Mittwoch, 27. Juni 2007

Audimax: Foto vom "Komplettgerücht"


(Quelle: Landeszeitung)

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

aus planerischer Sicht ist der Entwurf für Lüneburger Verhältnisse äußerst differenziert zu betrachten. Viele Spitzen, Kanten, kleine schlitzartige Belichtungen, konisch verlaufende Raumbereiche, die eine äußerst großzügige Grundrissgestaltung mit aufwendiger Innenbeleuchtung und Klimatisierung als teure Folgekosten voraussetzen. Hier macht sich die Handschrift Daniel Libeskind bemerkbar, die andererseits auch kritisch gesehen werden kann.

Libeskind ist der Meister der Dekonstruktion. Für eine Großstadt eine innovative und prägnante Architektur von künstlerischen Wert. Für eine Mittelstadt wie Lüneburg, geprägt durch einen kleinstädtischen liebenswerten Charakter doch ein paar Nummern zu groß. Dem historischen Schwerpunkt, den diese Stadt repräsentiert, wird es dem Zweck und vor Allem der Funktion kaum gerecht.

Es stellt sich für einen Architekten immer wieder die Grundsatzfrage, wie setze ich die Architektur so um, dass außer der Erfüllung der vorgegebenen Funktionen und wirtschaftlichen Gegebenheiten auch noch besondere Elemente untergebracht werden können, die auch optisch die Einzigartigkeit des Projekts unterstreichen.

Eine Universität hat heute auch die Aufgabe, sich in der Öffentlichkeit werbewirksam zu präsentieren, und somit sind auch die Beweggründe für diese eigenwillige Architektur gerechtfertigt, in erter Linie aber soll sie den in ihr lebenden und arbeitenden Menschen gerecht werden, und was ebenso wichtig ist, muss eine Angliederung ins Gesamtkonzept erfüllt werden. Hier ist es die Anbindung an die historische Einzigartigkeit Lüneburgs, die vielerorts als das Heidelberg des Nordens gilt.

Früher plante man majestätisch von Außen nach Innen, ohne sich weiter um die Bedürfnisse der Nutzer zu kümmern. Heute wird den Bedürfnissen entsprechend einer menschlichen Architektur der Vorrang gegeben, eine Planung von Innen nach Außen wird bevorzugt. Die Studierenden wollen eine moderne, auf jeden Fall eine funktionsfähige Planung, in der sie sich ungestört aufhalten können. Die scheint hier nicht gegeben!

Man sollte nicht alles von Libeskind als unantastbar hinnehmen, sondern gerade die Gestaltungsfragen dringend mit dem hiesigen Bauamt und den Denkmalpflegern abstimmen. Universitätsleitung und Herr Libeskind sind ja als Neueinsteiger mit den Örtlichkeiten nicht vertraut.

Die Entwürfe von Daniel Libeskind sind im Übrigen nicht unumstritten und vor Allem nicht neu. Sie bauen auf Ideen von Walter Gropius (Bauhaus) auf.

Wie sieht es andererseits mit der Wirtschaftlichkeit aus? Wer kommt für die immensen Bau- und ständigen jährlichen Erhaltungskosten auf? Sollen das die Studierenden bezahlen? Man kann gespannt sein.

Anonym hat gesagt…

Libeskind-Modell
(Photo in der Landzeitung v. 27.06, S. 3).

Spontane Gedanken:
Übertrieben.
Zu hoch.
Zu zackig. Zu klotzig.
Fremdkörper.
Zum Teil interessante Formen, jedoch vollkommen deplaziert.


Während "Audi-Max", "Hotel" und "Bau für die Forschung" - bezogen auf das konkrete bauliche Umfeld - völlig überdimensionierte Baukörper darstellen, jedoch eine gewisse Faszination erzeugen ... wirkt das Studentenwohnheim (parallel zur Scharnhorststraße) wie ein - ebenfalls überdimensionierter - Luftschutzbunker. Der Gegensatz zwischen den "Raumschiffen" und diesem Betonblock ist extrem auffallend. (Die Anwohner des gegenüberliegenden Straßenzuges werden über diese "Sichtblende" nicht erfreut sein).

In das Lüneburger Stadtbild fügt sich der Entwurf nicht ein. Er sprengt es.

Der Entwurf berücksichtigt überhaupt nicht, die für die geplanten Baukörper viel zu geringen Freiflächen und nicht vorhandenen Sichtachsen.

Jeder, der sich den hohen Gebäuden nähert, wird erdrückt. Von keiner Stelle aus besteht die Möglichkeit eines schönen Überblicks auf das Bauensemble. Es fehlt Luft, Licht und einfach Raum um die Körper. Letzterer könnte entstehen, wenn man den Tiergarten, östlich der Uelzener Straße roden würde. Könnte: denn von dort nähert sich niemand der Stadt.

Die Eindrücke/Emotionen, die bei der Betrachtung des Modells entstehen, veraten nichts über die Wirkung, die die Gebäude auf den künftigen Nutzer, der sich i.d.R. am Boden bewegt, haben wird.

