Freitag, 30. November 2007

Audimax schon 2011?

Im Amtsblatt der Europäischen Union wurde jetzt die Planung für das Audimax mit 1200 Sitzplätzen ausgeschrieben. U.A. wird ein Architekt gesucht, der mit seiner Arbeit auf die bisherigen Planungen Daniel Libeskinds aufbauen soll. Der Bau ist mit 59 Mio Euro veranschlagt, wobei die geplanten Nebenbauten (Wohnheim, Studienzentrum, Hotel, zweite Mensa) noch nicht enthalten sind. Sollten Planung und Bau ohne Verzögerung durchgeführt werden, wäre das Audimax 2011 fertig.

Nicht nur zum Audimax sondern allgemein zur Campusentwicklung findet am Dienstag, 4. Dezember um 20 Uhr eine Podiumsdiskussion in Hörsaal 2 statt.

Montag, 26. November 2007

Wer steckt hinter der Leuphana-Studierendenschaft? (Update)

Sie wollen, können und müssen, behaupten sie auf Ihrer Homepage, die rührend versucht, mit einigen Menüpunkten und Schlagworten, die neue Leuphana-Webseite zu imitieren. (Wir dachten zunächst an eine neue Satiregruppe...).
Seit einigen Tagen geistert der Name einer Gruppe über die Hörsaalgänge. Die Leuphana Studierendenschaft. Eine kleine Gruppe von Erstsemestern, die von sich behauptet, die Alleinvertretung aller Studierenden dieser Universität zu sein, sämtliche Gesprächsangebote mit dem AStA und StuPa ausschlägt und anscheinend einen ungewöhnlich guten Draht zur Hochschulleitung hat.
Diese Gruppe hat für viel Verwirrung gesorgt und innerhalb kürzester Zeit sehr viel Unmut und Ablehnung erzeugt. (Zitat: RCDS)
Nichts weniger als den Alleinvertretungsanspruch für alle Studierenden hat sich diese so genannte "Leuphana Studierendenschaft" auf die Fahnen geschrieben. Der Begriff "Studierendenschaft" steht nämlich immer für alle Studierenden und nicht nur für eine spezielle Gruppe, gerade so, als ob sie schon von uns gewählt worden seien. Kein Wunder dass der AStA die Verwendung dieses Namens scharf kritisiert.

Die Gruppe verfügt über ein eigenes Blog, in dessen Kommentarteil die Diskussion heißläuft. Mitglieder dieser so genannte "Leuphana Studierendenschaft" profilieren sich über Beschimpfungen unter die Gürtellinie, die sich gegen AStA- und StuPa-Mitglieder richten. Kein Wunder, dass etliche Studierende, darunter auch viele Erstsemester, kommentiert haben, dass sie sich keinesfalls durch diese Gruppe vertreten fühlen.

Offenbar hat diese so genannte "Leuphana-Studierendenschaft" einen sehr guten Draht ins Präsidium. Sie veröffentlicht halboffizielle Informationen wie Prüfungstermine oder den Termin einer Vollversammlung und will damit dem AStA Konkurrenz machen. Die Infos stammen angeblich direkt aus Telefonaten mit dem Präsidium. Wenn das stimmt und das Präsdium diese seltsame Hochschulgruppe bevorzugt, wäre das nur weiterer Leuphana-Skandal.

Schlüsselfigur ist der Hamburger Manouchehr Shamsrizi. Auf seinem wohl nicht ganz aktuellen Xing-Profil ist er "voraussichtlich" Abiturient und nennt sich selbst als Entrepreneur, weil er eine Schüler-Firma namens "Musicians & More" gegründet hat. Die wurde Junior-Landessieger bei "business@school", einem Wettbewerb der Boston Consulting Group war, was ihn wohl vom (bereits mehrfach geäußerten) Verdacht der McKinsey-Nähe freisprechen sollte, da er ja bei der Konkurrenz ist... ;-)

Außerdem ist er als "Koordinator Political Relations" tätig für eine Initiative namens "BildungVor", die Spenden im Bildungswesen fördern will, auf deren Homepage aber "Zugriff nicht erlaubt" steht. Auf der Startseite einer anderen vom ihm gegründeten Firma erscheint die Standardseite eines frisch installierten Webservers ohne weitere Inhalte.

Er hat einen Hang zu Geheimgesellschaften und elitären Zirkeln (Geheimgesellschaft Berlin, Johannisloge zu Hamburg), denen er wohl unbedingt angehören möchte und mit deren Namen er hausieren geht, was echte Freimaurer üblicherweise nicht tun. Neben "Freimaurerei" sind seine privaten Interessen u.a. "Wirtschaft" und "Networking". Manouchehr Shamsrizi ist seit Oktober 2007 bekennender Leuphant und Spoun/Keller-Fan und hat die so genannte "Leuphana-Studierendenschaft" gegründet, um einer neoliberalen Uni-Leitung eine ebenso neoliberale Studentenvertretung an die Seite zu stellen.

(Update:) Mittlerweile hat die Möchtegern-Studierendenschaft das Leuphana-Logo von der Homepage entfernt, wohl aufgrund entsprechender Kritik. Den Namen hat sie nach wie vor nicht geändert.

Heißer Leuphana-Herbst

Kurz nach dem Stiftsrat ein weiterer Rücktritt: Heiko Westermann, Präsident des Arbeitgeberverbandes Lüneburg und zugleich Vorsitzender der Universitätsgesellschaft, ist zurückgetreten. Grund: Mangelhafte Kommunikation seitens des neuen Präsidiums...

Wo so viele zurücktreten, liegt es nahe, ganz andere Rücktritte zu fordern. "Du hat die Haare schön" und "Du kannst nach Hause gehn" sangen die angehenden Sozialpädagogen bei der Infoveranstaltung im Roten Feld, weil ihr Studiengang droht, unstudierbar zu werden. Sascha Spoun lächelte tapfer, kam aber kaum zu Wort. Das wiederum regt seine Fans auf, die sich als so genannte "Leuphana Studierendenschaft" organisieren und, wie ihr Name suggeriert, die einzig wahren Leuphana-Studenten sein wollen. Die fragen allen ernstes, wem mit solchen Demonstrationen geholfen sei und stellen damit in alter Spießbürgermanier das Ausüben eines demokratischen Grundrechts in die moralisch zweifelhafte Ecke.

Derweil werfen die gewählten Vertreter der einzig wahren Studierendeschaft (nämlich die Gesamtheit aller Studierenden und keine Teilgruppen) dem Präsidium allerhand vor:
  • Verringerung des Fächerspektrums
  • Wegfall des sozialen und pädagogischen Bereichs
  • Eingriffe in die Freiheit von Forschung und Lehre
  • Schwächung demokratischer Strukturen
  • Zerschlagung der Fakultäten
Näheres kann hier nachgelesen werden. Dr. Spoun ficht das alles nicht an. Wir Kritiker seien ja nur neidisch. Vielleicht aufs Audimax, dessen Vorplanungskosten jetzt immerhin vom Land übernommen werden. 2,6 Mio Euro öffentliche Gelder für Bauplanungen, während allein im Sozialwesen mehrere Professuren fehlen. Oder auf das tolle Leuphana-Semester, bei dessen Start es ein totales Chaos gab (siehe diverse Diskussionen in den myStudy-Foren). Ganz ehrlich: Neidisch sind wir eigentlich nur auf unsere französischen Komilitonen, die wissen, wie man richtig protestiert.

Wie dem auch sei: Bald sind wieder Wahlen. Spoun (ab)wählen geht leider nicht, aber immerhin könnte Ihr Eure Vertretung wählen. Egal ob Ihr die bisherige Arbeit von AStA, StuPa und Senatoren gut fandet oder ob ihr als echte Leuphanten gerne eine "Leuphana-Studierendenschaft" an die Macht bringen wollt: Es stellen sich Kandidaten aller Couleur. Geht wählen!

Montag, 29. Oktober 2007

Leuphana-Fanartikel



Allerlei Fan-Artikel (Beutel, Mappen...) mit lustigen Aufdrucken wie "Leuphant" oder "Leuphemismus" oder obiges Motiv als T-Shirt gibt's im Politikreferat des AStA. Einach mal im AStA-Büro fragen oder ne Mail an politik@asta-lueneburg.de schicken.

Dienstag, 23. Oktober 2007

Stiftungsrat: Findungskommission zurückgetreten

Der Stiftungsrat ist der "Aufsichtsrat" der Universität, neben dem Senat also das höchste Gremium. Unter anderem ernennt/überwacht/entlässt er das Präsidium und wirkt bei
Grundsatzentscheidungen mit (wie z.B. über das mögliche Libeskind-Audimax). Der bisherige Stiftungsrat, dem Dr. Spoun ganz vor allem seine Ernennung zum Präsdidenten verdankt, ist seit dem 1.1.2007 nur noch kommissarisch im Amt. Er kann daher seine Aufgaben nur bedingt wahrnehmen.

