Montag, 26. März 2007

Die Tretmühle

In "Erfolgreich studieren" beschreibt Sascha Spoun, wie er sich den Alltag eines Studenten vorstellt:
Die Universität geht in der Regel (...) davon aus, dass das Studium eine Vollzeitbeschäftigung ist.
Was bedeutet Vollzeit? 40,9 Stunden pro Woche, die in Deutschland durchschnittlich gearbeitet wird? Oder 48 Stunden, die gesetzliche Höchstgrenze dessen, was Arbeitgeber ihren Angestellten zumuten dürfen? Oder noch mehr, wie häufig bei Selbstständigen?
Das Studienjahr umfasst (...) etwa 1800 Arbeitsstunden. Dies bedeutet 40 Wochen zu je 45 Stunden reine Arbeitszeit für einen durchschnittlich begabten Studenten.
Spoun jedoch will mehr. In seinem Musterstundenplan kommt man locker auf 67 Stunden (alle studienbezogenen Tätigkeiten zusammengerechnet).


(Abbildung aus Sascha Spoun: Erfolgreich studieren)

Das ideale Bachelor-Studium nach Spoun (und Bologna?) gleiche also einer Tretmühle, in der kein Platz für andere Dinge außer ein wenig Sport ist. Das schmale Quantum an Freizeit erschöpft sich beispielsweise mit einem einzigen Kinobesuch. So einen Stundenplan über Jahre hinweg durchzuhalten, erfordert geradezu mönchische Disziplin. Das weiß auch der Sascha:
Deshalb wurde der Tagesbeginn (...) auf sechs Uhr früh (...) gelegt. Die Morgenaktivität (...) nutzt das erste Hoch des Tages und fußt auf alten Traditionen in Klöstern.
Soziales, Engagement, Sinn für seine Umwelt, Freundschaft und Liebe haben keinerlei Raum (und den Lebenspartner/die Lebenspartnerin, der/die sich mit einem Abend pro Woche abspeisen lässt, möchte ich gerne mal sehen). Bei einem solchen Modellstudium kann tatsächlich nur der stromlinienförmige Einheitsabsolvent herauskommen, welcher klaglos seine Freizeit für seinen globalisierten Arbeitgeber opfert und ansonsten einmal im Jahr in eine andere Stadt zieht. Ein derart sozial und psychisch verkrüppeltes Leben zu führen, soll in Zukunft schon an der Uni gelehrt werden.

Nicht weiter erläutern muss ich, was dieses Studium für all die Studenten bedeutet, die keinen (ausreichnenden) Unterhalt von ihren Eltern beziehen. Während der Vorlesungszeit arbeiten 68% aller Studierenden, und zwar im Schnitt 7 Stunden pro Woche. Studierende über 30 doppelt so viel, denn sie erhalten ja in der Regel kein Bafög mehr.

Das spielt aber wohl keine besondere Rolle, denn wer finanzielle Schwierigkeiten beim Studium hat und sich auch ansonsten nicht mal eben Laptop und Auslandsaufenthalt leisten kann, wessen Eltern nicht einfach so 500 bis 1000 € monatlich für Unterhalt übrig haben, wer kein Stipendiat wie Sascha Spoun ist, der entstammt dann ja wohl eher einer "Unterschicht" und ist nicht Zielgruppe der Leuphana und der Unternehmen, die Leuphana-Absolventen einstellen würden.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mensch Leute, ihr stellt euch aber auch immer an, wenn's um ein wenig Disziplin geht! Bin ich denn nicht etwa ein leuchtendes Beispiel dafür, dass man es schaffen kann? Na also! Denkt mal drüber nach, auf was für einem Gelände meine Uni steht. Richtig, Kasernengelände - nicht Ponyhof!
Herzlichst,
euer Sascha
Der Präsident zum Anfassen

Anonym hat gesagt…

absolut lächerlich... der stundeplan ist absolut überzogen und künstlich aufgebauscht. wie wärs mit konstruktiver kritik statt peinlicher "gegen alles" polemik!?

leuphaNO hat gesagt…

Der Stundenplan stammt von Sascha Spoun höchstpersönlich und ist ohne die geringste Änderung seinem Buch "Erfolgreich studieren" entnommen.

