Sonntag, 25. März 2007

Leserbrief in der LZ vom 24.03.07

Wenn Wissenschaftsminister Stratmann behauptet, dass "unter Beibehaltung der alten Strukturen (...) die Universität Lüneburg nicht wettbewerbsfähig gewesen wäre", widerspricht er sich nicht nur selbst, da er richtig feststellt: "Was sich in Lüneburg seit einigen Jahren abspielt, ist ungewöhnlich." In der Tat: Die "alte" Universität hatte sich schon seit 1990 zu einer modern ausgerichteten Hochschule entwickelt. sie besaß mit den neuen Studiengängen Kultur- und Umweltwissenschaften ein bundesweit einzigartiges Profil, war seit 2003 Stiftungsuniversität, seit 2005 mit der FH fusioniert und gerade dabei, ab 2005/06 die Binnenstruktur (Fachbereiche, Institute) neu zu ordnen und das neue Bachelor-/Mastersystem einzuführen - als der neue junge Zampano mit seiner kleinen Führungsmannschaft erschien, alles stoppte, zu Schrott erklärte und des Kaisers neue Kleider als Lüneburgs Antwort auf die Herausforderung des 21. Jarhunderts verkaufte. Sehr beeindruckend, das. Richtiger wäre es gewesen, das vorhandene Gute und dessen nachweisliche Akzeptanz behutsam auszubauen, anstatt ein hochriskantes "Neues" von oben zu installieren, das in machem sogar ein recht verstaubtes Altes ist: "Major" und "Minor" gab es als "Haupt-" und "Nebenfach" schon immer, im "Lüneburg-Semester" feiern Formen des alten Eingangssemesters Wiederkehr und die "Professional School" ist nur ein neuer Name für den altehrwürdigen Weiterbildungsauftrag jeder Universität. Wirklich neu ist der blamable Name Leuphana, die Platzierung einer Bildungseinrichtung als Ware, ihr Managen als Unternehmen und der amerikanisierende PR-Jargon.

Dass diese neue Leuphana im Kern eine betriebswirtschaftliche Kaderschmiede werden soll, bei deren Betrieb die FH und die Lehrerbildung nur störender Ballast und die Kultur- und Umweltwissenschaften nette Zutaten sind, wird sich bald zeigen - wenn deutlich wird, wer wohin berufen wird und wo Stellen wegfallen, wer mit welchen Geldmitteln ausgestattet wird und wer nicht.

Der Minister lobt einen "Aufbruch", der treffender als Abbruch zu bezeichnen ist.

Peter Stein
Dekan FB 1 1987/88
Prorektor 1990-92
Lüneburg

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Es ist wichtig, dass mehr Lehrende, die den Mangel verwalten müssen, sich öffentlich äußern.

Bravo, Herr Prof. Stein, für Ihren offenen Brief.

Spoun und Keller lassen bewährte Studiengänge (Kuwi, Lehramt) ausbluten, indem Sie Professorenstellen gestrichen und in Akademische Ratsstellen umgewandelt haben (in diesen Senatsitzungen müssen eine Menge Leute geschlafen haben).
Aktuell sorgt sich Spoun um den "Diskussionbedarf", der besteht und bietet Informationsveranstaltungen an.

Und wieder merkt keiner, dass Spoun nur so tut als sei er von den - ihm angeblich nicht bekannten - Defiziten überrascht.

Holm Keller und Dr. Spoun wissen es besser. Sie haben zu verantworten, wenn die wenigen verbliebenden Lehrenden nicht mehr in der Lage sind, ein qualitativ hochwertiges Lehrangebot aufrecht zu erhalten.
Dann nämlich schlägt die Stunde des Herrn Keller - er wird die Studiengänge Kuwi, Lehramt und und schließen.