Zur Findung eines neuen Rates hatte der Senat als höchstes Gremium der Universität eine Findungskommision eingesetzt, wie es auch die Grundordnung der Universität vorsieht. Diese Kommission hat eine Liste von potentiellen Mitgliedern zusammengestellt, die dann von Senat und Ministerium im Einvernehmen berufen werden sollte. Leider hat es im Laufe des Verfahrens Probleme gegeben, die nach Ansicht der Mitglieder der Findungskommission einen erfolgreichen Abschluss des Verfahrens nicht mehr ermöglichen. Neben Differenzen mit dem Präsidenten über das zu wählende Vorgehen hat das Ministerium Vorschläge unbegründet abgelehnt.

Laut Landeszeitung existiert ein Papier, das starke Vorwürfe gegen Ministerum und Präsidium erhebt. Das Ministerium scheint geeignete Kandidaten aus politischen (!) Gründen abzulehnen. Hierbei geht es nicht um irgendwelche Altkommunisten, sondern um Persönlichkeiten, die nicht das passende Parteibuch besitzen oder ansonsten mit den Ansichten einer CDU-Landesregierung über Kreuz liegen. Gleichzeitig wirft die Kommission dem Präsidium, also letztlich Sascha Spoun, vor, das ganze Verfahren zu verschleppen. Über seine Beweggründe kann man nur mutmaßen. Der bisherige Stiftungsrat unterstütze die Neuausrichtung in jeder Hinsicht und steht hinter Spoun und Keller bis hin zum Audimax. Es dürfte also im Interesse des Präsidiums sein, dass dieser alte Stiftungsrat möglichst lange im Amt bleibt und nicht gegen einen vom Senat gewählten und möglicherweise kritischeren ersetzt wird.

Nach jüngsten Geschehnissen hat die Vorsitzende der Findungskommision, Frau Prof. Stoltenberg, ihren Rücktritt als Vorsitzende und Mitglied der Findungskommision erklärt, da sie keine Möglichkeit mehr sieht, dem Auftrag der Uni gerecht zu werden. Die restliche Kommision hat sich dieser Einschätzung mehrheitlich angeschlossen und ist komplett zurückgetreten.

Damit ist das Mandat an den Senat zurückgegeben worden, es wird abzuwarten sein, was nun passiert. Ein Blick auf Paragraph 60 des Niedersächsischen Hochschulgesetzes NHG
zeigt allerdings eine unangenehme Möglichkeit auf: Es wäre denkbar, dass das Ministerium das Verfahren nun in die Hand nimmt. Das wäre natürlich eine massive Einmischung in die Autonomie der Universität Lüneburg. Immerhin ist das bisherige Verfahren, das die Findungskommission vorschreibt und damit der Uni Lüneburg Leuphana mehr Mitsprache zugesteht, in der Grundordnung (also der "Verfassung") der Uni festgelegt, und diese Grundordnung ist vom Ministerium genehmigt. Mehr Informationen werdet ihr am Mittwoch auf der Vollversammlung der Studierendenschaft (24.10.07, 14 Uhr, Hörsal 2) erhalten.

Infos zum Gremium Stiftungsrat finden sich in der letzten Ausgabe der "AStA 2.0" auf Seite 6, Hintergründe zum Findungsverfahren unter www.asta-lueneburg.de/stiftungsrat . Die beiden studentischen Mitglieder der FiKo, Nadine Hanemann und Caspar Heybl, sind unter fiko@asta-lueneburg.de zu erreichen.

(übernommen aus einer Rundmail der studentischen Vertreter in der Findungskommission und von uns leicht überarbeitet/ergänzt)

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Landeszeitung zensiert Leuphana-Kritik

Das LZ-Forum zum Audimax, das bis vor kurzem noch bei uns verlinkt war, ist spurlos verschwunden. Es enthielt jede Menge kritischer bis wütender Leserkommentare. Selbst eine Suche nach Begriffen wie "Audimax" oder "Leuphana" liefert exakt null Fundstellen. Ein Akt der Zensur? Muss wohl, denn Foren zu Tehmen wie UFOs in Lüneburg sind weiterhin online...

Spoun dementiert Standortschließungen

Seitdem in einer Präsentation zur Neuausrichtung der Uni nur die Bereiche Kulturforschung, Management, Nachhaltigkeitsforschung und Lehrerbildung auftauchten, machen sich die Ingenieursdisziplinen in Suderburg und am Volgershall noch mehr Sorgen um ihre Standorte. Prof. Dr. Rolf Bielecki, der in Suderburg doziert und Ehrensenator an der Uni Lüneburg Leuphana ist, versuchte diese Punkte in einem direkten Gespräch mit Dr. Spoun zu klären.

Präsident Spoun dementiert, dass die Standorte von der Schließung bedroht seien. Die Ingenieursstudiengänge würden auch in die Graduate/Professional School übernommen werden. Er sagte wörtlich:
"Wir streben an, den Standort Suderburg zu halten."
Was bitte ist das für ein windelweicher Politiker-Sprech? Diese Aussage impliziert, dass es Probleme geben könnte, Suderburg zu halten und dass keinesfalls sicher sei, ob der Standort am Ende überlebt. Denn sonst bräuchte der Präsident gar nichts anzustreben, sondern könnte rundheraus einfach sagen, dass Suderburg nicht geschlossen wird. Tut er aber nicht.

Was von derlei präsidialen Dementis zu halten ist, wissen wir spätestens seit der HolmLibeskind-Audimax-Mauschelei. Deshalb hier ein anderes Spoun-Zitat:
Jeder Standort hat seine Geschichte und seine Stärken. Diese werden wir nicht grundlos aufgeben. In diesem Jahrzehnt werden sie bleiben, was im nächsten ist, darüber sprechen wir 2010.
Dr. Spoun möchte eine Rahmenvereinbarung mit Suderburg und Uelzen schließen, wie es sie schon in Lüneburg (für den Audimax-Bau) gibt. Freilich ohne zu sagen, was denn in dieser Rahmenverinbarung stehen solle, wieviel Geld fließen muss und was passiert, wenn Suderburg und Uelzen eine solche Vereinbarung ablehnen. Die Gemeinden hätten dann den schwarzen Peter, wenn der Standort doch geschlossen wird. Laut nicht bestätigtem Holm-Keller-Zitat, sind die Tage von Suderburg sowieso gezählt. Aber erst nach der Landtagswahl...

Dienstag, 16. Oktober 2007

Gewinnspiel: Sternstunde vor dem Rathaus

In der Startwoche bildeten die Erstsemestler auf dem Rathausmarkt das Logo der Uni, das dann vom Glockenturm fotografiert wurde. Dazu ging am Dienstag obiger Flyer herum, der in Form eines "Gewinnspiels" Aufmerksamkeit wecken wollte. Es wurden hier Bilder aus China, Nord-Korea und eben das Bild vom Rathausmarkt durcheinander neben die Namen der Orte gesetzt und man könnte nun die Bilder mit den Orten mit einem Strich richtig zuordnen. Der Hauptgewinn war das eigene Urteil, das man sich bilden konnte: Werden Werte zur Bildung vermittelt oder diente die Aktion nur der Identifikation mit dem (in diesem Fall: Leuphana-) System?


Sicherlich gibt es einen gewissen Unterschied zwischen den totalitären Systemen in China und Nordkorea. Diese Ideologien stehen in vielen Punkten der Denkweise der Leuphanatiker diametral gegenüber. Das ändert nichts daran, dass die Leuphanasierung ein Versuch zur Uniformität des Denkens ist. Die Ersties sollen sich als Teil einer besonderen Gemeinschaft fühlen. Ihnen soll vom Start weg klar gemacht werden, dass sie nun Teil einer Elite sind.

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Die Tretmühle (5) - Der neue akademische Kalender

Vor einem Jahr hat Dr. Spoun einen Vorschlag gemacht, wie der akademische Kalender neu zu gestalten wäre. Seitdem haben sich AStA und Arbeitsgruppen damit beschäftigt, ohne dass es zu einer Einigung gekommen wäre. Kern des Vorschlages ist es, den Semesterbeginn jeweils um einen Monat vor zu verlegen (was auch einer Empfehlung der Landesregierung entspräche) und zwei Blockphasen ins laufende Semester einzufügen.