Anonym hat gesagt…

Dass er - Dr. Spoun - dann am Wochenende regelmäßig einen Tag im Bett verbringt, wundert nicht.

Nachzulesen im Hamburger Abendblatt.

Anonym hat gesagt…

Nehmt ihr eigentlich alles wörtlich?

Der Stundenplan wurde ursprünglich für die Studierenden der Universität St. Gallen geschaffen. Meiner Meinung nach ein erstrebenswertes Vorbild für eine gute Universität.

Der Stundenplan geht nach folgender Logik vor (berechnet für ein Jahr):

60 Credits à 30 Stunden Arbeit (offizielles Bologna Reglement!)= 1800 Stunden Arbeit (inkl. Vorlesungen)
Diese Gewichtung hat nicht Spoun erfunden, sondern die sind von der Bologna Reform vorgeschrieben!

1 Studiumsjahr= 4 Blöcke à 6 Wochen= 24 Wochen Vorlesungen
1800h/ 24 Wochen= 75 h/Woche
Das heisst, wenn man nun alle anfallende Arbeit während der Vorlesungszeit machen will, dann muss man theoretisch 75 Stunden pro Woche aufwenden. Von dieser Berechnung wird auch im Buch ausgegangen und dieses Vorgehen wird von Spoun auch klar beschrieben (Wer hat den hier so schlecht zitiert?!?).

Wenn man nun auch die restliche Zeit aufwenden will (Vorlesungszeit, Break zwischen den Blöcken, Lernphase etc., total etwa 40 Wochen) sieht die Rechnung folgendermassen aus:
1800h/ 40 Wochen= 45 h/Woche

Und das klingt ja nicht mehr so schlimm, oder ;)

Ausserdem ist ja jeden Student selber für sein Zeitmanagement und sein Lernverhalten zuständig. Es gibt immer solche, die mehr Zeit für alles brauchen und solche, die alles in der Woche vor den Prüfungen lernen.

Bleibt schlussendlich die Frage, ob ihr einfach fünf Jahre Ferien machen oder wirklich was erreichen wollt.

Wenn ihr das erstere wählt, könnt ihr ja immer noch Tankwart oder Sekretärin werden..

leuphaNO hat gesagt…

In Deinem Post ignorierst Du gleich mehrere Dinge.

a) So schlecht zitiert ist das wohl nicht, Spoun ist ja ganz Feuer und Flamme für dieses System, erklärt er doch vorher, dass man nur studieren solle, wenn man sich einem Fachgebiet sozusagen mit Haut und Haaren widmen möchte. Das scheitert aber ganz entschieden an der Realität. Nur ein sehr geringer Anteil der Akademiker studieren für die Wissenschaft, die meisten fürs Berufsleben. Sie sind keine zerstreuten Professoren, sondern haben auch noch Freunde, Karriere oder ein Familienleben im Sinn. Von allen Studenten eine solche Hingabe zu verlangen, ist unrealistisch, wenn immer behauptet wird, wir hätten zu wenige Akademiker.

b) Über 70% aller Studierenden arbeiten nebenher. Die meisten, weil sie MÜSSEN. Durch die Studiengebühren hat sich die Lage verschärft. Das kann nur ignorieren, wer nur eine Elite aus wohlhabendem Elternhaus bedienen will. Vor diesem Hintergrund sind selbst die 45 Stunden für mehrere Jahre am Stück für die meisten Menschen zuviel. Wer eine Ausnahme ist und mehr will, kann das gerne tun.

c) Es geht nicht so sehr um eine Ideologie, sondern darum, dass man auch langsamer studieren können muss, ohne herausgemobbt zu werden. Daher auch die Forderung nach einem Teilzeitstudium, wenn schon offiziell ein so hohes Pensum verlangt wird. Ein solches wird ja nun auch angeboten.

d) Mit dem Wort vom Tankwart oder Sekräterin allerdings outest Du Dich dann doch als arrogant, so dass ich mal annehme, dass Dir soziale Probleme scheißegal sind...

Isabelle dubois hat gesagt…

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