Mittwoch, 9. Mai 2007

Abrisspläne: Vamos in Not

Das Vamos sollte nun wirklich nicht unter Neuausrichtung und Audimaxplänen leiden. Darüber herrschte breiter Konsens innerhalb wie außerhalb der Uni. Die Geschäftsführung wähnte sich sicher: Schließlich besteht ein Vertrag bis 2014 und jenseits aller Gerüchte hätte man vom Präsidium noch nichts gegenteiliges gehört. Bis heute.

Da wurde nämlich publik, dass Holm Keller einen Brief an den Campus e.V. geschrieben hat, mit der Aufforderung, den Vertrag für das Vamos vorzeitig zu lösen. Es sei beim Neubau eines Audimax im Wege und solle abgerissen werden. Und zwar dringend, denn davon, ob der Verein grünes Licht gebe, hänge ab, ob die Uni Fördergelder zum Audimaxbau heben könne.

Einmal mehr wird also ein Dementi in sein Gegenteil verkehrt. Einmal mehr versucht das Präsidium, seine Pläne mit Überumpelungstaktik durchzusetzen. Die Vamos-Leitung steht nun unter immensem Druck. An ihrer Entscheidung hängt ein Multimillionen-Euro-Projekt, so wird es jedenfalls suggeriert. Wer möchte in deren Haut stecken? Egal, wie sich Campus e.V. entscheidet, der Verein kann es nur noch falsch machen und entweder als Mitvernichter eines Stücks Lüneburger Uni-Kultur dastehen oder als Audimax-Verhinderer.

Immerhin bietet das Präsidium an, das Vamos neu zu errichten. Hier ist allerhöchste Skepsis angesagt. Nicht nur weil wir wissen, was von Versprechen seitens Sascha Spoun oder Holm Keller zu halten ist. Nicht nur weil wir ahnen, dass dann zunächst der Neubau propagiert, aber dann mit fadenscheiniger Begründung wieder fallengelassen werden könnte, wenn die Strukturen erst einmal zerstört sind. Sondern auch, weil:
  • es fraglich ist, wie Audimax/Stadthalle und Vamos nebeneinander bestehen können.
  • das Vamos vor kurzem erst mit EU-Geldern saniert und ausgebaut worden ist, und nun mit EU-Geldern abgerissen werden soll.
  • die erstgenannten EU-Gelder im Falle eines Abrisses evtl. zurückgezahlt werden müssen, und zwar zu Lasten des Campus e.V.
  • der Campus e.V. den Einnahmen-Ausfall Abriss-/Neubauphase finanziell kaum überstehen kann.
  • und weil das Präsidium den Neubau des Vamos verspricht, obwohl es noch gar nicht weiß, woher das Geld dafür und das Audimax insgesamt kommen soll.
Immerhin spricht ja auch Dr. Spoun immer wieder von den vielen Unsicherheiten und Etappen, die für das Audimax noch genommen werden müssen und wettet einen Kasten Bier, dass das Audimax nicht gebaut wird. Soll Campus e.V. etwa unter solchen Umständen einem Abriss zustimmen?

Was ginge mit dem Vamos verloren? Ein Stück Kultur, das sagt sich so dahin. Die Tanzveranstaltungen haben sich bisher angenehm von den üblichen Discos abgehoben, was Musik und Publikum betrifft. Das Vamos holte sehr interessante Konzerte in die Stadt von Stefan Gwildis über BAP und Torfrock bis Annett Louisan. Wenn das alles gar nicht interessiert: Der Campus e.V. hat immerhin 30 feste Mitarbeiter und bietet 140 Studenten Nebenjobs. Das Vamos subventioniert die kleineren (und durchaus innovativen) Betriebe, die zum Campus e.V. gehören. Campus Copy, Entdecker-Reisen, KonRad, die Cafés Venuto, Neun und Viva, Campus Wohnen und nicht zuletzt Campus Mobil stünden auf der Kippe oder müssten ihre Preise anheben.