Insgesamt soll die Uni Lüneburg Leuphana hinternationalisiert werden. Wie der AStA jedoch wunderbar darlegt, gibt es keinerlei internationalen Standard. Wir können gar nicht mit anderen Ländern konform gehen. Der neue Kalender wäre lediglich eine Angleichung an die Gepflogenheiten der Uni St. Gallen, von der Dr. Spoun zu uns gewechselt ist. Diesem zweifelhaften Vorteil stehen allerlei Nachteile gegenüber:
  • Die vorlesungsfreie Zeit wird durch die Umstellung einmalig um einen Monat verkürzt. Jobber können weniger arbeiten, Eltern sich weniger um ihre Kinder kümmern und alle, die gerade an einer Abschlussarbeit sitzen, rutschen einen Monat früher als gedacht ins Folgesemester - bis auf weiteres mit allen Konsequenzen. Der Aufwand für das Semesterticket steigt enorm, da sich seine Gültigkeitsdauer nicht mehr mit dem Semester deckt und es separat ausgestellt werden muss.
  • Am Ende des Sommersemester liegen ganze drei Monate zwischen dem ersten und dem zweiten Klausurenblock. Drei Monate, in denen viele Studenten urlauben und arbeiten (müssen) anstatt sich mit dem Stoff zu beschäftigen. (Pflicht-)Praktika zu splitten wird unmöglich, die Zeit für Hausarbeiten und Nebenjobs fällt extrem kurz aus.
  • Die Prüfungsphase endet im Wintersemester Ende Januar, während das Sommersemester schon in der 3. Februarwoche beginnen soll. Die vorlesungsfreie Zeit würde im Winter dauerhaft nur 3-4 Wochen lang sein.
  • Die Blockphasen überschneiden sich mit den Ferien. Studierende Eltern müssten ganztags in der Uni anwesend sein, während ihre Kinder Ferien haben, und eine Betreuung für ihre Kinder organisieren und finanzieren, wofür allerdings weniger Studierende als sonst zur Verfügung stünden: Die müssten ja teilweise auch ihre Blockseminare belegen.
  • Die Prüfungswochen überschneiden sich teilweise mit den Blockphasen. Es wird also unmöglich, ein Blockseminar zu belegen, wenn jemand eine Nachholprüfng schreibt. Dadurch gehen für den Studierenden 1-2 Semester (je nach Angebot) verloren, und das vor dem Hintergrund der für die "Leuphanten" sehr strengen Regelungen betreffend Wiederholungsmöglichkeiten, verbindliche Anmeldung und Belegpunkte.
  • Der vorgezogene Semesterbeginn führt dazu, dass Praktikanten sommers in die Firmen gehen, wenn überall noch Urlaub genommen wird und Engpässe herrschen. Damit die Uni rechtzeitig die Immatrikulationsbescheinigungen versenden kann, ist die Anmeldefrist zum 15. Juli wahrscheinlich nicht zu halten, auch vor dem Hintergrund des neu eingeführten Aufnahmetests. Rein rechnerisch müssten also Abiturienten ihre Anmeldung bereits bis zum 15. Juni erledigt haben, oftmals weniger als 4 Wochen nach dem Abi. In dieser Zeit müssen alle Zeugnisse (für den Aufnahmetest) und ggf. Studienkredite beantragt und bewilligt sein.
  • Es wird Schwierigkeiten beim Hochschulwechsel geben. Die meisten Unis in Deutschland starten weiterhin einen Monat später. Allerdings nimmt unseres Wissens die Universität Lüneburg Leuphane derzeit sowieso keine Wechsler auf.
Fazit: Eine Reform mit zweifelhaftem Nutzen und vielen, vielen Nachteilen. Das Sommersemester 2008 jedenfalls wird dieses mal noch im April beginnen. Die Vorlesungen kurioserweise schon am 31. März.

Leuphana-Semster eine Orientierungsphase?

Lieber Leuphant, Du befindest Dich gerade im Leuphana-Semester, das als Orientierungsphase dienen soll. Wieviel Orientierung mag denn dieses Semester bieten? Du lernst wissenschaftliches Arbeiten und mathematische Grundlagen, darfst ein wenig philosophieren und machst ganz wie im McKinsey-Assessment-Center eine Fallstudie im Team. Und ein ganz klitzekleinwenig wirst Du dich auch mit Deinem zukünftigen Studienfach befassen. All das verbindlich, all das Scheine, die Du bestehen musst.

Anschließend weißt aber noch herzlich wenig über Dein Studienfach und so ziemlich gar nicht, wie das Studium die nächsten Semester für Dich aussehen wird oder wie es sich "anfühlen" wird. Das Leuphana-Semester mag Dir allerlei ermöglichen, jedoch keine Orientierung: Weder ob Deine Fachwahl gut war, noch ob Dir das Studium bei uns liegt, weil es sich ganz grundlegend vom Rest des Studiums unterscheidet. Das Leuphana-Semester ist kein wirkliches Orientierungssemester.

Orientierung bietet es hingegen anderen, nämlich der Universität. Die kann schonmal ein Semester lang beobachten, wie Ihr Euch so schlagt und den weniger "geeigneten" die ersten Credit-Points verweigern, auf dass sich der Weg in die Exmatrikulation verkürze.

Montag, 8. Oktober 2007

Leuphana traut sich nicht

Prof. Dr. Wagner ist sauer. Beim CHE-Forschungsranking 2005 hat er noch den zweiten Platz belegt, dieses mal wird er nicht auftauchen, weil die Uni Lüneburg Leuphana nicht daran teilnehmen mag. Wagner wollte es genau wissen, bekam aber nur eine dürftige Antwort: Die Teilnahme falle wegen des Reformprozesses aus. Das sei, so Wagner, als wolle man auf dem Markt ein Produkt anbieten, es aber nicht der Stiftung Warentest zur Verfügung stellen. Und Dr. Spoun gibt mit seiner Entscheidung indirekt zu, dass es hinter der Leuphana-Hochglanz-Fassade sehr an Substanz mangelt. Würde er sonst ein Ranking fürchten?

Samstag, 6. Oktober 2007

AStA-Sprecherin tritt zurück

AStA-Sprecherin Diana Stemmler ist am Freitag zurückgetreten. Als Grund gibt sie in ihrer Rücktrittserklärung an, dass diese Tätigkeit nicht mit dem Workload ihres Bachelor-Studiums vereinbar sei. Die Begründung verwundert niemanden und deckt sich mit der Kritik, die seit längerem über den Bachelor-Workload geäußert wird.

Freitag, 5. Oktober 2007

Die Tretmühle (4) - Rahmenprüfungsordnung

Die "Leuphanten", die neuen Ersties, sind da, und studieren nach einer neuen RPO (Rahmenprüfungsordnung). Diese sieht vor, dass jede Prüfung nur noch einmal wiederholt werden kann. In der Praxis sind weitere Wiederholungen möglich: Zusätzlich zu den Credit-Points gibt es ein System von Belegpunkten. Nicht bestandene Module können wiederholt werden, bis das Belegpunktekonto aufgebraucht ist. Belegpunkte haben einen wunderbaren Nebeneffekt: Sie machen frühzeitig sichtbar, dass ein Student mit den verbliebenen Punkten sein Studium nicht mehr zu ende bringen kann. Exmatrikuliert wird sozusagen schon vorbeugend und nicht erst, wenn dem Studenten im 9. Semester finanziell die Puste ausgeht...

Das ist politisch durchaus gewollt: In Deutschland brechen rund ein Drittel aller Studenten ihr Studium ab, und das tun sie meistens sehr spät, was allen Beteiligten viel Geld und Mühe kostet. Die Belegpunkte dienen also zusätzlich zu Orientierungssemester und Aufnahmeprüfung der Selektion. Wer glaubt, dass sein Punktekonto ihm hilft, Vorlesungen zu wiederholen, übersieht, dass er die folgenden Module in vorgesehenem Tempo weiter zu studieren hat. Offene Scheine müssen also bei vollem Workload nachgeholt werden, ein einfaches Verlängern des Studiums ist nur noch in eingeschränktem Rahmen möglich. Und das ganz unabhängig davon, dass Studierende, die länger brauchen, mehr Studiengebühren zahlen (im Extremfall sogar die erhöhten Langzeitgebühren).

Für einen Leuphanten gibt es also nur zwei Alternativen: sofort möglichst zügig zu studieren. Dabei sind die Ellenbogen aus zu fahren und die Scheuklappen aufzusetzen.
Oder ein so genanntes "faires Teilzeitstudium" beginnen, das allerdings dann unter Verzicht aufs BaFöG. Nutznießer sind all diejenigen, die sich dank elterlichem Finanzpolster ganz und gar dem Studium widmen können und in höheren Semestern angenehm leere Seminare genießen werden. Sie dürften den Workload von 36 Std/Woche (wohlgemerkt: vorlesungsfreie Zeit schon eingerechnet!) relativ problemlos stemmen. Studierende, die - aus welchem Grund auch immer - benachteiligt starten, müssen stark überdurchschnittliches leisten, um die gleiche Anerkennung zu erlangen. Und das in Zeiten, in denen selbst Bundespräsident Köhler die soziale Selektion im Bildungssystem anprangert.

