Dienstag, 19. Juni 2007

Klartext

Zusätzlich zu den Info-Veranstaltungen fand eine Diskussionrunde statt, die vom RCDS organisiert worden war. Hier ging es vor allem um die Verwendung der Studiengebühren. Auch die Neuausrichtung war ein Thema und Dr. Spoun wurde überraschend deutlich.

Ein Gerücht, das immer wieder auftauchte, besagt, dass die Zahl der Studierenden an der Uni sinken wird. Im kommenden Semester soll die Uni ungefähr 1300 Studierende neu aufnehmen. Ungefähr 1000 Studierende haben uns bereits verlassen und es ist sehr wahrscheinlich, dass zum Ende diesen Semesters mehr als 300 gehen, sodass unsere Uni tatsächlich schrumpft. Manche befürchten, dass dies ein dauerhafter Prozess sei.

Dies hatte Dr. Spoun bisher immer dementiert: Eine Absenkung gebe es allenfalls mittelfristig, um die Universität Leuphana zu konsolidieren. Erstaunlich deutlich daher seine Aussage, dass in der Vergangenenheit zu viele Studenten zum Studium zugelassen worden seien, was zu tief greifenden Problemen geführt habe. Und er sagte auch, wo sich Studierenden besonders als Ballast fühlen dürfen: In den Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften.
Ich will den Betreuungsschlüssel verbessern, dafür bin ich viel gescholten worden. Aber wie geht das?
Mehr Dozenten gibt es nicht, im Gegenteil: Lehrstühle sollen abgebaut werden. Bleibt also nur, die Zahl der Studierenden zu senken. Und zwar auf Dauer, wenn das Ziel, den Schlüssel zu verbessern, ernst gemeint ist. Obwohl auch in der BWL Professuren eingespart werden müssen, verschiebt sich der Schwerpunkt damit letztlich in Richtung "wirtschaftsnahe" Fächer. Schrumpfung, elitäre Auswahl, fachlicher Schwerpunkt auf eine "Business School", Neoliberalisierung unserer Uni: Es sieht leider weiterhin danach aus, als ob unsere Befürchtungen sich bewahrheiten. Und die Anti-G8-Demos hätten statt bei Heiligendamm auch gleich in der Scharnhorststraße stattfinden können...

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich möchte gerne Zeugen dafür haben für die angebliche Aussage des Präsidenten: "Und er sagte auch, wo sich Studierenden besonders als Ballast fühlen dürfen: In den Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften."

Wenn sich diese Aussage bestätigt, wird eine Klage fällig.

Kennt jemand Zeugen?
Danke

Anonym hat gesagt…

Dr. Spoun und seine Ziele

Vertrauen Sie Dr. Spoun?

Sofern die Quelle vertrauenswürdig ist, hat Dr. Spoun, einmal mehr, gezeigt, dass man seinen Aussagen nicht trauen kann. An Herrn Keller, den Meister der Nebelkerzen, Dementis und peinlichen Pannen, reicht er nicht heran, erreicht jedoch das gleiche: die Menschen sind verunsichert, vertrauen ihm nicht.

Ich behaupte nicht, dass Dr. Spoun vorsätzlich lügt. Er scheint jedoch nicht in der Lage zu sein, seine eigenen Ziele öffentlich zu kommunizieren. Irgendetwas hemmt ihn; das er gar keine Ziele hat: das ist Unsinn (hoffe ich).

Dabei wäre das doch ganz einfach, oder? So könnte er z.B. sagen:

"Ich verfolge das Ziel, dass in 6 Jahren 4.000 Studenten an der Universität Lüneburg studieren. Diese Zahl halte ich angesichts der räumlichen und personellen Ausstattung für angemessen. Leider kann ich dieses Ziel nicht - so schnell - erreichen, weil ich Vorgaben des Landes erfüllen muss. Das Land legt halt fest, wieviele Studierende wir aufnehmen müssen. Ich hoffe darauf, dass wir - als Hochschulleitung - künftig mehr Einfluß nehmen können auf die Anzahl der zuzulassenden Studenten. Ich wiederhole: meine Zielgröße beträgt: 4.000 Studenten. Vielleicht erreichen wir diese Zahl auch erst in 8 Jahren."

Warum ist Dr. Spoun nicht in der Lage s e i n e Ziele öffentlich zu benennen? Es würde ihn glaubwürdig machen; natürlich ggf. auch angreifbar. Wer jedoch seine Ziele nicht vorstellt, offenlegt kann nicht richtig wahrgenommen werden.

