Geschäftsführung TUI Deutschland GmbH
  • Dr. Dietrich H. Hoppenstedt Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes
Der Stiftungsrat stimmt sich mit einem Beirat ab, welcher sich aus Vertretern aller Statusgruppen der Uni zusammensetzt, was bedeutet, dass diese Gruppen im eigentlichen Stiftungsrat nicht vertreten sind und Spoun/Keller auch nicht gewählt haben.

Wenn man sich die imposante Liste hochbezahlter Top-Manager so anschaut, dann haben sie eines gemeinsam: Bei Ihrer Management-Tätigkeit hatten sie wohl mehr oder weniger Kontakt zu Unternehmensberatern wie z.B. von McKinsey. Das Gegenteil jedenfalls wäre sehr unwahrscheinlich. Die Vermutung, dass im Zuge der Neuausrichtung die Interessen der Wirtschaft vorrangig berücksichtigt werden, liegt zumindest nahe.

Donnerstag, 12. April 2007

"Sofortprogramm Lehre"

Umbenennung, Neuausrichtung, College und Audimax sorgen vor allem bei den Altstudenten für Unmut, weil sie den Sinn in all diesen Aktivitäten nicht sehen, solange sich die Situation in der Lehre permanent verschlechtert. Eigentlich begrüßenswert, dass das Präsdidium ein "Sofortprogramm Lehre" aufgestellt hat. Es steht jedoch zu befürchten, dass es sich hier nur um ein Feigenblatt handelt. Der ASTA schreibt in einer Stellungnahme:
Der AStA der Leuphana Universität Lüneburg ist über das im Wintersemester 2006/2007 durchgeführte „Sofortprogramm Lehre“ tief enttäuscht (...) Der geringe Gesamtumfang des Sofortprogramm Lehre von 82.600 Euro im Wintersemester 06/07 muss (...) absolut unzureichend angesehen werden und kann die gewünschte Wirkung nicht erreichen. Die Probleme der Altstudiengänge konnten nicht in dem Umfang behoben werden, in dem es nötig gewesen wäre. (...) StudiengangskoordinatorInnen und Dekanate waren offenbar ebenfalls nicht in der Lage, fehlende Veranstaltungen in ihren Studiengängen zu erfassen und die notwendigen Mittel zur Behebung der Lücken zu beantragen. Nicht zuletzt hat auch das Präsidium in nicht ausreichender Form Maßnahmen ergriffen, die Situation der Altstudiengänge engagiert zu verbessern.

82600 € sind in der Tat enttäuschend, wenn man dem die Ausgaben für die Neuausrichtung (z.B. angeblich 50000 € für die neue Webseite) gegenüberstellt. In der Tabelle kann man nachlesen, welche Fachbereiche mit zusätzlichen Mitteln bedacht werden. Das sind letztlich ziemlich wenige, die Fakultäten II und III erhalten lächerlich geringe Mittel, haben jedoch mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie die Fakultät I. Dem Aufruf des ASTA an die Studierenden, Defizite zu benennen und sich damit an ASTA, Dekanate oder Studentenvertretungen zu wenden, schließen wir uns an.

Davon unabhängig glauben wir, dass erheblich höhere Aufwendungen für die Verbesserung der Lehre nötig sind. Dies kann und muss jetzt für die laufenden Altstudiengänge geschehen, da die allermeisten Fächer(kombinationen) im College/Leuphana-Bachelor wieder auftauchen, also Personal und geleistete Arbeit wiederverwendbar seien dürften. Die Frage: Warum geschieht das nicht?