Lieber Leuphant, wenn Du die RPO nachlesen willst: Auf der Leuphana-Seite ist sie noch nicht verlinkt, weil noch nicht ganz fertig und verabschiedet. Trotzdem ist sie für Dich verbindlich, eine Katze im Sack. Viel Spaß damit.

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Saschas geheime Giftliste

Dr. Spoun hat sie in der Schublade: Eine Giftliste die detailliert mit Etats und Personalschlüssel beschreibt, welche Schwerpunkte die Uni Lüneburg Leuphana künftig bilden soll, was auch heißt: Welche Studiengänge von Streichung bedroht sind. Dieses angeblich 70-seitige Dokument halten Präsidium und die Wissenschaftliche Kommission des Landes Niedersachsen bisher unter Verschluss. Nicht einmal der Senat darf Einblick nehmen, so dass keine sinnvolle Diskussion möglich ist. Der Senat bekam lediglich eine stark verkürzte Präsentation am 19.09. zu Gesicht, die erst auf Aufforderung hin auch gedruckt verteilt wurde.

Das Papier wirkt beim Durchblättern harmlos, hat es aber in sich: Die vier Schwerpunkte sind Kulturforschung, Nachhaltigkeitsforschung, Lehrerbildung sowie Management. Keine Erwähnung finden die Sozialwissenschaften. Ebenso wenig die Ingenieursdisziplinen. Das passt zum Gerücht, die Außenstandorte seien bedroht: Am Volgershall studieren bis auf eher wenige Wirtschaftsinformatiker überwiegend nur noch Ingenieure, in Suderburg sieht es ähnlich aus. Letzterer Standort soll laut inoffiziellem Keller-Zitat aber sowieso nach der Landtagswahl 2008 geschlossen werden.

Dem Senat gefällt das gar nicht: "...das (ist) der Abgesang der Sozialpädagogik", so ein Senator. Die Automatisierungstechniker finden die Vorschläge "suboptimal" und man sieht darin einen "Rückschritt für die Lehrerbildung". Worüber genau diskutiert wird, das jedoch wissen die Senatoren auch nicht wirklich. Deshalb wurde eine neue (nicht öffentliche und vertrauliche) Senatssitzung anberaumt, für die den Senatoren das Spoun-Papier vorliegen soll, wenn auch in einer auf 30 Seiten stark gekürzten Fassung ohne konkrete Zahlen.

Der AStA und andere Gruppen verlangen (vergeblich), diese Papiere im Intranet zu veröffentlichen. Nicht einmal die Präsentation will das Präsidium verbreitet wissen. Einmal mehr versucht Dr. Spoun mit allen Mitteln, eine hochschulöffentliche Diskussion zu unterbinden und ihre Konzepte unhinterfragt durchzusetzen.

Es ist absehbar, dass sich zusätzlich zu den Alt-Diplom-Studenten und den Alt-Bachelor-Studenten nun auch die "Leuphanten" fragen müssen, ob sie ihr hier begonnenes Studium wie gewünscht und unter den zunächst geplanten Voraussetzungen beenden können.

Dienstag, 2. Oktober 2007

Megalomania

Leute, seien wir stolz auf die Uni Lüneburg Leuphana: Libeskind höchstselbst hat es der LZ gesagt: Wir sind die besten, wir sind den Studenten in Yale oder London überlegen, weil wir aus so vielen Disziplinen stammen und mit ihm so ein schönes Audimax basteln. Die eierlegende Wollmilchsau wird nicht nur einen Saal für 1200 Besucher enthalten, sondern auch Arbeitsplätze für Studenten, außerdem werden wir das bauliche Kunststück vollbringen, ein Gebäude mit viel Glas und einer durch schräge Wände stark vergrößerten Außenfläche dennoch mehr Energie produzieren zu lassen, als es verbraucht. (Wenn es nicht klappt, bleiben sicher ein paar Euro für ausgleichende Klimaprojekte in der dritten Welt...) Dieses Projekt ist weltweit einmalig und eine "neue Ära der Architektur", jubeln LZ, Liebeskind und Keller einhellig wie größenwahnsinnig. Ein stadtplanerischer, architektonischer Orgasmus sozugagen.

Umweltfreundlich soll nicht nur der Bau werden, der ganze Campus soll autofrei sein. Klimaschutz? Alternative oder gar innovative Ideen zum Personentransport? Möglichst viele Studenten und Beschäftigte dazu bringen, nicht mit dem Auto zur Uni zu fahren? Naja, das nun doch nicht so ganz: Ein Parkhaus soll errichtet werden, das im Gegensatz zum Parkplatz im Winter beheizt ist, also den Energieverbrauch noch weiter steigert. Autofahren soll nur auf dem Campus selber verboten sein, damit niemand mehr von einem Ende zum anderen Ende mit dem Auto fährt... Das scheinen die Leute (glaubt man Keller) pausenlos zu tun - ein echtes Problem, das man dort entdeckt haben will.

Zu den Kosten schweigt man sich weiterhin aus und verweist trotz Modell und großen Tönen auf eine nicht vorhandene Planung. Die grob veranschlagten 100 Mio Euro sind weiterhin realistisch. So ein tolles Teil ist natürlich aus öffentlichen mitteln nicht finanzierbar, weshalb private Geldgeber einspringen müssen. Geht es nicht auch ein wenig bescheidener? Nein, behauptet Keller, die (nicht vorhandene) Planung gehe von gesetzlichen Vorschriften in Niedersachsen aus. Auf deutsch: Keller behauptet frech, der gesetzlich vorgeschriebene Raumbedarf zwinge uns geradezu dazu, dieses gigantische Projekt so und nicht anders zu bauen, was aber gleichzeitig aus öffentlichen Mitteln alleine nicht möglich sei...

Um es mal klar zu sagen: Es wird weiterhin gelogen, verbogen, verdreht und schöngeredet, dass sich die Balken biegen, damit sich das Präsidium ein Denkmal setzen kann. Pseudo-Probleme haben bei uns ganz offensichtlich weiterhin Vorrang vor den Schwierigkeiten in der Lehre.

Es ist soweit


Keine Fotomontage mehr nötig...

Donnerstag, 27. September 2007

Strafanzeige gegen Dr. Spoun

Laut LZ hat jemand "aus dem Umfeld der Uni Hamburg" Dr. Spoun angezeigt, weil er einen Prof.-Titel führe, ohne Professor zu sein. §132a StGB lautet:
Wer unbefugt inländische oder ausländische Amts- oder Dienstbezeichnungen, akademische Grade, Titel oder öffentliche Würden führt ... wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
Dr. Spoun war zwar niemals Inhaber eines Lehrstuhls, wurde aber kurz nach seiner Ernennung zum Uni-Präsidenten als Gastprofessor an die Uni St. Gallen berufen. Ob sich so ein Nebenjob für einen Vollzeitpräsidenten ziemt, ob der Professorentitel eine Gefälligkeit alter Seilschaften ist, interessiert hier nicht.

Dr. Spoun führt seinen Prof.-Titel mit dem Zusatz "Prof. (HSG)" und damit wohl auch zu recht. So gibt er sich denn auch gelassen, obwohl merkwürdig ist, dass er eine Strafanzeige (!) als eine verwaltungsrechtliche Kleinigkeit abtut. Die (spannende) Frage lautet also: Berechtigt eine Gast-Professur an einer ausländischen Hochschule dazu, den Prof.-Titel in Deutschland zu führen? Vielleicht finden sich ja ein Leser, der hierzu detailliertere Kenntnisse hat.

Mittwoch, 26. September 2007

Klaut Stratmann wirklich Studienplätze?

Stratmann klaut Studienplätze, beklagt der AStA lautstark und kritisieren aufs Schärfste folgendes: Die Arbeitsleistung FH-Professoren wurde mit 14 statt 18 Semesterwochenstunden angesetzt, was uns 200 Studienplätze kostet. Vordergründig ein Skandal, den wir kurz näher betrachten wollen.

Ein Professor lehrt üblicherweise 8 SWS. Der Rest seiner Zeit geht für die Vor- und Nachbereitung seiner Lesungen drauf, für Gremienarbeit und natürlich für die Forschung. An Fachhochschulen wird aber per Definition zunächst einmal gar nicht geforscht, weshalb ein FH-Professor 18 SWS zu lehren hat (was im übrigen wirklich ein Vollzeit-Job ist).