Bisher gab es häufiger Gelegenheit festzustellen, dass Dr. Spouns Äußerungen vage sind. Als Stichworte nenne ich "Möglichkeitsräume ausloten", "Optionen prüfen" und "Dementis zum Audi-Max".

Ist sich Dr. Spoun eigentlich bewußt, dass man entweder Vertrauen zu jemanden hat o d e r eben nicht.
Wer hinsichtlich eigener Ziele keine Transparenz herstellt, darf sich nicht wundern, dass die Mehrheit der Menschen kein Vertrauen hat. Da wird dann auch nicht mehr unterschieden ... zumindest ist es i.d.R. ein langer Weg wieder Vertrauen aufzubauen.

Meine Beobachtungen und Überlegungen führen immer wieder zu den folgenden Fragen:
1) Ist Dr. Spoun überhaupt in der Lage eine Universität zu leiten?
2) Ist Herr Keller die geeignete Person, um die Geschicke der Universität zu gestalten?
3) Welche Verantwortung können beide übernehmen, wenn sie die Universität in eine finanzielle Schieflage bringen?
4) Ist die Kontrolle der Handlungen des Präsidiums effektiv?

Zweifellos haben beide ein außerordentliches einflußreiches und zahlungskräftiges Netzwerk (u.a. CHE, Bertelsmann, Holm Keller GmbH, McKinsey, Scholz & Friends). Wird dieses Netzwerk auch dann halten, wenn es gilt die Universität Lüneburg - aufgrund der Unfähigkeit von Dr. Spoun und Herrn Keller - zu sanieren?

Zwei Protagonisten, die sich aufgemacht haben, der Welt den Weg in die "Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts" zu ebnen, haben eine sehr aufmerksame und kritische Begleitung ihrer Äußerungen, Vorhaben und Handlungen verdient.

Leider haben beide kein wirkliches Interesse an Teilhabe, Mitgestaltung und Partizipation. Ihr Weg würde noch beschwerlicher, klar. Sie verkennen jedoch beide, dass auch in der Vergangenheit bereits "die Revolution ihre eigenen Kinder gefressen" hat.

Hoffen wir, dass sich der Schaden begrenzen läßt. Auf die Lernfähigkeit der beiden vertraue ich, nach mittlerweile über einjähriger Amtszeit - jedenfalls nicht mehr.

Vertrauen Sie Dr. Spoun?

Anonym hat gesagt…

Mich würden auch die Quellen interessieren...

leuphaNO hat gesagt…

Unsere Quelle ist der im Artikel verlinkte Abendblatt-Artikel. Zitat: (Mit Studiengebühren) bezuschusst würden allerdings nur Projekte, die "keine zusätzlichen Kapazitäten schaffen", also die Anzahl der Studenten erhöhen. Denn das ist für den Uni-Präsidenten ein rotes Tuch: "In der Vergangenheit wurden große Zahlen Studenten zugelassen in der Hoffnung auf mehr Geld", sagte Spoun. Das habe zu "tief greifenden strukturellen Problemen" gerade in den Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften geführt: zu viele Studenten, zu wenig Lehrende.

Hier nochmal der Link:

http://www.rcds-lueneburg.de/studiengebuehrenartikel.jpg

Anonym hat gesagt…

Das "das habe zu `tief greifenden strukturellen Problemen' gerade in den Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften geführt: zu viele Studenten, zu wenig Lehrende." ist allerdings nicht das gleiche wie das "Und er sagte auch, wo sich Studierenden besonders als Ballast fühlen dürfen: In den Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften."

Das gerade die Fakultät I ein Problem hat, ihre Studiengänge annähernd studierfähig zu halten, ist ja nun nichts neues. Und das sind wohl "tief greifende strukturelle Probleme". Die Aussage, dass sich die entsprechenden Studenten als "Ballast" fühlen dürfen, der abgebaut werden soll, ist eine schon recht weit gehenden Interpretation des Ganzen...