Auf den Kahlschlag in der Lehre folgt also nun der kulturelle Kahlschlag? Selbst OB Mägde, Mitunterzeichner der Audimax-Partnerschaft zwischen Stadt und Uni, sagt:
Es muss möglich sein, Audimax und Halle nebeneinander bestehen zu lassen - ohne Abriss.
Und was sagt Holm Keller?
Es gibt noch keine Planung, wir prüfen nur alle Optionen für den Fall eines Baus.
Das ganze sei ein "Optionsraum" der geprüft werde. Abgesehen davon, dass dieses Bullshit-Bingo langsam unerträglich wird: Das klingt ziemlich anders als im Brief an Campus e.V., wo er schreibt, die Entscheidung habe Eilbedürftigkeit, weil sonst öffentliche Mittel nicht fristgerecht abgerufen werden könnten.

Wer sich jetzt die Augen reibt und verwundert feststellt, dass ihm diese Masche doch sehr bekannt vorkommt, muss erkennen: Das Vorgehen von Spoun und Keller hat Methode. Die Maschen sind immer dieselben. Und die Lügen gehören dazu.

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

KonRad gehört nicht zu den Geschäftsbetrieben des Campus e.V., wäre aber natürlich ebenso betroffen, wenn es auf dem falschen Fleck steht.

Anonym hat gesagt…

stimmt ja alles. nur das vamos, das ist nun wirklich beschissen. einerseits eine ehemalige bundeswehrsporthalle, andererseits eine art "fort". und studentische "kultur" hat da auch schon länger nicht mehr stattgefunden (bap, torfrock und annett louisan, würde ich jetzt mal als kehrseite studentischer kultur bezeichnen). früher gab es da mal veranstaltungen vom kulturreferat, aber aus unerfindlichen gründen gibt es die da nicht mehr. genauso ist das unikino jetzt im hörsaal 4. also, vieles an unserem campus ist bestimmt toll, es erscheint mir aber durchaus angemessen, auch bestehendes hin und wieder zu überdenken. das vamos hat sich meiner meinung nach sehr weit entfernt von studentischer kultur und vor allem studentischer mitbestimmung, weshalb ich es wohl kaum vermissen würde.

Anonym hat gesagt…

SATIRE

Am Ende ...