Das hat sich vor etwa 20 Jahren geändert: Auch an Fachhochschulen wird seitdem geforscht. Allerdings hat nicht jeder einzelne FH-Professor einen Forschungsauftrag, sondern die FH als ganzes. Und diese wiederum teilt einigen ausgewählten Professoren in unterschiedlichem Umfang Zeit und Mittel für die Forschung zu. Erhält ein FH-Professor einen Forschungsauftrag, wird die Zeit seiner Lehrverpflichtung gekürzt. Das kann durch freie Forschungssemester oder dauerhaftes Absenken der zu leistenden SWS geschehen.

Bekanntermaßen laufen am Volgershall verschiedene Forschungsprojekte, die von FH-Professoren getragen werden. Wir wissen nicht, in welchem Umfang sie deshalb weniger lehren. Wir wissen nicht, ob Stratmanns Zahl von 14 SWS eine pauschale Schätzung ist oder auf einer konkreten Kalkulation beruht. Wir raten aber dem AStA, sich ein kleines Stück weniger weit aus dem Fenster zu lehnen und ggf. genauer zu beziffern, mit wievielen SWS ein FH-Professor veranschlagt werden sollte.

Donnerstag, 2. August 2007

Koennt ihr es ueberhaupt noch empfehlen sich an der Leuphana einzuschreiben?

Im Kommentar zum letzten Blog-Eintrag tauchte die Frage auf:
Koennt ihr es ueberhaupt noch empfehlen sich an der Leuphana einzuschreiben?
Dazu sei zunächst gesagt: Dieses Blog dient nicht dazu, Erstsemester abzuschrecken. Uns ist bewusst, dass unsere Anschuldigungen teilweise diesen Effekt haben. Das ändert aber nichts an der Berechtigung unserer Kritik.

Die Frage, ob wir unseren Studienort noch empfehlen können, kann nicht in einem Satz beantwortet werden. Da spielen eine Menge Faktoren hinein. Unter Professoren, Angestellten und Studierenden gibt es erheblichen Unmut, was die Reformen betrifft. Gerade seitens der Studierenden findet wenig Gegenwehr statt. Tenor scheint zu sein: Bloß schnell zu ende studieren, bevor uns der Hahn abgedreht wird. Die Uni-Leitung hat allen Alt-Studierenden versprochen, dass sie ihr Studium geordnet und sinnvoll zu ende bringen können. In einigen Fachbereichen scheint das sehr gut zu funktionieren, in anderen sind erhebliche Zweifel angebracht.

Die Frage zielt aber auf ein Studium an Leuphana-College. Das ist weitgehend einmalig, neu strukturiert, es gibt keinerlei Erfahrungswerte. Schon deshalb können wir Euch weder zu- noch abraten. Ihr solltet ganz vor allem versuchen herauszufinden, ob Euer jeweiliger Studiengang in etwa Euren Wünschen und Erwartungen entsprechen könnte, und danach entscheiden.

Die Universität ist sehr inhomogen und wird es entgegen der Hochglanz-Leuphana-Propaganda auch noch mehrere Semester lang bleiben. Das liegt vor allem an der Fusion zwischen Fachhochschule und Uni vor 2 Jahren. Die Lage scheint in den ehemaligen FH-Studiengängen ein gutes Stück entspannter zu sein als in den ehemaligen Uni-Fakultäten. Und das scheint auch weiterhin für den Bachelor zu gelten. Die Alt-FH hatte eine andere Kultur. Die Studiengänge waren verschulter, aber erheblich besser organisiert, es gab und gibt klare Pläne zum Studienverlauf, feste Klausurzeiten, ein äußerst angenehmes Verhältnis zwischen Zahl der Studierenden und Zahl der Dozenten. Dass Studiengänge überlaufen sind, mies organisiert, Du auch mal mehrere Semester auf die Korrektur einer Hausarbeit wartest, das ist vor allem aus den oft schlecht besetzten Studiengängen der ehem. Universität bekannt, speziell in den pädagogischen Fächern.
  • Lehramt, ehemaliger Uni-Studiengang, teilweise chaotisch organisiert, chronisch unterbesetzt, dass sich das in Zukunft verbessert, kann man nur hoffen, evtl. in Zukunft von Streichung bedroht
  • Pädagogik, siehe Lehramt
  • Sozialpädagogik (Uni und FH) sind fusioniert. Neue Strukturen bilden sich gerade heraus. Der FH-Studiengang war ordentlich organisiert und hatte einen guten Schlüssel, der Uni-Studiengang z.T. sehr chaotisch und überlaufen.
  • Kulturwissenschaften, sehr frei, einerseits Defizite im Bereich der Lehre, andererseits ein seltener Studiengang und Aushängeschild der Universität. Wer sich hierfür entscheidet, wird wohl überhaupt Schwierigkeiten haben, einen Studienplatz zu bekommen. Das Studium in Lüneburg ist trotz einiger Defizite empfehlenswert. In kaum einem Studiengang sind Gestaltungsspielraum und Mitwirkungsmöglichkeiten der Studierenden so hoch
  • Umweltwissenschaften: Ebenfalls ein Aushängeschild mit gewisser Zukunftssicherheit und anscheinend ordentliche Bedingungen
  • BWL (Uni und FH zusammengelegt), der Studiengang ist weitgehend von der Ex-Uni aufgesogen. FH-Kultur findet sich hier kaum. Die Ausstattung ist gut, der Studiengang wird als "wirtschaftsnah" Bestand haben und Mittel erhalten
  • Wirtschaftsinformatik: Viel ehemalige FH-Kultur, gut durchorganisiert, guter Betreuungsschlüssel, teilweise wird recht streng "gesiebt". Problem: BWL-Anteile finden am Campus statt, während die Informatik im Volgershall gelehrt wird: Das Pendeln zwischen 2 Vorlesungen ist mit dem Bus gar nicht und mit dem Rad/Auto nur unter Stress zu schaffen.
  • Automatisierungstechnik: Kleiner, familiärer Studiengang am Volgershall mit ausgezeichnetem Schlüssel. Als Fremdkörper und für die Uni recht teurer Studiengang evtl. ein Streichungskandidat.
  • Bauingenieur und angewandte Informatik in Suderburg: die letzte Zweigstelle der Alt-FH außerhalb Lüneburgs. Gerüchten zu Folge von Streichung nach der Landtagswahl 2008 bedroht.
  • Wirtschaftsrecht: Ehemaliger FH-Studiengang und entsprechend gut bestückt und organisiert. Elite-Fach im spounschen Sinne. Schlüssel, Mittel und Organisation stimmten, beste Chancen für Absolventen, wahrscheinlich langfristig gesichert.
  • Wirtschaftsspychologie: Siehe Wirtschaftsrecht.
Das kann natürlich nur eine grobe Orientierung sein. Bei Deiner Auswahl solltest Du noch weitere Faktoren berücksichtigen: Du studierst hier (wie fast überall) nur noch auf einen Bachelor und evtl. später Master. Das heißt, von Dir wird permanent verlangt, innerhalb bestimmter Fristen bestimmte Scheine zu schaffen, wobei Du nur wenigen Wiederholungsmöglichkeiten hast. Wer nicht diszipliniert studieren kann oder will, kann sehr viel schneller als früher exmatrikuliert werden. Der Workload ist dermaßen hoch, dass ein Nebenjob oder Kindererziehung kaum noch möglich sein werden. Dafür wird ein Teilzeit-Studium angeboten, welches wiederum nicht mit dem BaFöG kompatibel ist.

Im Gegensatz zu anderen Bachelor-Studiengängen gibt es das so genannte Leuphana-Semester, das alle Studierenden (fast) einheitlich absolvieren. Dieses Semester ist eine lobenswerte Idee, hat aber zur Folge, dass der Stoff des Bachelors von 6 auf 5 Semester komprimiert wird. Einen Abschluss in der Regelstudienzeit zu schaffen, wird am Leuphana-College eventuell schwieriger sein als an anderen Universitäten, es sei denn, man entscheidet sich für die Studiengänge mit gutem Betreuungsschlüssel.

Eine ganz große Rolle bei der Entscheidung spielt aber schließlich auch noch der Studienort. Lüneburg ist nicht zu groß und nicht zu klein, hat ein sehr angenehmes Flair, die Vorteile der Nähe zu Hamburg ohne die Reizüberflutung und Ablenkung einer Großstadt und einen brauchbaren Arbeitsmarkt für Nebenjobs.