Anonym hat gesagt…

Das ist nicht nur eine weitgehende Interpretation sondern eine Verleumdung. Die Taktik des Vorgängerpräsidiums, die vor etlichen Jahren tatsächlich erfolgreich gewesen ist, war es möglichst viele (auch nie besetzte) Stellen zu schaffen, um so möglichst viele Studenten zulassen zu können (das geht nach einem Schlüssel, bei dem die Anzahl der Stellen eine Rolle spielt). Dann hat man das Ministerium angesprochen und gesagt, man habe viel zu wenig Geld für die vielen Studenten. Hin und wieder gab es dann etwas mehr Geld. Diese Taktik geht nicht mehr auf seitdem der Globalhaushalt (keine Trennugn von Personal- und Sachmitteln bei der Zuführung vom Land mehr) eingeführt worden ist und die Zuführungen für die kommenden Jahre in absoluter Höhe festgeschrieben worden sind. Es gibt jetzt keine nachträglichen Gelder wegen vieler Studenten mehr. Das hat das alte Präsidium in seiner zu Ende gehenden Amtszeit nicht mehr begriffen. Die Folge ist, dass nach dem alten Schema weiter mehr Studenten zugelassen worden sind als diese Universität eigentlich jemals stemmen konnte. Die Folgen kennen wir: Überfüllte Seminare, zu viele Studenten pro Lehrendem etc. Die konsequente Streichung der Stellen, die eh nie finanziert und besetzt waren ist da nur die konsequente Umkehr und der Versuch die Zulassungszahlen endlich auf das Niveau zu bringen, auf das die Uni ausgerichtet war. Insofern schwingt hier nicht der Vorwurf des Ballastes (im Sinne, dass Studenten stören oder unerwünscht sind) mit sondern die Feststellung, dass auf das 30 Brutoregistertonnen Schiff Uni Lüneburg in der Vergangenheit konsequent 35 Bruttoregsitertonnen geladen worden sind. (Man verzeihe mir das Bild) Insofern ist die hier aufgestellte Behauptung wirklich eine freche Verleumdung (und um den in den Kommentaren geäußerten Kampfgeist aufzunehmen: Wer führt dagegen jetzt Verleumdungsklage?)

Losgelöst davon muss man sicher den Besetzungsstop bei frei werdenden Stellen sehen. Hier kann man vermuten, dass hier entweder die in den letzten Jahren von außen aufgezwungenen Einsparungen (HOK) umgesetzt werden sollen oder dass hier Handlungsspielräume geschaffen werden,um nach der Festlegung der zukünftigen Schwerpunkte der Uni diese gezielt ausbauen zu können.

Schließlich noch ein Wort zu den 1000 Studenten die schon gegangen sind. Diese Zahl liegt im Rahmen dessen, was andere Universitäten nach Einführung der Studiengebühren ebenfalls erleben. Insofern ist das kein Lüneburger Phänomen, was man dem Präsidium anlasten sollte. Hier könnte man höchstens gegen Studiengebühren wettern.

...und dieser ständige Verfolgungswahn was den Ausbau der BWL an dieser Uni angeht. Wer mal aufmerksam schaut, wo in den kommenden Jahren massiv Stellen wegfallen (die dann wohl auch nicht wiederbesetzt werden), der könnte schon eher Angst um den Fortbestand der BWL bekommen, zumal wenn man dann sieht wie konsequent die BWL z.B. aus der Strukturierung des Leuphana Semesters ausgeschlossen wird. Es scheint hier eher auch auf präsidialer Ebene Vorbehalte gegen die BWL zu geben.

Anonym hat gesagt…

Warum Dr. Spoun und insbesondere der "Handlanger" von Bertelsmann, Holm Keller, kritisch zu betrachten und ggf. zu bremsen sind, hat nichts mit Vorbehalten gegen "Wirtschaftswissenschaften" zu tun.
Knapp formuliert hat es damit zu tun, dass Spoun und Keller die Interessen des Kapitals auf Kosten des Gemeinwohls, rücksichtslos vertreten und dabei vorgeben für das Gemeinwohl zu arbeiten. Das sie dies - nachweislich - nicht tun: darum geht es in der Kritik.