Nehmen wir zum Vergleich: Hamburg.
Sie nähern sich - mit der Eisenbahn - aus Richtung Lüneburg kommend, dem Hauptbahnhof Hamburg.

Vor Querung der Elbe eröffnet sich ein Panorama, geprägt von Kirchtürmen, Hochhäusern, der Speicherstadt und modernen Glasbauten im Bereich des Chilehauses.
Wie ensteht diese einmalige Panomara? Zum einen: der Bahndamm liegt recht hoch - im Vergleich zu parallel verlaufenden Straßen.
Zum anderen bieten Hafen und Elbe sehr viel "unverbauten" Raum (vor der Stadt), der die Stadt als deutlich vom Umland abgegrenzte Silhouette erscheinen läßt.

Übertragen Sie diese Situation einmal auf Lüneburg.
Der Libeskind-Vorschlag kann keinen vergleichbaren Panoramablick bieten/erleben. Ein Ensemble, dass geradezu dazu erschaffen ist, städtebaulich prägend zu sein, genau dort hinzustellen, wo es städtebaulich überhaupt keine Wirkung entfalten kann: ist Verschwendung.

Insofern:
Libeskind sollte seinen aktuellen Entwurf Hamburg (oder einer anderen Stadt) anbieten, die genügend Platz hat.

Für den Campus der Universität Lüneburg, sollte das ganze deutlich "verkleinert" werden.

Was im Modell und auf geschickt geschossenen Photos ansprechend wirkt, hat in der konkreten räumlichen Situation des Campus Lüneburg keine Chance, sich auch nur annähernd zu entfalten.

Libeskind erreicht durch dieses Modell Sprengkraft in mehrfacher Weise:
- er sprengt meine Vorstellungskraft
- er sprengt den Charakter des bisher - in sich geschlossenen - Universitätscampus und
- er sprengt den Hochschuletat.

Hätte Libeskind einen Aufsatz vorgelegt könnte man "Thema verfehlt" drunter schreiben. Zu seinem Modell fällt mir nur ein "Ort verfehlt".

Anonym hat gesagt…

"- er sprengt meine Vorstellungskraft"

Dazu lasse ich jeden Kommentar, wäre nur beleidigend.

"- er sprengt den Charakter des bisher - in sich geschlossenen - Universitätscampus"

Wie zum Henker kann man sich NICHT vom Charakter eines Kasernengeländes absetzen? (Wobei das "Design" wirklich fragwürdig ist)

"- er sprengt den Hochschuletat."

Was hat der Hochschuletat mit dem Bau zu tun? Nichts...

Anonym hat gesagt…

Was der Hochschuletat mit dem Bau zu tun hat?

Die folgenden Positionen wurden bisher noch nicht von Holm Keller angesprochen.

- Sekretärin von Holm Keller
- Reisen von Holm Keller
- New York Seminar
- "Berufungs"verfahren für Libeskind
- Beeinträchtigungen während der
Bauphase
- Pressekampagnen
- Folgekosten? Reichen 100 Mio.
- Unterhaltskosten (Strom, Wasser, Müll), Gebäudereinigung (Boden, Fensterflächen)
- Verkehrlich notwendige Baumaßnahmen für zu- und abfließenden Verkehr (z.B. Kreiselösung im Bereich der Tankstelle; Rückbau der Uelzener Straße)
- Wo werden die Nutzer der "Panzerhallen" (Schreinerei etc) untergebracht? Muss dafür gebaut werden: wo?
- Personalkosten für die Unter-
haltung des Audi-Max (1 Hausmeister; 1 Techniker; 1 Empfangsperson; 1 Kulturmanager + 2 Angestellte.

Es gibt sehr viele ungeklärte Positionen. Dies hängt z.B. auch damit zusammen, dass die Nutzung des Audi-Max (Wieviele, und welche Kultur-Veranstaltungen für welche Zielgruppen finden dort statt?) bisher unklar ist bzw. der Öffentlichkeit nicht vorgelegt wurde.

Schließlich:
Die Sondermittel, die das Land für die außerordentliche Prof. von Hr. Libeskind ausgibt: die fehlen natürlich an anderer Stelle.
Genauso verhält es sich mit dem Geld, mit dem sich ggf.die Landesregierung - am Bau - beteiligt.
W

Anonym hat gesagt…

Wofür braucht Lüneburg noch ein Studentenwohnheim? Die Universität hat ca. 1000 Studierende verloren (auch durch die Studiengebühren, was absehbar war).
Kein Student schläft im Zelt irgendwo, alle haben ein Zimmer.
Das Studentenwohnheim verärgert viele kleine Vermieter.
Leuphana tut wirklich alles, um sich beliebt zu machen.

Anonym hat gesagt…

"Wofür braucht Lüneburg noch ein Studentenwohnheim?"

Na, fürs Campus Housing natürlich!
Also für die Unterbringung möglichst aller Studis auf dem Campus, damit sie die akademische Schicksalsgemeinschaft auch voll mitnehmen können, und sich bis ins Mark mit der Leuphana identifizieren, und weil ihr Stundenplan sowieso keine langen Wege zulassen wird. Ein Appartement in der Stadt vielleicht noch, aber Pendeln aus HH, Lübeck oder gar der ländlichen Umgebung?
Vergesst es!
Beispiel unter: http://housing.unlv.edu/downloads/07-08_Campus_living_brochure.pdf

Wo werden die Nutzer der "Panzerhallen" (Schreinerei etc) untergebracht?"