Tja und ganz am Ende die Sache mit dem Spoun. Wir haben offenbar einen Präsiditenten, der möglichst flott und undemokratisch bis autoritär versucht, durchzuregieren und dabei neoliberalen Ansichten folgt. Der (zumindest nach derzeitiger Lage) eine Hochglanzfassade und Imagekampagne aus dem Boden stampft und ein 100-Mio-Euro-Audimax zusammenmauschelt, aber entschieden zu wenig Lösungen für die Probleme und Defizite an unserer Uni anbietet. Ich tippe mal einfach: Wer "wirtschafsnah" und karriereorientiert die entsprechenden Fächer studiert, wird sich damit sehr wohl fühlen. Wer eher links und/oder geisteswissenschaftlich orientiert ist und beim Studium noch immer an WG-Diskussionen und Che-Plakate denkt, wird sich vermutlich sein ganzes Studium über an dieser Uni reiben.

Das Leuphana-College ist, wie gesagt, völlig neu und unerprobt. Wie gut oder schlecht es seine Versprechen einlösen wird, kann derzeit niemand sagen. Bedenklich stimmt, dass selbst Präsident Spoun Leuphana mit einem Ei vergleicht, bei dem man vorher nicht wisse, was herauskommt. Dieses Risiko/Abenteuer muss eingehen, wer hier studieren möchte. Auf der anderen Seite sei gesagt: Die lehrenden Professoren waren auch schon vor Spoun da und haben damals ganz überwiegend die gleichen Vorlesungen gehalten wie heute. Eine Uni ist mehr als sein Präsidium. Zumindest in den Studiengängen, die noch weitgehend ihren Pendants aus der Zeit vor der Fusion ähneln und von den gleichen Professoren betreut werden, ist vieles noch wie damals. Mit allen Vor- und Nachteilen.

Donnerstag, 28. Juni 2007

Audimax: Ein paar Denkanstöße

100 Millionen Euro. So viel, sagte ein Gerücht, das es unter anderem bis in die taz geschafft hat, solle das Audimax kosten. Das ist eine gigantische Summe für diese kleine Uni. Viele wollte das nicht glauben, allerdings gibt es einen interessanten Anhaltspunkt, dass diese Zahl stimmen könnte: Laut LZ vom 25.06. hat Dr. Spoun freimütig erzählt, schon seit längerem eine Sponsorenzusage über 85% erzahlten zu haben. Das wären 85 Mio €. Über die fehlenden 15 Mio € gibt es in der Rahmenvereinbarung eine Zusage seitens Stadt- und Landkreis Lüneburg. Die Zahl sollte also stimmen.

Derzeit studieren etwa 9200 Menschen an der Uni. Pro Studierendem werden also weit mehr als 10000 € ausgegeben. Blasphemische Frage: Wie würde die Uni dastehen, wenn diese Summe der Forschung und der Lehre zur Verfügung stehen würde? Oder nur ein Zehntel davon? Offenbar ist es Sascha Spoun gelungen, relativ mühelos und in äußerst kurzer Zeit 100 Mio € einzuwerben. Sollte er innerhalb der nächsten 12 Monate nur 10 Mio € zusätzliche Mittel für die Lehre auftreiben, ziehen wir unseren Hut und stellen dieses Blog ein. Verprochen.

Für die Berufung von Daniel Libeskind (die über unsere Köpfe hinweg entschieden wurde) stellt das Land Niedersachsen Sondermittel zur Verfügung. Kann das sein? Wir haben massive Probleme, die Lehre in bestimmten Fächern aufrecht zu erhalten, Dr. Spoun spekuliert schon öffentlich damit, die Zahl der Studierenden zu senken, um diese Problem zu lösen. Das alles, weil nicht genügend Mittel von der Landesregierung nicht bereit gestellt werden? Und solche Mittel gibt es so mir nichts dir nichts für eine Gast-Professur in einem bei uns eher irrelevanten Bereich und wahrscheinlich für eine Professur, die wahrscheinlich nicht für die Lehre eingerichtet wurde, sondern damit das Audimax ohne Ausschreibung gestaltet und gebaut werden kann? Hier drängt sich massiv der Eindruck auf, dass wir mit dem schönen Schein des neuen Audimax erschlagen werden sollen, während man uns an der Nase herumführt.

Noch zur Personalie Libeskind: Im weißen Gold wird behauptet, er sei für die Lehre wenig geeignet. Da müssen wir ihn wohl verteidigen. Laut LZ ist dies die 25. Berufung Libeskinds an eine Universität. Als Referenenz wird u.a. Yale genannt. Einem allgemeinen Libeskind-Bashing wollen wir uns nicht anschließen. Und auch die ästhetische Qualität tut wenig zur Sache.

In den Diskussionsforen ist noch ein interessantes Argument aufgetaucht: Wegen Mittelkürzungen könnten sehr bald Hochschulen in Niedersachsen geschlossen werden. Dass gerade die kleine Universtität Leuphana davon betroffen sein könnte, ist nicht von der Hand zu weisen. Durch den Audimax-Bau und die Libeskind-Berufung könnte man es der Landesregierung tatsächlich schwer machen, gerade uns "abzuwickeln". Aber dass sich die Uni über Audimax und Libeskind statt über Forschung und Lehre profilieren will: Arme Leuphana!

P.S.: Laut Dr. Spoun ist weiterhin völlig offen, ob das Audimax überhaupt gebaut wird. Wer's glaubt...

Audimax: Meinungsbild zur Ästhetik

Gestern also hat Daniel Libeskind die Entwürfe für das Audimax vorgestellt. Seine "Show" ist sehr gut aufgenommen worden und er halt viel Applaus erhalten. In den Kommentaren findet sich eine recht fundiert klingende Stellungnahme, warum das Audimax inadäquat ist. Die Kurzumfrage im Bekanntenkreis ergab ein ambivalentes Bild. Einige finden den Bau "cool" oder "toll". Andere finden ihn lächerlich und benutzen Begriffe wie "Ufo" oder "Science Fiction". Einer meinte, das sei nur ein zweites jüdisches Museum, eben in Lüneburg statt in Berlin. Auch wenn der Audimax-Entwurf bei weitem nicht so düster und zerrissen wirke, so verwende er doch die gleiche Formensprache: zerrissene Flächen, erdrückende Fassade, expressionistisch-psychotisch wirkende schiefe Winkel. Das sei im Grunde nicht besonders kreativ oder konzeptionell auf Lüneburg und den Campus abgestimmt. Der Bau könnte einerseits ein gewisses Maß an Aggression aber auch Unkonventionalität, Freiheit (der Lehre?) und Ungebundenheit ausdrücken. Andererseits kann man ihn auch als aggressiv, erdrückend und wenig halt gebend empfinden. Ein Wissenschaftsbau solle die schlichte Klarheit von Wissenschaft und Emperie vermitteln. Dieser Entwurf tue das Gegenteil.

Obige Aussagen sind zusammengefasste Zitate aus Gesprächen und aufgeschnappte Gesprächsfetzen. Das Stimmungbild ist (was für ein Wunder!) stark gespalten. Denkt man an die Veranstaltung im Bibliotheksfoyer, scheint der Entwurf ganz überwiegend sehr positiv aufgenommen worden zu sein. Fragt man im Bekanntenkreis herum, ist das Bild ein völlig anderes und die Skeptiker sind weit in der Mehrheit. Dies ist natürlich überhaupt nicht repräsentativ.

Dienstag, 26. Juni 2007

Daniel Libeskind zum Leuphana-Gastprofessor berufen

Äußerlich betrachtet eine tolle Sache. Der derzeitige Star der Architektur, Daniel Libeskind, unter anderem mit dem Bau des "Freedom Tower" in New York beschäftigt, lehrt an unserer kleinen Uni. Das war heute der LZ eine Schlagzeile wert und darüber dürfen wir uns, Leuphana hin oder her, ruhig freuen.

Schade, dass die Freude ein wenig getrübt ist durch die Art und Weise seiner Berufung. Der normale Weg ist, dass Bedarf für eine Professur festgestellt wird. Dann entscheidet der Senat über eine Ausschreibung, die dann anhand sachlicher Kriterien der beste Bewerber gewinnen würde. Eine solche Ausschreibung würde Daniel Libeskind ziemlich sicher gewinnen. Das ganz kann man hochschulintern als demokratischen Prozess unter Einbeziehung der Statusgruppen begreifen.

So ist es leider nicht gelaufen. Der Senat konnte sich nicht zu einer Berufung durchringen. In Folge dessen haben Stiftungsrat und Landesregierung Grünes Licht von oben gegeben. Die Berufung Libeskinds wurde nicht demokratisch sondern autoritär entschieden.

Unterstrichen wird der Imagegewinn, den Libeskind der Universität Leuphana bringt. Das ist aber nur die eine Seite. Das Audimax müsste als Multimillionen-Projekt öffentlich ausgeschrieben werden. Ausnahme ist eine so genannte "In-House"-Vergabe, bei der Projekte ohne Ausschreibung an die eigenen Beschäftigten gegeben werden können. Und ein solcher ist Daniel Libeskind ja nun. Das Audimax kommt also, und zwar ohne Ausschreibung und so wie Spoun und Keller es sich wünschen, im Zweifel also mit Hotel und Tiefgarage auf Kosten von Biotop und Vamos.