Zur Diskussion bestens geeignet:
Aufsatz:

Von der Freiheit der Wissenschaft zur „unternehmerischen Hochschule“
13. Juni 2007 um 16:00 Uhr
Verantwortlich: Wolfgang Lieb |

Quelle: www.nachdenkseiten.de

Ein Auszug:
"Besonders engagiert ist die Bertelsmann Stiftung auf dem Feld der Hochschulpolitik. Hochschulen werden von Reinhard Mohn – richtigerweise - als „Schlüssel zur Gesellschaftsreform“ angesehen wird.
Mohn war einer der Gründungsväter und bis vor wenigen Jahren der Hauptsponsor der 1983 gegründeten ersten deutschen Privaten Universität Witten-Herdecke. Sie sollte „Stachel im Fleisch“ der staatlichen Hochschulen sein. Doch trotz großer Namen aus der Wirtschaft litt die Privatuni permanent unter Geldnot, so dass sie 1993 pleite gegangen wäre, hätte ihr nicht das Land Nordrhein-Westfalen unter die Arme gegriffen und pro Studierendem mehr Geld eingesetzt als pro Kopf an den staatlichen Hochschulen.
Witten-Herdecke steht derzeit einmal mehr vor der Insolvenz, die Privat-Uni verbucht ein Defizit von 12 Millionen Euro bei einem Gesamtjahresbudget von 36 Millionen und braucht dringend neue Finanzpartner. Derzeit kann man in den Zeitungen lesen, dass der Gesundheitskonzern SRH und die Software AG-Stiftung die Uni übernehmen wollen.

Reinhard Mohn hat offenbar im Laufe der Zeit erkannt, dass der Weg zur Reform des Hochschulsystems über die Gründung privater Hochschulen nicht erfolgversprechend ist, weil sich nicht genug private Geldgeber finden lassen. Viel effizienter erschien ihm daher mehr und mehr der Weg, die weitgehend staatlich finanzierten Hochschulen wie private Unternehmen in den Wettbewerb zu schicken und über die Konkurrenz um Studiengebühren und ergänzende private oder auch öffentliche Drittmittel das Hochschulsystem steuern zu lassen.

Die richtige Erkenntnis einerseits, dass Hochschulen ein Schlüssel zur Zukunft und die Aussichtlosigkeit andererseits, dass private Hochschulen angesichts der immer noch hohen Qualität der öffentlichen Hochschulen in Deutschland jemals zu einem Erfolgsmodell werden könnten, haben Reinhard Mohn wohl veranlasst 1994 das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) zu gründen.
Klugerweise nahm das CHE die damals ohne jeden Apparat und ohne großen institutionellen Einfluss auf die Hochschulpolitik agierende, aber umso standesbewusstere Hochschulrektorenkonferenz (HRK) mit ins Boot. So veröffentlichten das CHE und die HRK ihre hochschulrefomerischen Lösungskonzepte unter einem gemeinsamen Kopfbogen und so verschaffte sich Bertelsmann ein einigermaßen unverdächtiges Entree in die Hochschulen vor allem über die Hochschulleitungen.

Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) firmiert als eine private und als gemeinnützig anerkannte GmbH, die von der Bertelsmann-Stiftung mit jährlich etwa zwei Millionen Euro finanziert wird. Nach eigener Darstellung handelt es sich beim „CHE“ um eine unabhängige »Denkfabrik«. Wie anschließend noch zu belegen sein wird, hat sich sein Leiter, Detlef Müller-Böling, inzwischen zum „informellen“ Bildungsminister der Republik aufgeschwungen.

Müller-Böling ist Professor für Betriebswirtschaftslehre – nicht etwa für Erziehungswissenschaft oder wenigstens Bildungsökonomie –, und das ist charakteristisch für die Perspektive des CHE: Es geht weniger um Bildung als vielmehr um die Übertragung betriebswirtschaftlicher Strukturen und Steuerungsinstrumente auf die Hochschulen und um die Einführung einer (die staatlichen Zuschüsse) ergänzenden privaten Bildungsfinanzierung.
Dementsprechend hat sich das CHE von Anfang an als „Sturmtrupp“ ( so Thomas Barth) für das Bezahlstudium verstanden."

Leider funktioniert die Gehirnwäsche von Bertelsmann und CHE so effektiv, dass nennenswerter Widerstand - aus der Politik schon gar nicht - nicht entsteht.
Mit der "Gleichschaltung" - einer Technik totalitärer Systeme - der Hochschulen, wird den Schwachen der Gesellschaft (allein ca. 20 Millionen unter Arbeitslosigkeit leidenden) die letzte Chance auf Veränderung genommen.