Und die Frage nach den Beracken*-Bewohnern ist auch schnell erledigt: Schreinerei brauchen wir nicht mehr, wenn uns McK und Co genug Stühle schenken, Werkstätten brauchen wir auch nicht mehr, wenn dann Lehramt (Fach Werken) endlich weg ist und war da sonst noch was in den Baracken*?
Achja, KonRad, die AStA-Fahradselbsthilfe-Werkstatt. Nun, Selbsthilfe ist ja eh Teil des Leuphana-Bachelors, Fahrräder benötigt niemand mehr (bei 3 Jahren Daueraufenthalt aufm Campus), und der AStA, ach ja: Es gibt gesetzliche Regelungen gegen Wettbewerbsblockaden...

* = Zitat VP Keller

Anonym hat gesagt…

Mich würde ja mal ganz ehrlich interssieren, wie " die größte öffentliche Gebäudegruppe Europas" (Zitat Spoon)geschaffen werden soll, die mehr Energie produziert als in ihr verbraucht wird.
Wer sich ein bißchen mit dem Thema beschäftigt hat würde wissen, das Voraussetzung für den Bau eines Passivhauses die Kompaktheit des Gebäudes, Ausrichtung des Gebäudes (große Fensterflächen gen Süden),
eine gute Wärmedämmung und eine Abluftanlage sind.Bis auf die Abluftanlage, weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie die vorher genannten Kriterien am LibeskindAudimax umgesetzt werden sollen. Der Entwurf des Audimax ist primär ein künstlerischer und nicht an Energieeffizienzkriterien orientierter Bau. Der Entwurf streckt sich in alle Himmelsrichtungen . Auch an den "sonnenärmeren" Gebäudebereichen sind große Fensterflächen, was auch trotz Wärmeschutzverglasung (sehr teuer)ein Wärmeverlust gegenüber einer gut gedämmten Wand bedeutet. Das Gebäude wird konstruktionsbedingt aus großen Mengen Stahl als Trägerkonstruktion und Zink als Verkleidung (Hauptsponsor Rheinzink) bestehen. Das Gebäude ist also von Wärmebrücken durchzogen. Eine
gute Wärmedämmung ist so kaum realisierbar.
Ich bin gespannt, ob mit diesem Baukonzept die von unser Unileitung erhofften Bundessubventionen für
nachaltiges Bauen ausgeschöpft werden können.
Zudem Frage ich mich warum hier mit dem Thema Nachhaltigkeit geworben wird, bei einem Bau der eine
ansatzweise Energieeffizienz nur mit ehrheblichen technischen bzw. sehr hohen Kostenaufwand erzielen kann und der immense Instandhaltungskosten (z.B. die Fassadenreinigung) nach sich ziehen wird.
Noch eine interessante Anekdote zum Thema: Herr Spoon selbst warf in der Studierendenversammlung vom
9.7.2007 die Frage der Weiterentwicklung des Uni-Gelände in Richtung autofreier Campus auf . Davon ist aber bei der Antrittsvorlesung von Libeskind am 27. Mai 2007 nicht mehr die Rede. Der geplante Campus mit Parkdeck/garage und zwei Taxischleifen weißt in eine andere Richtung. Da fällt auch nicht ins
Gewicht, das die Baracken, die nicht in Betrieb sind (vgl.Holm Keller) abgerissen werden sollen.
Nachhaltige Einrichtungen wie die Fahrradselbsthilfewerkstatt Konrad werden in diesem Zusammenhang aber
anscheindend nicht mehr gebraucht.

Anonym hat gesagt…

Landeszeitung v. 21./22. Juni 2007

Leserbrief von Thilo Clavin

"Nur Backstein hat Wahrzeichen Potential

"Visionen für Uni der Zukunft", LZ vom 26. Juni.
Eine seltsame Sprache ist es, mit der uns die Libeskind-Architektur schmackhaft gemacht werden soll:
Da ist z. B. von "neuen, überraschenden Einheiten" und einem "hohen Symbolgehalt der Formensprache" die Rede. Mal ehrlich: Kann man mit solchen Sprechblasen nicht jede architektonische Scheußlichkeit schönreden?
Wir zeigen heute gerne mit Fingern auf die Bausünden der 60er- und 70er-Jahre. "Wie konnte man damals nur?" hört man oft. Aber: Auch damals wurde argumentiert, man wolle "das Stadtbild auflockern", "starre Anlagen sprengen" und "neue Akzente setzen!". Abgesehen davon, dass es keinen Bedarf für ein solches Audimax-Monstrum gibt, hat es nun wirklich gar nicht das Zeug zum "Wahrzeichen" Lüneburgs - Wahrzeichen sind neben Rathaus und Johanniskirche die vielen Backstein- und Giebelhäuser und das soll auch so bleiben!
Thilo Clavin/Lüneburg".