Dienstag, 10. April 2007

Die Tretmühle (2)

Im Artikel "Die Tretmühle" haben wir gezeigt, dass Sascha Spoun in seinem Buch "Erfolgreich studieren" die 67-Stunden-Woche für Studenten propagiert, was in dieser Form nur an ausgesprochenen Eliteschulen üblich sein dürfte. So jedenfalls sehen das nicht nur irgendwelche "faulen Studenten" sondern auch Saschas Kollegin Gesine Schwan, Präsidentin der Viadrina:
... Trotzdem gibt es natürlich eine Grundströmung in unserer heutigen Welt, die solidarisches Engagement torpediert, nämlich die massive ökonomische Globalisierung. Gerade junge Menschen werden in unserem Bildungssystem ständig mit der Botschaft bombardiert, dass sie die besten sein müssen und dass nur die Elite zählt. (...) Das System des ökonomischen Wettbewerbs verunsichert inzwischen bis in die Mittelschicht hinein viele Menschen, dass da auch eine Gegenreaktion entsteht. (...) Wenn ein junger Mensch in der Woche 70 Stunden arbeitet, und sein beruflicher Erfolg dennoch nicht gesichert ist, dann kommt er als intelligenter Mensch schon auf die Idee, dass das absurd und kontraproduktiv ist. Und dass er gesellschaftliche Anerkennung, die ja oft der Antrieb für eine Karriere ist, vielleicht auch auf viel schönere Weise erlangen kann, nämlich durch Engagement für seine Mitmenschen.

Donnerstag, 5. April 2007

leuphana.de - Eine Analyse (Teil 2)

Bei StudiVZ gibt es eine Gruppe, die nennt sich "Leuphana? Die Homepage meiner Uni erinnert mich an eine Sekte!". Und eine Bekannte sagte beim ersten Betrachten der Webseite spontan: "Das sieht ja aus wie bei Scientology." Andere nennen die Leuphana schon liebevoll "Bonanza Universität Lüneburg". Zweifelhaftes Grafik-Design und technische Umsetzung mal beiseite: Die Webseite einer Universität hat zwei wesentliche Funktionen. Den Studieninteressierten die Informationen über Profil und Studiengänge bereitstellen und Studenten/Mitarbeitern die für den Betrieb notwendigen Informationen abrufbar machen. Hinzu kommen Pressemitteilungen, Forschungsergebnisse usw., welche aber in der Regel unter den einzelnen Institutsseiten veröffentlicht werden.

Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, hat man die Informationen für Studierende und Studieninteressierte schön tief vergraben. Alle Links direkt auf der Startseite führen zu Texten ohne konkrete Inhalte. Großflächige Bilder im IKEA-Stil und schwammige Marketingtexte dienen der Werbung und verhindern die Transparenz, die eine solche Webseite schaffen sollte. Solcherlei Imagewerbung präsentiert eben keine harten Fakten, anhand derer ein Abiturient eine Auswahl treffen könnte, sondern wirkt eher emotional und forciert eine Bauchentscheidung.

Auf der Suche nach Fakten klickt man vielleicht auf "AKTUELL", wird dort aber anstelle aktueller Meldungen die Überschrift "Das Fundament: Innovation fortsetzen" finden oder Texte wie "Der Name: Annahmen hinterfragen" oder "Das Logo: Annahmen überprüfen". Die prominente Platzierung, die ausführliche Beschreibung dieser Nebensächlichkeiten zeugen von einer gewissen Selbstverliebtheit derjenigen, die sich den ganzen Schmu ausgedacht haben. Eine Runde Bullshit-Bingo sollte mit diesen Texten durchaus Spaß machen.

Ein Klick auf "FORSCHUNG" fördert ebenfalls keine Fakten zu Tage, sondern wieder einen schönen Werbetext. Erst ein weiterer Klick führt dann auf die Liste der Institute. Vielleicht finden sich ja unter "COLLEGE" Informationen zu den Studiengängen? Leider nein, nur spannende Überschriften wie "Die Idee. Einfach. Anders.", "Das Netzwerk: Gemeinsam auf dem Campus" oder "Mehr wissen: Das will ich" aus der Praktikantennische einer Werbeagentur. Die dazugehörigen Texte klingen dem entsprechend.