Anonym hat gesagt…

So kann man dann auch auf eine kritische Stellungnahme antworten ohne zu antworten! Dieses Thema habe ich gar nicht angeschnitten. Es ging darum, darzulegen, dass erstens das derzeitige Sinken der Anzahl der Studenten zu einem Teil nicht auf das Präsidium zurückzuführen ist und zum anderen Teil längst überfällig ist, weil die Uni nie darauf ausgelegt worden ist. Offensichtlich gibt es dazu nicht viel gegen zu halten, also wird die beliebte Taktik der Diskussionsthemenaufweitung bzw. -verlagerung angewendet und statt dessen auf das CHE und Bertelsmann geschimpft... Aber für den aufmerksamen Leser ist das wohl auch ein Eingeständnis, nichts Sinnvolles auf die vorgebrachten Argumente erwidern zu können.

Zum CHE und zur Bertelsmannstiftung kann ich nicht viel sagen, dass entzieht sich meiner Kenntnis, genau so wie ich die Qualität der angeführten Quelle nicht beurteilen kann. Also tue ich das, was man dann tun sollte, und sage zu diesem Thema nichts...

Zur Wortwahl kann ich allerdings etwas sagen: Jemandem zu Unterstellen, er betriebe eine "Gleichschaltung" und das offensichtlich nur deshalb, weil die Weltbilder über eine wünschenswerte Hochschullandschaft divergieren, ist mit Verlaub gesagt unerhört! Dieses Wort ist negativst besetzt und steht für einen Prozess der eine ganze Gesellschaft entdemokratisiert hat! Selbst wenn es das Ziel der angesprochenen Protagonisten wäre, die schwerfälligen Entscheidungsstrukturen an einer Hochschule zu überarbeiten (was ich nicht beurteilen kann), so führt das sicher nicht zu einer vollständigen entdemokratisierung unserer ganzen Gesellschaft! Insofern rufe ich doch zur Mäßigung bei der Wortwahl auf. Aber es fällt hier auch in anderen Beiträgen auf, dass freie Marktwirtschaft, neoliberal und asozial zunehmend synonym verwendet werden. Das entlarvt dann wohl einmal mehr die Gruppe, die hier maßgeblich agiert, als Träger von ideologischen Scheuklappen. Übrigens führt die freie Marktwirtschaft in diesem Land dazu, dass wir überhaupt in der Lage sind Universitäten mit staatlichen Mitteln zu finanzieren, die - das wird gerne übersehen - nämlich bevor sie staatliche Mittel waren erst einmal im ZUSAMMENSPIEL von Arbeit, Kapital und Boden (wenn man schon in dieser völlig altmodischen Denkweise argumentieren will) erwirtschaftet werden müssen. Also vielleicht mal etwas differenzierter über dieses Thema nachdenken und dann die Wortwahl ändern!

Anonym hat gesagt…

Antwort.

Das Wort, dass ich verwendete ("Gleichschaltung") ist deutlich. Die Verwendung resultiert aus meinem Eindruck, dass Bertelsmann (u.a. mit dem CHE und dem hauseigenen Thinktank) maßgeblich die Politik dieses Landes bestimmt. Es ist eine subtile Form der Gehirnwäsche, die Bertelsmann dank eines weitverzweigten Medienimperiums (Zeitungen, Fernsehsender, wissenschaftliche Untersuchungen) ausübt. Diese Medien, die u.a. über Hochschulrankings berichten, haben erheblichen Einfluß auf die Einführung von Studiengebühren gehabt.
Googeln Sie mal "Bertelsmann": sie werden staunen.

Meine Intention:
Ich kritisiere, dass Bertelsmann-Vertreter, erheblichen Einfluß auf alle Lebensbereiche unserer Gesellschaft haben, ohne durch demokratische Wahlen legitimiert zu sein.
Den Begriff "Gleichschaltung" habe ich benutzt, weil ich keinen treffenderen Begriff für das Phänomen finde. Bertelsmann baut sich mit staatlicher Unterstützung (Steuerbefreiung für die Stiftung) ein Monopolstellung auf, die ihres gleichen sucht.

Erweitern Sie den Blick dann von Bertelsmann auf andere Beratergesellschaften (z.B. Mc Kinsey, Berger)werden Sie hier den gleichen machtvollen Einfluß finden, zumindest bis ca. 2002. Dann gab es eine Korrektur, weil erste Großunternehmen erkannten, dass die Berater immer wieder das gleiche verkaufen und insbesondere an der Operationaliserung scheitern (siehe Toll Collect, Virtueller Arbeitsmarkt, Expo in Hannover).
Ein Beispiel: H. Berger hat die Besucherzahl für die Expo in Hannover auf 40 Millionen geschätzt, gekommen ist die Hälfte.
Die Kosten für die Differenz trägt - bis heute - der Steuerzahler.