K.: Sascha, wir müssen uns unterhalten.
S.: Sofort?
K.: Ja - es ist wichtig.
S.: Was ist los, Holm?
K.: Der Widerstand ist zu groß.
S.: Widerstand?
K.: Du merkst dass nicht, weil Du zu sehr mit Deiner Vision
beschäftigt bist, zu sehr in der Zukunft lebst. Aber ich:
ich habe mich total verschätzt und ...
S.: Ja?
K.: ... mit der Aufgabe
übernommen.
S.: Verschätzt? Übernommen?
K.: Ja, als Du mich damals
anriefst, um zu fragen, ob ich
Dir in Lüneburg helfen kann, war
nicht absehbar, was mich hier
erwartet. Ich dachte, dass die
Provinz auch provinziell sei.
S.: Worauf willst Du hinaus?
K.: Kennst Du "Asterix"?
S.: ?
K.: Den französischen Comic mit den Galliern und den Römern ...
S.: Ach, ja, ich erinnere mich.
K.: Also dort gibt es ein kleines unbeugsames Dorf, dass der
Belagerung durch römische Truppen trotz.
S.: Und? Was hat das mit Lüneburg zu tun?
K.: Im übertragenen Sinne ist Lüneburg das Dorf der Gallier. Und
ich fühle mich wie ein römischer Legionär, der bei seinen
Patroullien häufiger eines auf den Helm bekommt.
S.: Werde bitte deutlicher.
K.: Nun, ich bin zu dem Schluß gekommen, dass ich hier nichts
bewirken kann. Zuviele Asterixe, Verleihnixe und andere Gallier.
Deren Zaubertrank ist mächtiger als meine Mecki-Truppen.
S.: Woher kommt Dein Sinneswandel? Hast Du ein besseres
Angebot?
K.: Angebot? Du verstehst aber auch gar nichts. Manchmal habe
ich den Eindruck Du bist wie Troubadix
S.: Hmh?
K.: Das ist der Musiker bei den Galliern. Nicht wirklich beliebt - es sei denn er schweigt.
S.: Holm, Deine Phantasie geht mit Dir durch.
K.: Nein. Ich bin am Ende. Ich habe Fehler gemacht, Spuren hinterlassen. Wenn es hier so weitergeht, dann brauche ich mich nicht mehr um Projekte zu bemühen. Karlsruhe war schon ein Desaster, aber dies hier ...
S.: schweigt.
K.: Wir schaffen meinen Masterplan nicht.
S.: Du meinst zeitlich?
K.: Ja, zeitlich und auch inhaltlich. Aber entscheidend: ich scheitere an der Umsetzung. Ich habe bisher immer nur Probleme sauber strukturiert und zur Enscheidung vorgelegt. In der Umsetzung reicht meine Erfahrung nicht. Kurz: Wir werden das Audi-Max nicht rechtzeitig fertig bekommen, wenn überhaupt.
S.: Warum nicht?
K.: Sascha! Das finanzielle ist kein Problem. Die Gelder, die habe ich schon beisammen. Ich biete der Stadt und den anderen doch nur eine Beteiligungschance, damit die hinter unserem Audi-Max stehen. Die brauchen wir doch finanziell nicht. Und: die Vamos!Kulturhalle: die muss weg, muss weg.
S.: Was können wir tun?
K.: Nichts. Ohne Audi-Max fehlt uns die Strahlkraft, die wir brauchen, um Menschen nach Leuphana, äh Lüneburg, zu locken.
S.: ähmm.
K.: Allerdings ist es nicht zu begründen,warum wir 100-150 Millionen ausgeben, wenn die gesamte Infrastruktur schon vorhanden ist. Zudem weiß ich nicht, wie wir Daniel in einer öffentlichen Ausschreibung den Auftrag zuschustern können. Bei einer EU-weiten Ausschreibung kommen womöglich Architekten zum Zuge, die uns Gott-weiß-was planen.
S.: Wir sind also in Begründungsnot?
K.: Ja. Nenn mir mal einen vernünftigen Grund, warum das Vamos abgerissen werden soll.
S.: Mhm. (schweigt lange).
K.: Siehst Du - ich weiß auch keinen.
S.: Okay, dann lassen wir das mit dem Audi-Max und stecken das Geld lieber in den Ausbau eines der vorhandenen Hörsäle.
K.: Mhm. Interessante Idee - aber keine Strahlkraft.
S.: Stimmt. Aber wir haben unseren großen Hörsaal.
K.: Aber Sascha, damit bleiben wir weiter hinter unserer Vision.
S.: Du meinst, weil wir die ersten Jahre noch keine Absolventen vorweisen können?
K.: Ja und weil wir kein eigenes Zentrum haben. Eigentlich gehört diese ganze Kaserne abgerissen und nach meinen Plänen neu gestalt. Das Audi-Max ist doch nur der erste Schritt ...
S.: Stimmt. Langsam verstehe ich: Du bist verzweifelt.
K.: Nein. Never change a winning Team. Aber: man muss sich auch von einem toten Pferd trennen können.
S.: Du meinst Troja?
K.: Spinner.
S.: (seufzt)
K.: Ich möchte völlig neu über die ganze Sache nachdenken.
S.: Du kannst mich hier doch nicht allein lassen. Gerade jetzt, wo alles so gut zu laufen scheint.
K.: Scheint! Willst Du es nicht sehen oder kannst Du es nicht sehen? Das Schiff
S.: Mhm?
K.: sinkt.
S.: Ja?
K.: Wir haben die Menschen hier unterschätzt.
S.: Warum?
K.: Ich glaube, weil wir zu viel im Unklaren gelassen haben, weil wir als "Störenfriede" wahrgenommen werden. Weil wir die Intelligenz der Menschen beleidigt haben. Weil wir uns zu sehr mit uns und Leuphana beschäftigt haben. Weil unsere Handlungen als unseriös wahrgenommen werden. Weil wir den angesehenen alten Präsidenten verunglimpft haben. Kurz: weil man uns durchschaut hat. Die wissen alle, dass "Optionsräume" nur eine Worthülse ist, um mein alleiniges Ziel zu erreichen. Die haben verstanden, dass wir Mitbestimmung nur zelebrieren, jedoch nicht erlauben.
Es war auch falsch, dass ich in Hamburg meinen Wohnsitz genommen habe.
S.: Habe ich ja gleich gesagt.
K.: Ach, als wenn es darauf jetzt noch ankäme.
S.: Hast Du schon mit Lutz und Danny gesprochen?
K.: Nein, noch will ich nicht an die Öffentlichkeit gehen.
Ich wollte mit Dir beraten, wie wir uns hier am Besten aus der Affäre ziehen.
S.: Aus der Affäre ziehen? Mit mir nicht. Meine Leuphana wird Realität.
K.: Glaubst Du wirklich noch daran? Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass die Zeit für uns noch nicht reif ist. Schau dir nur mal diese Beschwerdewände an. Alles, was wir bisher verheimlicht haben, kommt jetzt ans Tageslicht.
S.: Holm, was kann ich tun, damit es Dir wieder besser geht?
K.: Wette bloss nie wieder einen Kasten Bier darauf, dass das Audi-Max nicht kommt. Wo hattest du da bloß deinen Verstand?
S.: War doch nur ne Nebelkerze.
K.: So setzt man keine Ablenkmanöver. Erst läßt Du das Hamburger Abendblatt berichten, dass du jedes Wochenende einen Tag im Bett verbringst und dann setzt du nen Kasten Bier gegen deine eigene Idee. Das kann doch niemand mehr Ernst nehmen.
S.: Das hängst Du jetzt aber etwas hoch auf.
K.: Was dir entgeht: die nehmen Dich, bald?, nicht mehr ernst.
S.: Ernüchternd. Was also sollen wir tun?
K.: Gib mir 10 Tage Urlaub, dann habe ich vielleicht einen Ausweg.
S.: Hast Du schon ne Idee.
K.: Ja.
S.: Sag schon.
K.: Privatuniversität auf dem Truppenübungsplatz.
S.: ?
K.: Guck nicht so verdutzt.

