Insgesamt soll die
- Die vorlesungsfreie Zeit wird durch die Umstellung einmalig um einen Monat verkürzt. Jobber können weniger arbeiten, Eltern sich weniger um ihre Kinder kümmern und alle, die gerade an einer Abschlussarbeit sitzen, rutschen einen Monat früher als gedacht ins Folgesemester - bis auf weiteres mit allen Konsequenzen. Der Aufwand für das Semesterticket steigt enorm, da sich seine Gültigkeitsdauer nicht mehr mit dem Semester deckt und es separat ausgestellt werden muss.
- Am Ende des Sommersemester liegen ganze drei Monate zwischen dem ersten und dem zweiten Klausurenblock. Drei Monate, in denen viele Studenten urlauben und arbeiten (müssen) anstatt sich mit dem Stoff zu beschäftigen. (Pflicht-)Praktika zu splitten wird unmöglich, die Zeit für Hausarbeiten und Nebenjobs fällt extrem kurz aus.
- Die Prüfungsphase endet im Wintersemester Ende Januar, während das Sommersemester schon in der 3. Februarwoche beginnen soll. Die vorlesungsfreie Zeit würde im Winter dauerhaft nur 3-4 Wochen lang sein.
- Die Blockphasen überschneiden sich mit den Ferien. Studierende Eltern müssten ganztags in der Uni anwesend sein, während ihre Kinder Ferien haben, und eine Betreuung für ihre Kinder organisieren und finanzieren, wofür allerdings weniger Studierende als sonst zur Verfügung stünden: Die müssten ja teilweise auch ihre Blockseminare belegen.
- Die Prüfungswochen überschneiden sich teilweise mit den Blockphasen. Es wird also unmöglich, ein Blockseminar zu belegen, wenn jemand eine Nachholprüfng schreibt. Dadurch gehen für den Studierenden 1-2 Semester (je nach Angebot) verloren, und das vor dem Hintergrund der für die "Leuphanten" sehr strengen Regelungen betreffend Wiederholungsmöglichkeiten, verbindliche Anmeldung und Belegpunkte.
- Der vorgezogene Semesterbeginn führt dazu, dass Praktikanten sommers in die Firmen gehen, wenn überall noch Urlaub genommen wird und Engpässe herrschen. Damit die Uni rechtzeitig die Immatrikulationsbescheinigungen versenden kann, ist die Anmeldefrist zum 15. Juli wahrscheinlich nicht zu halten, auch vor dem Hintergrund des neu eingeführten Aufnahmetests. Rein rechnerisch müssten also Abiturienten ihre Anmeldung bereits bis zum 15. Juni erledigt haben, oftmals weniger als 4 Wochen nach dem Abi. In dieser Zeit müssen alle Zeugnisse (für den Aufnahmetest) und ggf. Studienkredite beantragt und bewilligt sein.
- Es wird Schwierigkeiten beim Hochschulwechsel geben. Die meisten Unis in Deutschland starten weiterhin einen Monat später. Allerdings nimmt unseres Wissens die
Universität LüneburgLeuphane derzeit sowieso keine Wechsler auf.
11 Kommentare:
Volle Zustimmung zum Artikel. Auf jeden Fall müssen irgendwann iwie 3 Monate frei sein, um halt ma n ordentliches Praktikum einzuschieben.
Apropos: also es steht jetzt noch nicht fest, wann WiSe08 anfängt, sehe ich das richtig?
Dieses ewige Gejammere. Weil das Studium nicht zur voll ausgebauten Kuschelzeit samt vielen Wiederholungschancen, viel Verständnis und staatlich finanzierter Lizenz zum en bissl hermstudiere gestaltet wird, wird gleich das Ende des Abendlandes heraufbeschworen.
Die deutlich abnehmende Zahl an Kommentaten an diesem linksgerichteten Faulenzerblog bezeugen doch, dass sich langsam aber sicher das Blatt zu wenden beginnt.