Natürlich findet sich unter "GRADUATE SCHOOL" und "PROFESSIONAL SCHOOL" noch kaum entsprechender Inhalt. Diese "Projekte" sollen ja in ihrer reformierten Ausprägung erst später starten. Stattdessen findet sich ein Link auf eine Broschüre als e-Paper, in der nochmal alle Texte mit großzügiger Bebilderung wiederholt werden. Dort heißt es auf der letzten Seite:
"Alle Informationen über die Studienangebote der Leuphana Universität Lüneburg finden Sie auch auf unserer Webseite www.leuphana.de. Dort gibt es auch umfassende Hinweise zum Bewerbungsverfahren für ein Studium am neuen Leuphana College. Die Bewerbungsfrist für das Leuphana College läuft bis zum 15. Juli."

Diese Hinweise, speziell zum Bewerbungsverfahren, sucht man lange. Man sollte zunächst auf "alte Webseite" und dort auf "Studieninteressierte" gehen, um dann zu erfahren, dass noch nicht so 100%ig sicher ist, wie das denn mal laufen soll.

Aber auch wer die Seite zum Recherchieren benötigt, wird nicht glücklich. So ist ausgerechnet der Stiftungsrat das einzige Organ, das ohne jede Namensnennung, Adresse oder Telefonnumemr auskommt. Wer wissen möchte, wie der sich eigentlich zusammensetzt, erfährt nur Allgmeinheiten.

Auf der Uni-Seite finden sich unter "Presse" alle alten "INTERN"-Veröffentlichungen. Auffällig ist, dass seit Sommer 2006 keine Hefte mehr mit redaktionellem Inhalt sondern nur noch Erlasse/Beschlüsse/Verordnungen veröffentlicht werden. Es wäre vielleicht zu peinlich, wenn die Spalte "Personalia/Einstellungen" auf absehbare Zeit permanent leer bliebe... Wenn jemand mal unter "Allgemeine Informationen" so interessante Links wie "Zahlen" aufrufen möchte, wird direkt auf die Startseite leuphana.de umgeleitet. Sieht so Transparaenz aus?

Altes wird verdrängt, so fehlt z.B. das Logo "Gründerfreundliche Universität". Altes positives darf es eben nicht mehr geben, um den Glanz der Reformer nicht zu schmälern. Und Leuphana-Bachelors werden vermutlich eher McKinsey-Futter als Gründer in spe...

Insgesamt ist die Bedienung völlig inkonsistent: Auf den "vorderen" Seiten befindet sich das Menü links, auf den "eigentlichen" Seiten am oberen Rande. Und wenn man tief genug gräbt, findet man am Ende die gesuchten Informationen auf Seiten, die noch immer mit altem Uni- oder FH-Aussehen daherkommen. Kann man (ungewollt) schöner darstellen, dass dem Kaiser lediglich neue Kleider verpasst wurden?

Gleich auf der Startseite heißt es:
"Das Leuphana College ist der Versuch, an einer öffentlichen Hochschule in Deutschland neue Perspektiven aufzuzeigen."
Was heißt "Versuch"? Sind die Studierenden etwa Versuchskaninchen? Wie auch immer: Ob Scholz & Friends 50.000 € für die Gestaltung der Seite erhalten hat ist im Grund egal. Selbst geschenkt wäre sie noch zu teuer.

Mittwoch, 4. April 2007

Wird Libeskind-Audimax als 100-Mio-Euro-Bau im Mai offiziell vorgestellt?

Das schreibt jedenfalls die taz am 2. April:
An der Lüneburger Universität ist ein neues Audimax im Gespräch: 100 Millionen Euro könnten in die Hand genommen werden, um einen Daniel-Libeskind-Bau zu errichten. (...) "Ich gehe davon aus, dass am 25. Mai Pläne für einen neuen Großbau vorgestellt werden", sagt Ferdinand Müller-Rommel, einer der Vizepräsidenten.
Dabei haben Sascha Spoun und Holm Keller mit allerlei Herumgedruckse noch vor 2 Wochen dementiert. Laut FAZ hingegen steht schon ein Modell in seinem Regal, das es gar nicht geben dürfte. Aber vielleicht wurde er erneut falsch zitiert?