Montag, 25. Juni 2007

Libeskindseminar stellt Ergebnisse vor

Das Präsidium der Leuphana Universität Lüneburg lädt Sie herzlich zur öffentlichen Abschlussvorlesung einer Lehrveranstaltung von Daniel Libeskind ein.

"Die Universität in der Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts - architektonische, künstlerische und feldtheoretische Aspekte."

Die Vorlesung findet am Mittwoch, 27. Juni 2007, um 10 Uhr (s.t.) im Bibliotheksfoyer der Leuphana Universität Lüneburg, Campus Scharnhorststraße, statt.



(Übernommen von der AStA-Seite)

Samstag, 23. Juni 2007

Sascha Spoun steht Rede und Antwort

Wer bisher keine Zeit hatte, zu den Infoveranstaltungen zu kommen, kann das nachholen. Unter dem Titel "Quo vadis Leuphana" halten die Grünen Ratsherren eine öffentliche Fraktionssitzung ab. Sie findet am Montag 25.06. ab 19.30 in der Handwerkskammer Friedrichstraße statt. Dr. Spoun will an diesem Abend die Neuausrichtung erläutern und auf Frage eingehen.

Freitag, 22. Juni 2007

(Noch) Keine Mehrheit für Libeskind

Die Senatssitzung am vergangenen Mittwoch behandelte u.a. den TOP "Berufung einer nebenberuflichen Professur für Architekturentwurf". Im Mai hatte das Präsidium eine externe Berufungskommision nach §26(3) NHG zusammengestellt, in welcher die Statusgruppen der Universtität kein Stimmrecht haben. Die Kommission tagte dann unter größtmöglicher Umgehung der Hochschulöffentlichkeit und fernab der Universtität am 3. Juni im Ritz-Carlton in Wolfsburg. Höchstwahrscheinlich hat sie bereits eine konkrete Personalie, nämlich Daniel Libeskind, vorgeschlagen, worüber der Senat nun unter Ausschluss der Öffentlichkeit abzustimmen hatte. Der ganze Vorgang ist derart merkwürdig, dass sich der AStA und die studentischen Senatoren einer öffentlichen Anfrage veranlasst sah.

Der Berufung Libeskinds steht die Hochschulöffentlichkeit sehr ambivalent gegenüber. Einerseits wäre es ziemlich "sexy", den Architektur-Star an der Universität Leuphana zu wissen, wo er auch gleich das geplante Audimax gestalten könnte. Andererseits ist er ein Spezi unseres Vizepräsidenten Holm Keller, was der ganzen Angelegenheit ein Geschmäckle nach Vetternwirtschaft und Postenschacherei gibt, besonders wenn man betrachtet, unter welchen dubiosen Umständen diese Berufung vorbereitet wird. Erlaubt sein muss auch die Frage nach dem Sinn einer Professur für Architekturentwurf vor dem Hintergrund von Stellenstreichungen in der BWL und den Sozialwissenschaften und den vielen vakanten Professuren, die weiterhin unbesetzt bleiben. Die Schaffung einer solchen Professur ist unserer Meinung nach keine adäquate Antwort auf die Forderungen der Studierenden nach einer besseren Lehre.

Diese Ambivalenz zeigt sich auch im (geheimen aber durchgesickerten) Ergebnis der Senatsabstimmung von 5:5 Stimmen ohne Enthaltung. Dieses Ergebnis kann nur zustande kommen, wenn die Professoren alleine ohne den übrigen Senat abgestimmt haben. Das geschieht üblicherweise, wenn der Senat als ganzer zuvor schon zu keinem klaren Abstimmungsergbnis kam. Libeskind ist also in mehreren Abstimmungen hintereinander durchgefallen. Es heißt, dass vor allem die Vertreter der ehemaligen FH für ihn gestimmt haben.

Daniel Libeskind bleibt also vorerst in New York. Ein letztes Wort war diese Abstimmung allerdings nicht.

Donnerstag, 21. Juni 2007

Was steckt hinter der Holm Keller GmbH?

Holm Keller ist Vizepräsident für Universitäts- und Organisationsentwicklung, Personal, Haushalt und zentrale Verwaltung, also sozusagen so etwas ähnliches wie ein Kanzler und wurde auch als solcher bezeichnet. Frühere Stationen seiner Tätigkeit waren McKinsey und Bertelsmann, seine primäre Aufgaben liefen immer wieder auf Organisation und Networking hinaus. Auch hier arbeitet er so, wie die Fälle "Scholz & Friends" und "Libeskind" zeigen. Das nennt man gelegentlich auch "Vetternwirtschaft". Ob Holm Keller seinen ehemaligen Arbeitgebern und deren neoliberalen asozialen Zielen noch verpflichtet ist, können wir nicht beweisen. Wer McKinsey und die Bertelsmann-Stiftung/CHE kennt, ahnt, dass vieles dafür spricht.

So ein Posten als "Quasi-Kanzler" mit derart vielen Zuständigkeiten sollte eigentlich ein Vollzeit-Job sein, der wenig Raum für anderes lässt, besonders für einen Kulturmanager, der wenig Kompetenzen im Hochschulbereich hat. Trotzdem findet Holm Keller Zeit für allerlei Nebenjobs u.a. als Essayist oder Mitglied verschiedener Vorstände, Stiftungen und Netzwerke oder auch als Dramaturg in Berlin.

Als sei das nicht genug, hat er noch eine GmbH gegründet, die "Holm Keller GmbH", Leinpfad 82, 22299 Hamburg, HR B 99808 Hamburg. Eingetragen ist sie für die Branchen Marketingservice, Veranstaltungsservice, Marketing, Events, Entwicklung, Produktion, Vertrieb. Sie wurde im November 2006 und ist seit dem 18.01.2007 am Amtsgericht Hamburg eingetragen.

Diese Unternehmung sind also keine "alte Verpflichtung" sondern ein neues Projekt, das offenbar viel mit der Leuphana und Kellers Wirken in der Hochschulpolitik zu tun hat. Gerüchten zufolge könnte es sich um die Gestaltung, Produktion und den Vertrieb von Lehrmitteln an Hochschulen handeln.

Wurde hier wieder der Bock zum Gärtner gemacht?

Mittwoch, 20. Juni 2007

Soziale Auslese an der Leuphana

Das Deutsche Studentenwerk hat wieder eine Sozialerhebung durchgeführt mir Fragen wie "Welches ist der höchste berufliche Abschluss Ihres Vaters/Ihrer Mutter?" Das Ergebnis ist wie in den früheren Erhebungen eindeutig. Akademikertum wird vererbt. Von 100 Akademiker-Kindern schaffen 83 den Sprung an die Universitäten, bei Kindern aus Arbeiterhaushalten sind es nur 23.

Das hat kulturelle und finanzielle Ursachen. Die kulturellen: Kinder aus den so genannten bildungsfernen Schichten haben es schlicht und ergreifend schwerer, die gleiche Leistung wie höher gestellte Kinder zu erbringen, wenn ihnen beispielsweise das Lesen und eine Bildungskultur nicht im Elternhaus vermittelt wird. Grundschulkinder aus höher gestellten Haushalten schaffen bei gleicher Intelligenz ihre Gymnasialempfehlung oft spielend, während sozial niedriger gestellte Kinder wesentlich härter für die gleiche Einstufung arbeiten müssen, weil für sie Bildung außerhalb der Schule kaum stattfindet und eingeübt wird.

Genauso stark wirken sich die materiellen Ursachen aus. Das beginnt schon bei Schulbüchern, Klassenfahrten oder schlicht der Wohnsituation; es betrifft längst nicht nur Hartz-IV-Empfänger und endet in der Frage: Wird das Bafög reichen? Können meine Eltern mich unterstützen? Werde ich einen Bildungskredit später zurückzahlen können? Da ist der Weg in eine Ausbildung und das frühe "eigene Geld" wesentlich einfacher, besonders auch, wenn die Eltern nicht den Anspruch vermitteln, ihr Kind solle studieren, sondern ihm vorleben, dass frühes eigenes Geld Sicherheit bedeutet.

Hartz IV, niedrigere Löhne, höhere Unsicherheit, stärke Rationalisierung, höhere Anforderungen bei schlechteren Bedingungen und das Abgleiten der Mittelschicht verstärken dieses Sicherheitsdenken noch. In Deutschland studieren zu wenige. Wir können es uns nicht leisten, Talente einfach verkümmern zu lassen. Und falls wir es uns wirklich "leisten" könnten, ist es menschenverachtend, bestimmte Schichten strukturell von der Bildung auszuschließen. Der Nachwuchs muss gefördert werden. Und zwar nicht nur an den Schulen sondern auch beim Hochschulzugang.