Jedenfalls wird Spoun nicht klein bei geben und diejenigen, die auf Staatskosten das Bildungssystem belasten werden früher erkannt. Wirklich zwei erfreuliche Gedanken an diesem lauen Sonntag - es ist doch nicht alles verloren, um Deutschland!
Welch scharfsinniger Debattenbeitrag, solch geschliffene Wortwahl.
Nur erlaube mir einen kleinen Korrekturvorschlag: Diese Weichei-PädagogInnen sprechen nicht von Kuschelzeit, sondern von Kuschelpädagogik. Aber du klingt auch eher wie jemand, der ein Studiengebiet für echte Männer studiert, da kann solch Feingeisterie ja auch nur stören.
Ansonsten freue ich mich darauf, mit dir, wertem Anonym, eine inhaltliche Debatte zur weiteren Ausgestaltung des Colleges und des Leuphana-Bachelors zu führen. Hmm, allerdings kann ich weder in der Mitgliederliste der ZSK, der Fakultätsstudienkommisionen noch anderswo entdecken...
Für Deutschland zu beten ist aber bestimmt auch anstrengend genug.
p.s. Kannst du mir vielleicht trotzdem noch schnell erklären, wie jemand das Bildungssystem belasten könnte, OHNE dem Staat Kosten zu verursachen? Du bist da anscheinend einer ganz heißen neuen VWL-Theorie auf der Spur...
Da fehlt fehlt doch glatt ein "dich" in obigem Text. Bitte passend einsetzen, wenns richtig ist, gibt es 0,1 CP.
Bei so einer kurzen Winterpause müssten sich unsere Profs ganz schön ins Zeug legen, um noch rechtzeitig vor den Wiederholungsklausuren die ersten überhaupt korrigiert zu bekommen. Schon das wär eigentlich einen Versuch wert. Am besten man wartet mit der Umsetzung aber, bis alle Gammelstudenten der neuen Elite gewichen sind, die benötigt dann ja auch keine Wiederholungsklausuren, gelle? Bei der Bundeswehr werden übrigens Trimester veranstaltet. Vielleicht wäre das auch etwas für unsere zackigen Leuphana Enthusiasten.
Trimester? Gerne sofort! Aber bitte mit ausreichendem (!) und schikanefreiem BaFöG sowie kostenloser Kinderbetreuung für studierende Eltern. Mann, das wäre doch schön, sich einfach nur sorgenfrei um das Studium kümmern zu können und sogar noch zügig fertig zu werden. Aber das darf bei uns nur die Möchtgern-Elite. Der Rest wird halt als "faules Pack" beschimpft...
Jau, alles kostenlos, aber pronto. *kopfschüttel* Wie man Kinder in die Welt setzen kann, ohne vorher für eine ordentliche Versorgung der eigenen Familie zu sorgen, wird mir auch immer ein Rätsel bleiben.
Nochmal meine Frage von oben: Schon irgendetwas über das Ende der vorlesungsfreien Zeit zum Anfang WiSe08/09 bekannt?
@anonym: Das Studium in Regelstudienzeit muss für jeden möglich sein. Die Auflagen sollte man dabei nicht an die individuelle Finanzsituation o.ä. koppeln, sondern ganz einfach daran, ob Leistungsnachweise kommen. So wird ein rascher Fortschritt im Studium und eine Gleichberechtigung sichergestellt.
Ahja, und so linksgerichtet der Blog auch sein mag (und mir das auch meist nicht gefällt), die Sache mit dem Semesterbeginn hat nichts mit irgendeiner politischen Orientierung zu tun, sondern ganz einfach mit sinnvollen Vorlesungszeiten bzw. freien Zeiten/Urlaubssemester usw. für Auslandsaufenthalte, Praxisphasen, Projektarbeit u.v.m..