Holm Keller ist - so meine Einschätzung - ein im Auftrag von Bertelsmann handelnder. Sein Auftrag: die Erschließung des Absatzmarktes Hochschule für von Bertelsmann produzierte Lernmedien.

Nicht Bertelsmann tritt an die Hochschulen heran, um zu verkaufen, sondern Holm Keller beauftragt (als Präsident der Uni) Bertelsmann mit der Erstellung von Medien für das Selbstudium. Ein gigantischer Markt. Das läuft genauso wie bei der Zusammenarbeit mit Scholz & Friends, die von sich aus angeboten haben sollen, eine Homepage zu schaffen.

Was ich daran kritisiere?
Nicht das Vitamin-B. Das nutzen auch "kleine Leute".
Aber:
Wir haben ca. 20 Millionen Menschen in Deutschland, die direkt (ca. 8 Millionen) und indirekt (Familienangehörige, ca. 12 Millionen) an den Folgen der Massenarbeitslosigkeit leiden, bzw., wenn Sie Arbeit haben ergänzend Transferzahlungen beziehen müssen, um leben zu können.
Vielen dieser Menschen machen Begriffe wie "Globalisierung" Angst. Sie erleben seit Jahren, dass keine politische Partei (in Deutschland) Lösungen hat.

Holm Keller und Sascha Spoun (letzterer im geringeren Maße) sind die Nutznießer der jüngsten Veränderungen unserer Gesellschaft.
Beide sind sehr gut ausgebildet, verdienen hervorragend. Sie brauchen sich nicht zu sorgen. Sie sind in ihrer privelligierten Stellung eigentlich, in besonderem Maße, verantwortlich (für die Gesellschaft).

Holm Keller jedoch erinnert an die Gebauers, Uhls und anderen "White Collar"-Täter, die sich auf Kosten der Allgemeinheit persönlich bereichern. Bei Holm Keller kommt jedoch (erschwerend) hinzu, dass er aus Steuergeldern Gehalt erhält.
Üblicherweise müssen Nebentätigkeiten von im öffentl. Dienst beschäftigten angezeigt werden ...

Menschen, wie Holm Keller, gehen nicht verantwortlich mit der Freiheit, die ihnen die Gesellschaft erlaubt, um. Entsprechend schwindet das Vertrauen in diese "Führungskräfte".

Gleichschaltung nenne ich einen Prozess, in dem immer mehr dieser skrupelosen Typen die Gewinne privatisieren und die Verluste sozialisieren: ohne sich um die wirklichen Probleme dieses Landes zu kümmern.

In diesem Land ist es ja schon so weit, dass die meisten Arbeitslosen glauben, sie seien selber schuld, dass sie arbeitslos sind. (Letzten Satz: bitte zweimal lesen). Es wird ihnen auch in den Medien und Gesetzen immer wieder gesagt: ihr müßt euch mehr bemühen, dann findet ihr Arbeit. (Das ist ein Aspekt der Gleichschaltung den ich meine!!)

Diese Menschen sind überwiegend Opfer einer Politiker"klasse", die (selber Pisa-geschädigt) es nicht geschafft hat, erhebliche Investitionen in den Bereich Bildung zu lenken. Und jetzt kommt der Hammer: die Menschen sollen für ihre Bildung zahlen - das können die meisten jedoch nicht.

Nehmen wir also an, dass ca. 20 Millionen Menschen keine Möglichkeit haben am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, dass diese Menschen auch keinen politischen Einfluß haben, dass diese Menschen - aus eigenem Können/eigener Kraft - keine Chance mehr haben, sich zu verwirklichen ... Was wäre eine mögliche Schlußfolgerung für die Bildungspolitik unseres Landes?
Ein Audi-Max zu bauen? Holm Keller dafür zu bezahlen, dass er sein Netzwerk bedient.

"Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, frage, was du für dein Land tun kannst."

Hier erwarte ich von Holm Keller, Bertelsmann, McKinsey, der Politik, der Wissenschaft Antworten. Hier erwarte ich von den vorgenannten, dass sie Strukturen schaffen/gestalten, die es erlauben, dass Menschen wieder die Chance erhalten "mitzuspielen".