Anonym hat gesagt…

Vamos beschissen?

Anonym vom Leder ziehen ist immer so schön einfach.
Dass Kultur, auch die studentische, vielfältig ist und dazu neben Künstlern wie z.B. Fettes Brot auch die Partykultur zählt, ist wohl unbestritten, oder?

Das Vamos! hatte viele tolle Angebote, nicht zu vergessen auch Kneipenabende und Mittagessen. Die gibt's heute woanders, was auch der Weiterentwicklung der Vamos! Kulturhalle zu einem Veranstaltungsort bestimmter Größe und der Entstehung anderer Treffpunkte auf dem Campus Rechnung trägt.

Und wer sich die Leute anguckt, die heute im Vamos! arbeiten, der findet Studis und ehemalige Studis, die den Laden zu dem gemacht haben, was er heute ist.
Das dabei auch städtisches Publikum angesprochen wird, ist als Erfolg zu verbuchen. Schließlich ist das Vamos! für alle da, die es gerne besuchen wollen und kein studentischer Eliteschuppen in dem es nur eine "Kultur" geben darf.

Nadine

Anonym hat gesagt…

Vamos ist Geschmacksache, darüber muss man hier nicht streiten. Ich war heute auf der Infoveranstaltung. Eine Studentin fragte nach dem Audimax und äußerte, es wird immer alles schon als fertig entschieden und so gut wie gebaut dargestellt. Daraufhin wiegelte Spoun ab: Langer Prozess, viele Schritte, 2015, usw. usw. -- und nun lese ich das hier und fühle mich verarscht.

Anonym hat gesagt…

und man konnte auch heute schon irgendwelche vermessungsgeschichten um das biotop und den parkplatz herum bewundern, ein schelm der böses dabei denkt...

Anonym hat gesagt…

So, jetzt reicht es mir.
Ich würde mich freuen, wenn ihr BloggerInnen mal Kontakt mit mir aufnehmt.
Schon alleine, um mir zu sagen, wer Danny ist, Lutz ist ja klar...

p.s. KonRad ist ein Servicebetrieb des AStA.

Anonym hat gesagt…

9. Mai 2007 21:24 Anonym hat gesagt…

"und man konnte auch heute schon irgendwelche vermessungsgeschichten um das biotop und den parkplatz herum bewundern, ein schelm der böses dabei denkt..."


Stimmt, jetzt wo Du es sagst...

leuphaNO hat gesagt…

Caspar, was genau reicht Dir? Kontakt : leuphano@web.de. Und zu den Personalien Danny/Lutz bin ich gerade überfragt. Interessiert mich ehrlich gesagt auch nicht.

Anonym hat gesagt…

Für Caspar,

danke für die Nachfrage.

Danny: hat ein Seminar in New York geleitet und ist Musiker und Baumeister. Das "liebe Kind" (Satire) von Herrn Keller, halt.

Lutz: verdient sein Geld, in leitender Position, in der Wissenschaftsadminstration und unterstützt, so Dr. Spoun und Herr Keller, die Leuphana-Entwicklung.

Grüsse