Zum Vergleich: Die Studiengebühren bringen pro Semester weniger als 5 Mio € in die Kasse. Und wir haben nach wie vor Einstellungsstopp aus Geldmangel. Wir sind gespannt, wer als Finanzier aus dem Hut gezaubert wird und fragen uns, warum nicht auch ne Dose Peanuts für die Lehre mit drin sein sollte...

leuphana.de - Eine Analyse (Teil 1)

Die Neuausrichtung und Umbenennung der Uni ist für alle zunächst in der neuen Webseite sichtbar. So ist es kein Wunder, dass sich konzeptionelle Schwächen hier auch am ehesten spiegeln. Zum Beispiel dass die Webseite nicht barrierefrei ist. Was auf den ersten Blick "nur" eine Zumutung für sehbehinderte Studenten und Interessierte ist, die auf einen Screenreader oder eine Braille-Zeile angewiesen sind, hat weitergehende Nachteile.

Die Seite ist so aufgebaut, dass sie sich überhaupt nicht sinnvoll auf kleinen Mobilgeräten anzeigen und bedienen lässt. Oder: Ganze Überschriften sind in Form von Bildern realisiert. Werden diese Bilder (z.B. in Suchmaschinen oder Textbrowsern) nicht angezeigt, geht diese Information für den Leser verloren. Es gibt sehr einfache Möglichkeiten, einen Ersatztext anzeigen zu lassen, von denen aber kein Gebrauch gemacht wird. Wie das aussieht, kann jeder leicht nachprüfen: Einfach mal im Browser das Anzeigen von Bildern abschalten und dann nachsehen, wieviel an Information dadurch verloren geht. Oder bei Google nach Leuphana suchen. Der dort angezeigte Kurztext gibt sicherlich nicht wieder, was er wiedergeben soll...

Offenbar ist den Gestaltern der Webseite egal, ob diese für alle potenziellen Nutzer verwendbar ist. Sollte es aber nicht sein, denn staatlichen Einrichtungen ist es per Regierungsverordnung vorgeschrieben ihre Webseiten barrierefrei und funktional zu gestalten. Dass dies derzeit noch nicht für Einrichtungen des Landes Niedersachsen gilt, wird sich in naher Zukunft ändern. Und was an einem solchen "Imageprospekt" funktional sein soll, erschließt sich uns auch nicht. Dazu mehr in einem weiteren Artikel.

Dienstag, 3. April 2007

Protestaufruf

Dieses Blog schließt sich dem Protestaufruf an:

Liebe NICHT-Leuphanianer,
Fand die Idee mit dem demonstrativen Uni Lüneburg Tshirt tragen echt gut und da kam
mir der Gedanke:
"Warum nicht einen Aufruf machen?"
-Wer hat komme also am Di, den 10.4. (also Semesterstart) mit entsprechender
Oberbekleidung zur Uni!
Wer ist dabei? Ich will eure Hände sehn!
Und bitte verbreitet den Aufruf weiter.
In andere LeuphaNO Gruppen und zu nicht-studivzlern!


Also Leute, kramt Eure alten Textilien raus...