@Christian: Ne, die Anfrage ist aber von den AStA-sprechern bei Unileitung/-Verwaltung eingereicht. Mal sehen...
btw: Kinder in die Welt setzen ohne abgeschlossene Berufsausbildung geht ganz einfach, das Rezept lautet "Sex", und danach bei EliStu beraten lassen.
Generell: Problematisch bei der Verlagerung hin zu Frühling/Herbstsemester ist auch die Kollision mit Schulferien, was Praktika/Pflichtzeiten in Schulen/sozialen Einrichtungen/Betrieben erschwert. Ich empfehle in Mannheim nachzuschauen, die haben da bereits den neuen Takt eingeführt - mit allen Nachteilen für die Studierenden... (wobei ich grad seh, die Stellungnahme ist nicht online, auf Wunsch liefere ich die)
@Caspar: jau danke, wär echt ma interessant zwecks Planung
Das Konzept mit den Bienen hab ich glaub ich kapiert, nur die andere Sache mit der Finanzierung scheint n strittiges Thema zu sein (und ich meine NICHT die Verhütungsmittel ;) ).
Also eines ist auf jeden Fall klar: dass diese merkwürdigen Semesterzeiten nicht ordentlich funktionieren werden. Man sollte das entweder wie vorher oder halt sehr stark zu einer der vorlesungsfreien Zeiten hin verteilen (1 1/2 vs. 4 1/2 Monate o.ä.). Wobei beides Vor- und Nachteile hat. (enger Zeitplan ^^) :/
Ach das hat doch nichts mit Vollkaskomentalität und Verhütung zu tun. Wir bekommen irgendwie zu wenig Kinder. Deshalb zahlt man mittlerweile ein recht hohes Elterngeld: Der Staat (immerhin hier: von der Leyen, CDU!) will es sich also was kosten lassen, dass wir Kinder machen. Speziell auch gut siturierte, die hohe Einkommensverluste fürchten, wenn sie nicht voll für ihre Karriere dabei sind -- und das sind ganz vor allem Akademiker.
Nun ist aber ein Studium sehr viel einfacher mit einem Kind vereinbar als ein Job. Beim Studium ist es nämlich letztlich vollkommen egal, wann Du welche Scheine machst und wann nicht, während dein Chef im Job auf deine regelmäßige Arbeitsleistung angewiesen ist. Mit Mitte 20 kann man, wenn man den "Leuphana-Bachelor" und vielleicht noch einen Master machen möchte, aber kaum Kinder haben. Danach kann man auch keine Kinder haben, weil man in den Job einsteigen muss und als neuer nicht gleich wieder rausfallen will. Wenn man doch Kinder hat, heißt das entweder: Extreme Selbstausbeutung oder Verzicht aufs Studium oder Studium für die Katz weil Verzicht auf Karriere. Komm mir hier nicht mit Beispielen der Sorte "mein Opa ist 100 geworden obwohl er raucht", es geht hier um das Prinzip und nicht um Einzelfälle.
Wir brauchen also nicht nur Elterngeld, sondern auch entweder die Möglichkeit, sich das Studium völlig frei (!) einteilen zu dürfen, wenn man Kinder hat, oder eine volle (!) Kinderbetreuung, wenn die Prüfungsordnung das nicht ermöglicht. Beim BaFöG ist das ja auch kein Thema...
Noch ein Punkt, der den Fokus etwas von uns "langharigen dreckigen revoluzzern" nimmt, wäre z.B. ein Blick auf die Positionen des Deutschen Studentenwerkes. Das DSW spricht für alle deutschen Studiwerke, die ja nur zur =>Serviceerbringung existieren. Und was sagt das DSW (mit der erfahrung aus der alltäglichen servicearbeit)? Studiengebühren weg (das ist ein wink in deine richtung, christian :), vernünftige betreuung von studis mit kind, bafög und studienfinanzierung verbessern, Bachelor nicht so stark verschulen, soziale selektivität zurückfahren, usw.
Es geht hier ja nicht um faulenzen, sondern um ein modernes studienmodell, und dazu gehört auch die selbstbestimmung...
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