Konkret beobachten wir aber gerade das Gegenteil einer solchen Förderung: BaFöG erhalten weniger als 30% der Studierenden. Studiengebühren/Bildungskredite schrecken Interessenten aus dem "Prekariat" ab. Was tut die Leuphana in dieser Situation? Gibt es ein Konzept, die Studierendenzahl auf das notwendige Niveau anzuheben? Gibt es ein Konzept, soziale Benachteiligung abzufedern? Vielleicht ein didaktisches Modell, verschüttete oder verborgende Talente zu fördern? Das wäre innovativ. Und leider zu schön um wahr zu sein. Das Gegenteil geschieht: Eingeführt wird ein Aufnahmetest, der Bewerber aus sozial schwacher Herkunft noch stärker benachteiligt als ohnehin schon. Und ein Studienmodell, dessen Workload einen Abschluss in der Regelzeit für diejenigen unmöglich macht, die auf einen Nebenjob angewiesen sind und ein so genanntes "faires Teilzeitstudium", das die Studiengebühren auf einen längeren Zeitraum streckt, jedoch beispielsweise für den BaFöG-Bezug völlig irrelevant ist.

Soziale Fragen werden nicht strukturell angegangen, stattdessen schließt sich die Uni der Stiftung der "Jimmy and Rosalynn Carter Partnership Foundation" an und lädt den Ex-US-Präsidenten nach Lüneburg ein, um hier feierlich kleinere Preise an ausgewählte "soziale" Projekte" zu verteilen (siehe LZ 20.04.). Almosen also anstelle struktureller Verbesserung. Wenn im Rahmen der Leuphana-Denkwelt das Wort "sozial" auftaucht, dann ist damit nicht gemeint, die sozialen Standards zu verbessern, sondern die künftige Funktionselite auf den Umgang mit sozial niedriger gestellten Menschen und deren Führung vorzubereiten.

Der Spiegel: "Beschämend für eine Demokratie"
taz: Die Bildungsschicht bleibt unter sich

Dienstag, 19. Juni 2007

Klartext

Zusätzlich zu den Info-Veranstaltungen fand eine Diskussionrunde statt, die vom RCDS organisiert worden war. Hier ging es vor allem um die Verwendung der Studiengebühren. Auch die Neuausrichtung war ein Thema und Dr. Spoun wurde überraschend deutlich.

Ein Gerücht, das immer wieder auftauchte, besagt, dass die Zahl der Studierenden an der Uni sinken wird. Im kommenden Semester soll die Uni ungefähr 1300 Studierende neu aufnehmen. Ungefähr 1000 Studierende haben uns bereits verlassen und es ist sehr wahrscheinlich, dass zum Ende diesen Semesters mehr als 300 gehen, sodass unsere Uni tatsächlich schrumpft. Manche befürchten, dass dies ein dauerhafter Prozess sei.

Dies hatte Dr. Spoun bisher immer dementiert: Eine Absenkung gebe es allenfalls mittelfristig, um die Universität Leuphana zu konsolidieren. Erstaunlich deutlich daher seine Aussage, dass in der Vergangenenheit zu viele Studenten zum Studium zugelassen worden seien, was zu tief greifenden Problemen geführt habe. Und er sagte auch, wo sich Studierenden besonders als Ballast fühlen dürfen: In den Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften.
Ich will den Betreuungsschlüssel verbessern, dafür bin ich viel gescholten worden. Aber wie geht das?
Mehr Dozenten gibt es nicht, im Gegenteil: Lehrstühle sollen abgebaut werden. Bleibt also nur, die Zahl der Studierenden zu senken. Und zwar auf Dauer, wenn das Ziel, den Schlüssel zu verbessern, ernst gemeint ist. Obwohl auch in der BWL Professuren eingespart werden müssen, verschiebt sich der Schwerpunkt damit letztlich in Richtung "wirtschaftsnahe" Fächer. Schrumpfung, elitäre Auswahl, fachlicher Schwerpunkt auf eine "Business School", Neoliberalisierung unserer Uni: Es sieht leider weiterhin danach aus, als ob unsere Befürchtungen sich bewahrheiten. Und die Anti-G8-Demos hätten statt bei Heiligendamm auch gleich in der Scharnhorststraße stattfinden können...

Mittwoch, 6. Juni 2007

Studiengebühren: Minister Stratmann unfähig?

Ministerium hängt in der Luft und bekommt keine Informationen zur Verwendung der Studiengebühren - jetzt sollen die Studis helfen.

Wissenschaftsminister Lutz Stratmann hat einen Brief an alle niedersächsischen Studierenden verfasst, in dem er um Informationen bezüglich der Verwendung der Studiengebühren bittet.

Scheinbar hängt das Ministerium total in der Luft, die Bitte um Informationen klingt reichlich verzweifelt - zumal der inhaltsleere Brief nicht gerade auf große Detailkenntnis schließen lässt. Es ist schon sehr amüsant, dass der Minister selbst keinen Überblick hat, welche Auswirkungen sein Gesetz hat. Jetzt die Studierenden um Informationen zu bitten, grenzt schon an Ironie, zumal diese die Belastung der Studiengebühren tragen müssen und offiziell zu Kunden erklärt wurden. Jetzt plötzlich sollen sich die Kunden also beteiligen - eine seltsame "Neuausrichtung" der Hochschulpolitik des Landes.

Vielleicht überlegt man sich ja beim nächsten genialen Gesetz vorher, ob es sinnvoll und praktikabel ist - und vor allem, wie man die relevanten Infos erhält
Quelle: AStA

Dienstag, 5. Juni 2007

Neuausrichtung Rechtswidrig?

Überall im Land klagen Studierende gegen Studiengebühren. In Nordrhein-Westfalen hatten sie teilweise Erfolg: Die an der Uni Siegen erhobenen Studiengebühren sind nicht rechtens, weil sie in nicht öffentlicher Sitzung entschieden worden sind.

Niedersachsen ist nicht NRW und über Studiengebühren kann unsere Uni so gar nicht entscheiden, trotzdem fallen hier lauter Beschlüsse: Neuausrichtung, Aufnahmetests, Audimax, Reformen... und all das in nicht öffentlichen Sitzungen und unter Geheimhaltung. Wieviel davon schon deshalb gar nicht rechtens ist...?

Leuphana-Semester als Oberstufen-Ersatz

Die Universtität Leuphana wird von allen Seiten mit Lob überschüttet. Das hat heute die LZ nochmal nett zusammengefasst. Unter anderem hat sich das Leuphana-College beim "Forum Bildung" der SPD zusammen mit zwei anderen Bildungseinrichtungen vorgestellt. Die Abschlussrede hielt SPD-Vorsitzender Kurt Beck. Was er genau dort für eine Rede gehalten hat, steht freilich nicht dabei, Hauptsache Dr. Spoun sonnt sich in Prominenz. Weniger prominente Teilnehmer dieser Veranstaltung äußerten allerdings sehr heftige Kritik (entsprechende Aussagen liegen uns vor).

Ein wichtiges Problem sei, dass das Abitur die Bewerber nicht mehr genügend aufs Studium vorbereite. Dies wird als Grund genannt für das Leuphana-Semester, Komplementärstudium usw. An und für sich ist das ein sehr lobenswerter Gedanke, die Frage ist nur, wie sich das mit der verkürzten Studiendauer des Bachelor vereinbaren lässt. Die Antwort ist wohl: Gar nicht. Großes Vorbild USA: In Stanford würden die ersten 4 Semester aus allgemeinbildenden Studieninhalten bestehen, wobei aber unterschlagen wird, dass es dort ein Abitur wie in Deutschland gar nicht gibt und die Lerninhalte eines College ungefähr mit der hiesigen Oberstufe vergleichbar sind. Vor dem Hintergrund ist auch interessant, dass viele Länder mittlerweile die 13. Klasse zum Abi abgeschafft haben.

Zurück zur Frage: Was wäre der richtige Weg, künftig Abiturienten sicher durchs Studium zu bringen? a) Das Abitur und die Oberstufie reformieren? b) dafür sorgen, dass in den einzelnen Studiengängen anfangs das konkret für diesen Studiengang notwendige Grundlagenwissen vermittelt wird? Oder c) von den ohnehin schon sehr kurzen 6 Semestern noch ein Semester abknapsen und dieses fast so unspezifisch gestalten wie die bisherige Oberstufe?

Das Präsidium hat sich für c) entschieden, nennt das ganze "Leuphana-Semester", verwendet altbekannte Rezepte wie das altbekannte und vormals mehrfach gescheiterte Einführungssemester und verkauft uns das ganze auch noch als "Innovation" (lat. für Neuerung).