Montag, 2. April 2007

Alle über einen Kamm: Das Leuphana-Semester

Als Errungenschaft der Neuausrichtung präsentiert man stolz das "Leuphana"-Semester. Bei dieser Scheininnovation handelt es sich schlicht um die Exhumierung des altbekannten Einführungssemesters. In ihm sollen die Studtenten Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Es besteht aus den Modulen
  1. Mathematik
  2. Statistik
  3. Wissenschaftliches Arbeiten
  4. Fachlich-funktionale Perspektive
  5. Historisch-philosophische Perspektive
Dieses Semester sollen die Studenten aller Fachrichtungen gemeinsam absolvieren, bevor sie in ihr eigentliches Studium starten und überhaupt ihr Studienfach wählen. Ob ein Semester nötig ist, in dem Studenten das Studieren lernen, weil die Gymnasien sie nicht ausreichend vorbereiten, sei dahingestellt. Äußerst fraglich ist es, ob es wirklich Sinn hat, alle Studenten ein Semester lang dasselbe hören zu lassen:
  1. Mathematik: Soll dies eine Basismathematik sein, vielleicht um auf Statistik vorzubereiten? Wenn ja, hat sie an einer Hochschule nichts zu suchen, das erledigen die Gymnasien. Oder soll tiefer gehende Mathematik gelehrt werden? Sollen wirklich angehende Pädagogen und Automatisierungstechniker mit den gleichen Inhalten starten? Fachspezifische Mathematik müsste in einem höheren Semester gelehrt werden.
  2. Statistik: Hier sieht es abgeschwächt ähnlich aus. Ein angehender Wirtschaftswissenschaftler benötigt ein viel tiefer gehendes Statistik-Wissen als ein angehender Lehrer. Man braucht nur das bisherige Niveau verschiedener Statistik-Vorlesungen in den verschiedenen Studiengängen zu vergleichen.
  3. Wissenschaftliches Arbeiten: Ist zumindest formal auch nicht immer für alle dasselbe. Geistes- und Naturwissenschaftler verwenden z.T. völlig verschiedene Methoden (Experiment vs. Erhebung) bis hin zur Zitiertechnik.
  4. Fachlich-funktionale Perspektive: Hier wissen wir nicht genau, was damit eigentlich gemeint ist. Wenn sich dieses Modul auf das Studienfach bezieht, wie passt das dazu, dass dieses erst später gewählt werden soll? Oder ist dies einfach nur die üblich "Einführung in XYZ"-Vorlesung, die am Anfang eines jeden Studiums schon immer stand?
  5. Historisch-philosophische Perspektive: Wessen Perspektive, die des Studienfaches? Wenn ja, siehe oben: das soll doch erst anschließend gewählt werden. Wenn nein: Brauchen wir wirklich einen allgemeinen Geschichts- und Philosophieunterricht im ersten Semester für Informatiker wie für Kulturwissenschaftler?
Eigentlich handelt es sich bei dem Einführungssemester und einen schönen Gedanken, wenn man ein humanistisches Bildungsideal zu Grunde legt. Wenn man aber bedenkt, dass die meisten Studierenden kein Studium Generale betreiben sondern einen ganz spezifischen Fachbachelor erwerben wollen, muss Kritik erlaubt sein: Die mit 6 Semestern ohnehin schon äußerst knappe Zeit für das Fachstudium wird nochmals um ein Semester verkürzt. Exzellente Ergebnisse kann man unter diesen Bedingungen nur von Elitestudenten erwarten oder eben gar nicht: Ein starkes Indiz für die Sorge, das "Leuphana-College" sei von Beginn an als Eliteschmiede konstruiert.

Ein weiter Kritikpunkt ist die Frage nach der Fachwahl am Ende des ersten Semesters. Die Uni kann aufgrund begrenzter Mittel selbstverständlich nur eine begrenzte Anzahl Studierender in einen Studiengang aufnehmen. Nehmen wir an, es stehen 50 Plätze für BWL und 50 für KuWi zur Verfügung. Studenten bewerben sich aber nicht mehr für BWL oder KuWi sondern fürs College und absolvieren das erste Semester. Danach entscheiden sich 80 für BWL als "Major" und 20 für Kuwi. Wie soll dies planerisch und organisatorisch überhaupt funktionieren? Wie will man einem Studenten vermitteln, dass er nach nur einem Semester die Uni wechseln soll, weil nicht genügend Plätze für sein Wunschfach zur Verfügung stehen? Und wie will man andererseits die unbesetzten Plätze auf Dauer mitfinanzieren, die so entstehen? Müssten sich da die Studierenden nicht doch vorher festlegen, welches Fach sie studieren wollen? Und wenn ja, welchen Sinn hat es dann noch, im sog. "Leuphana-Semester" alle über einen Kamm zu scheren, anstatt allen Studierenden von Beginn an ein für sie relevantes und fachspezifisches Studium zu bieten? Oder soll einfach nur zusammen belegt und gehört werden, was für alle gleichermaßen relevant ist, während man sich für bestimmte Module in Fachgruppen teilt? Dann wäre aber das "Leuphana-Semester" nur ein neues (Un)Wort dafür, was an jeder Uni schon immer so war.